Aktion „Zu Fuß zur Schule“ in Wermelskirchen Viele Schüler verzichten aufs Elterntaxi

Wermelskirchen · Alle Grundschulen setzen in dieser Woche ein Zeichen: Gemeinsam starten sie die Aktion „Zu Fuß zur Schule“. Auch die fünfte Klasse des Städtischen Gymnasiums beteiligt sich. Gute Gründe für diese Kampagne gibt es offenbar genug.

 Auf dem Schulweg zur Katholischen Grundschule haben Eltern Stellung bezogen und verteilen Stempel für die Karten.

Auf dem Schulweg zur Katholischen Grundschule haben Eltern Stellung bezogen und verteilen Stempel für die Karten.

Foto: Theresa Demski

Theo zieht seine kleine, bunte Karte aus der Tasche. Noch etwas verschlafen lässt er sich den Stempel geben und setzt dann seinen Weg zur Katholischen Grundschule (KGS) fort. Hinter ihm holen sich schon die nächsten Kinder den begehrten Stempel ab – als Beleg dafür, dass heute nicht das Elterntaxi zur Schule gefahren ist.

Gleich mehrere Eltern haben rund um die KGS am Montagmorgen einen Posten übernommen, um die Schüler mit einem Stempel zu versorgen. Auch ein paar Straßen weiter wird fleißig gestempelt: An der Schwanenschule setzt gerade Marlene ein Zeichen auf den großen Pappfuß im Eingangsbereich. Jedes Kind, das heute zu Fuß zur Schwanenschule gekommen ist, darf sich mit einem Stempel verewigen. In der Schlange an der Stempelstation steht auch Moritz. „Ich gehe jeden Morgen zu Fuß“, erzählt der Viertklässler, „und ich entdecke dabei auch immer neue Sachen.“ Deswegen würde er sich den Schulweg nie nehmen lassen.

Auf dem Schulhof begrüßt Schulleiterin Katrin Wagner die Kinder, bevor sie stimmgewaltig in ein gemeinsames Lied einstimmen: „Ich kann zu Fuß zur Schule gehen, den Weg dahin muss ich verstehen.“ Währenddessen kleben die Kinder in der Waldschule gerade Waldmeilen auf ein Plakat. Wer zu Fuß kommt, erhält eine Waldmeile und trägt damit zur großen Sammlung der Meilen bei. Wenn die 220 Kinder im Laufe der Woche mindestens 2000 Waldmeilen zusammentragen, bekommen sie einmal Hausaufgabenfrei. „An einem sonnigen Tag, dann haben sie nachmittags noch mehr Zeit sich zu bewegen“, erzählt Schulleiterin Dagmar Strehlow-Toussaint.

Zum ersten Mal startet am Montag an allen Grundschulen gleichzeitig das Projekt „Zu Fuß zur Schule“. Per Elternbrief haben die Schulleitungen Mütter und Väter im Vorfeld über die Aktionswoche informiert – und darum gebeten, das Elterntaxi einfach mal stehen zu lassen und sich stattdessen zu Fuß, mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg zur Schule zu machen. Auch die fünften Klassen des Gymnasiums sind dabei.

„Die Idee ist in einer Konferenz der Schulleiter entstanden“, erzählt Katrin Wagner, Schulleiterin der Schwanenschule. Gemeinsam habe man über Energiesparmöglichkeiten beraten. Und weil einzelne Schulen im Rahmen der Mobilitätswoche bereits das „Zu Fuß zur Schule“-Projekt umgesetzt hatten, einigten sich die Schulleiter auf eine konzertierte Aktion. „Ein starkes Signal“, findet Katrin Wagner. Zumal es bei dem Schulweg-Thema längst um viel mehr gehe als darum, die Umwelt zu schonen.

„Es ist viel schöner, wenn es morgens nicht so voll vor der Schule ist“, erklärt dann auch Milla an der Schwanenschule. Und tatsächlich bestätigten viele Schulen, dass das Elterntaxi-Aufkommen zum Schulstart am Morgen große Sorgen machen. „Wir haben deswegen schon vor einigen Jahren in Dabringhausen eine Elternhaltestelle an der Mehrzweckhalle eingerichtet“, erzählt Friederike Kelzenberg-Gerloff, Schulleiterin der Dhünntalschule. Dadurch habe sich die Situation entspannt. Auch an anderen Schulen gibt es Elternhaltestellen.

Das birgt noch eine weitere Chance: „Denn vor allem geht es uns ja um die Gesundheit der Kinder“, sagt Katrin Wagner. Jungen und Mädchen, die zu Fuß zur Schule kommen, seien meist wacher und präsenter. „Die frische Luft tut ihnen einfach gut“, weiß die Schulleiterin der Schwanenschule. Diese Erfahrung macht ebenso ihre Kollegin in Dabringhausen: „Deswegen ermuntern wir Kinder und Eltern aus vielen verschiedenen Gründen, den Schulweg zu Fuß zurücklegen“, sagt auch Friederike Kelzenberg-Gerloff.

An der Waldschule wird das Projekt noch mit Bewegungsaktionen gewürzt: Jede Klasse nimmt sich in dieser Woche eine Aktion vor – vom Müllsammeln, über das Kennenlernen der Schulwege der Mitschüler bis hin zur Spielplatzprüfung. „Wenn die Kinder morgens zu Fuß zu Schule kommen, dann sind sie konzentrierter und aufnahmebereiter“, hat auch Dagmar Strehlow-Toussaint festgestellt.

Allerdings wissen die Schulleiterinnen auch um die Herausforderungen in den Familien – im hektischen Alltag am Morgen, auf längeren Strecken. In Dabringhausen sei das Gebiet zum Beispiel sehr zersiedelt, weiß Kelzenberg-Gerloff. „Wir wollen den Eltern in dieser Woche einfach ein bisschen Mut machen“, sagt Katrin Wagner – auch für kreative Lösungen. „Eltern und Kinder, die morgens längere Strecken hinter sich legen müssen, können zum Beispiel einen Ort vereinbaren, ab dem der Schulweg zu Fuß fortgesetzt wird“, schlägt daher Dagmar Strehlow-Toussaint vor. Auch kleine Schritte hätten manchmal eine große Wirkung – für die Umwelt und für die Kinder.

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