Kulturelles Leben in Wermelskirchen Vier Chöre sorgen für Begeisterungsstürme

Wermelskirchen · Pünktlich zum Jahr des Stadtjubiläums standen die vier verbleibenden weltlichen Chöre aus Wermelskirchen auf einer Bühne: Rund 200 Besucher bejubelten das Konzert im Stephanus-Gemeindezentrum in Neuenhaus.

Großes Finale mit Akkordeon: Die vier weltlichen Chöre der Stadt sangen zum Ende ihres gemeinsamen Konzerts mit dem Publikum das Bergische Heimatlied. 

Großes Finale mit Akkordeon: Die vier weltlichen Chöre der Stadt sangen zum Ende ihres gemeinsamen Konzerts mit dem Publikum das Bergische Heimatlied. 

Foto: Theresa Demski

Am Ende stehen sie gemeinsam auf der Bühne. Rund 80 Sänger. Peter Rinne hat zum Akkordeon gegriffen und das Bergische Heimatlied angestimmt. Das Publikum singt mit. „Wo im Schatten der Eiche die Wiege mir stand, da ist meine Heimat, mein Bergisches Land“. Viele Besucher und auch ein paar Sänger auf der Bühne haben jetzt ihre Smartphones aus der Tasche geholt – um diesen Moment einzufangen, festzuhalten und mitzunehmen.

Irgendetwas liegt in der Luft. Das mag am Heimatgefühl liegen, das diese Melodie in den Tiefen der bergischen Seele berührt. Das mag aber auch am Seltenheitswert dieses Moments liegen: Alle vier verbleibenden weltlichen Chöre der Stadt stehen gemeinsam auf einer Bühne: die Männergesangvereine aus Niederwermelskirchen und aus Dhünn, der Frauenchor „Bella Melodica“ und der Chor „Reharmonie“.

Rund zwei Stunden lang haben die vier Chöre für ein buntes Programm gesorgt – mit eigenen Akzenten und vertrauten Melodien, in die ihre Kollegen auf den Rängen manchmal summend einstimmten, weil sie ihnen so bekannt vorkamen. Im Jahr des 150-jährigen Bestehens der Stadt war der Vorstand des Männergesangvereins (MGV) Niederwermelskirchen zu dem Schluss gekommen, die musikalischen Kräfte der Stadt für ein Konzert zu bündeln. Die Anfrage bei den Kollegen hatte gute Resonanz gefunden. Also hatte der MGV Niederwermelskirchen sein traditionelles Frühlingskonzert in ein neues Gewand gehüllt und Teile seines Programms an die Kollegen der anderen Chöre abgetreten. Mit großem Erfolg.

Rund 200 Besucher kamen am Sonntagnachmittag ins Stephanus-Gemeindezentrum. Einen freien Platz suchten Nachzügler vergebens. Viele der Sänge fanden einen Platz an Stehtischen oder einsatzbereit vor der großen Tür zum Saal. Die großzügige Bestuhlung überließen sie jedenfalls den Zuhörern. Die empfingen schon das kleine Ensemble „Reharmonie“ unter Leitung von Sybille Hummel mit herzlichem Applaus. Die Sänger mit Schlaganfallgeschichte hatten ihre Hymne im Gepäck: „Wunder geschehen“.

Als sie rund 15 Minuten später die Bühne unter Applaus wieder verließen, stand schon Oliver Firl mit seinen Dhünner Sängern bereit. Tiefe Klänge, getragene Melodien und ein klingendes Zeugnis traditionsreicher Chorgeschichte hatten die Gäste aus Dhünn im Gepäck – und unvergleichliche Klaviermelodien des Dirigenten. Vor allem als die Sänger plötzlich ganz unverhofft die Tonart änderten und beim „Frohen Sängermarsch“ das Tempo anzogen, mutig ihre Stimmen erhoben und fast ein bisschen zu Tanzen begannen, jubelte das Publikum begeistert.

Nach Fischbrötchen, Bratwurst und einem Gläschen Wein in der Pause folgte der Auftritt der Damen von „Bella Melodica“ unter Leitung von Martina Niemeier. Neben den vertrauten Chormelodien hatten die Sängerinnen auch einen ungewöhnlichen Rhythmus im Gepäck: Mit „Bring Me Little Water, Sylvie“ ergänzten die Frauen ihren Gesang mit eindrucksvollem Klatschrhythmus – und freuten sich über die Begeisterung im Publikum. Die hielt auch an, als die Gastgeber schließlich in eindrucksvoller Formation und mit bunten Krawatten Aufstellung bezogen – mit Dirigent Peter Rinne. Der versierte Musiker mit Entertainer-Qualitäten genoss das Heimspiel mindestens genauso wie das Publikum. Sybille Hummel unterstützte am Klavier. „Oh, das geht hoch“, murmelte ein Sänger aus Dhünn vor den Türen des Saals, als der Chor mit seinem „Halleluja“ hohe Töne anstimmte. Die ausgelassene und freundliche Stimmung zog sich durch die Reihen der Chöre genauso wie durch die Bänke im Publikum – erst Recht als die Gastgeber zum eigenen Finale „Ticino e vino“ anstimmten und damit nicht nur zum leisen Mitsingen, sondern auch zum Schunkeln einluden.

Nach der gemeinsamen, umjubelten Hymne löst sich die Runde dann nur widerwillig auf – als wolle man den Moment noch etwas genießen. Viele Sänger blieben noch auf ein Fischbrötchen unterm Festzelt auf der Terrasse und auf ein gemeinsames Gläschen. Das haben sich die Kehlen redlich verdient.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort