Szene Verträumter Jazz-Rock mit „Morgen Jass“ aus Essen

Wermelskirchen · Nachdem das Haus Eifgen beim großen Frühlingsfest am 1. Mai fast aus allen Nähten geplatzt war, hielt sich der Zuschauerzuspruch beim Auftritt des verträumten Jazz-Quartetts „Morgen Jass“ eher in Grenzen.

 Die vier Musiker der Band „Morgen Jass“ aus Essen bot im Haus Eifgen Jazz vom Feinsten.

Die vier Musiker der Band „Morgen Jass“ aus Essen bot im Haus Eifgen Jazz vom Feinsten.

Foto: Jochen Rolfes

Die Besucher bekamen jedoch ein hervorragendes Jazz-Feuerwerk geboten. Denn die vier jungen Musiker Fabian Neubauer (E-Piano), Philipp Humburg (Gitarre), Malte Winter (Bass) und Marvin Andrä (Schlagzeug), die allesamt an der Essener Folkwang Universität der Künste studieren, ließen sich angesichts der Gästeschar  keineswegs davon abhalten, ihre hochkomplexen, stellenweise entrückten, aber immer enorm virtuosen Songs in den knapp 90 Minuten Spielzeit zu präsentieren. Diese wiederum weckte in den anwesenden Musikern im Publikum genau die richtige Laune für die anschließende offene Session.

Der rein instrumentale und hochvirtuose Jazz, in dem sich funkige Elemente wie im tollen „Balcony“ oder der rustikalen Ode an „Japan“ genauso wiederfanden wie extrem Progressives, wie eindrucksvoll im regelrecht wahnwitzigen Bass-Solo in der zweiten Nummer „AfroArctic“ nachzuhören war, erforderte von Publikum durchaus einige Aufmerksamkeit. Diese wurde aber mit punktgenau sitzenden Instrumentalabfahrten und mitunter beinahe poppig-eingängigen Momenten belohnt, was sich in begeistertem Applaus niederschlug. Ganz großes Ohrenkino.

Seien es stoisch wiederholte und dennoch komplexe Bassläufe, über die das Hi-hat einen beinahe schon hektisch-penetrant wiederholten Viertelbeat legte, auf dem sich die Gitarre von Humburg mit kleinen, aber sehr feinen Licks positionierte, während Neubauer seinem Wurlitzer-E-Piano die abgefahrensten Läufe entlockte. Oder auch die raumgreifende Dynamik, die zwischen den leisesten Tönen und wahrlich furiosen Eruptionen nahezu alle Bereiche auspendelte – wobei das Gebotene an keiner Stelle konfus wurde, sondern immer stringent einem höheren Plan zu folgen schien. Selbst wenn bisweilen die Grenze zum Free Jazz zumindest touchiert wurde.

Warum allerdings zwei Herren ins Haus Eifgen gekommen waren, die meinten, sich ausgerechnet während eines verträumt-zerbrechlichen Intros auf dem Wurlitzer derart laut unterhalten zu müssen, dass es störend und den Musikern gegenüber extrem respektlos war, dürfte das Geheimnis eben jener Besucher bleiben. Zum Glück schien dieser Bedarf aber im weiteren Verlauf des Abends gedeckt worden zu sein, so dass man im Anschluss auch die anderen ruhigeren Momente, von denen es durchaus noch einige gab, genießen konnte.

Nach dieser Lehrstunde im besten Wortsinne kopflastiger Jazz-Musik, inklusive einer vehement geforderten und einmal mehr furiosen Zugabe, waren die Musiker unter den Besuchern dran, das Ihrige zum Abend beizusteuern. Eine Session im Haus Eifgen machte natürlich auch im kleinen Kreis jede Menge Spaß.
WOLFGANG WEITZDÖRFER

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