Ferien in Wermelskirchen Urlauber kommen ans Ende der bergischen Welt

Osminghausen · Wer will schon Urlaub in Osminghausen machen, fragte sich Susanne Eisenstein – und richtete dann trotzdem Ferienwohnungen ein. Inzwischen kann sie sich vor Buchungen kaum retten. Sommerferien aus einer anderen Perspektive.

 In so einer hübsch eingerichteten Wohnung kann man seine Ferien genießen. Diese Wohnung befindet sich im Souterrain des Hauses.

In so einer hübsch eingerichteten Wohnung kann man seine Ferien genießen. Diese Wohnung befindet sich im Souterrain des Hauses.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sie hört das Auto schon, als es langsam die schmale Straße runterrollt. Urlauber auf dem Weg in „Susis Ferienwohnung“ verfahren sich gerne mal in Osminghausen – weil die Hausnummern hier wild durcheinander angeordnet sind. Aber diese Gäste haben den Weg gefunden und schließlich hält das Auto aus Lettland vor der Tür. „Wir haben ein neues Schild, damit die Gäste nicht durchfahren und bei den Nachbarn auf dem Hof landen“, sagt Susanne Eisenstein und dann eilt sie zur Haustür, um die neuen Gäste zu empfangen. Sie haben eine lange Fahrt hinter sich und freuen sich auf etwas Erholung „am Ende der Welt“. Susanne Eisenstein zeigt ihnen eine der Ferienwohnungen im Haus, weist auf WLAN-Passwort und Kaffeemaschine hin, deutet auf die Terrasse, den Eingang zur Sauna und das Informationsbuch auf dem Tisch. Sie spricht ein paar Brocken englisch. „Aber meistens verständigen wir uns mit Händen und Füßen“, sagt die Gastgeberin, als sie wieder in ihrem eigenen Wohnzimmer sitzt und die Gäste ihre Taschen auspacken.

Vor zwei Jahren haben Susanne Eisenstein und Ehemann Jörg Heinzemann die Wohnungen ihrer erwachsenen Kinder in Ferienwohnungen verwandelt. Seit dem sehen sie Urlaub aus einer neuen Perspektive. „Wir hatten nach dem Auszug der Kinder plötzlich Platz im Haus“, erzählt die Altenpflegerin. Im Dachgeschoss und im Souterrain seien schon beim Bau des Einfamilienhauses großzügige Wohnungen entstanden, damit Sohn und Tochter jeweils ihren eigenen Bereich haben würden. „Als die Kinder erwachsen waren, überlegten wir, ob wir vermieten sollen“, erzählt die 51-Jährige. Aber stattdessen entschied sie sich, Gastgeber zu sein. „Ich hatte noch Bedenken“, gibt sie zu. Wechselnde, fremde Gäste im Haus zu haben, barg schließlich auch ein Risiko. Aber weil sie die Begegnung mit anderen Menschen seit jeher schätze und schon immer gerne Gastgeberin gewesen sei, versuchten die beiden ihr Glück.

 Susanne Eisenstein war erst skeptisch, doch inzwischen fühlt sie sich bestätigt, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hat.

Susanne Eisenstein war erst skeptisch, doch inzwischen fühlt sie sich bestätigt, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hat.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Am Anfang dachten wir: Wer will denn schon hier in Osminghausen Urlaub machen?“, erzählt Susanne Eisenstein. Sie gingen von einer Buchung alle paar Monate aus. Stattdessen kamen die Anfragen im Stundentakt. Unternehmen entdeckten die ruhige Wohnung für ihre Monteure, Durchreisende schätzten die zentrale Lage zwischen Düsseldorf, Köln und Wuppertal und Familien freuten sich über die Möglichkeit, in der bergischen Natur Ferien zu machen. 400 Übernachtungen, Gäste aus 18 Nationen zählten Susanne Eisenstein und Jörg Heinzemann im vergangenen Jahr. Viele Anfragen mussten die beiden absagen, weil sie bereits ausgebucht waren. Es zeigte sich: Urlaubsgäste wissen Osminghausen zu schätzen. „Wir sind dann schnell in unsere Aufgabe als Gastgeber reingewachsen“, sagt Susanne Eisenstein.

Inzwischen stehen drei Trockner und drei Waschmaschinen im Haus. Sie sind auf Hotel-Bettwäsche umgestiegen, haben sich eine Mangel angeschafft. Jedes Zimmer hat inzwischen einen Fernseher. Einmalzahnbürsten, Duschgel und Wasserflaschen erwarten die Besucher. „Und weil die Monteure immer im Regen vor dem Haus rauchten, haben wir jetzt eine Raucherhütte gebaut“, erzählt Jörg Heinzemann.

Der Einsatz lohnt sich: Bei den bekannten Reiseportalen im Internet hat „Susis Ferienwohnung“ Bestnoten. „Ich bin da inzwischen richtig ehrgeizig“, sagt sie lachend. Aber vor allem wünsche sie sich, dass die Gäste sich wohlfühlen. Deswegen holt Jörg Heinzemann Besucher mit dem Fahrrad auch schon mal im strömenden Regen in Hückeswagen ab, deswegen sammelt er LKW-Fahrer am Parkplatz am alten Freibad in Dhünn ein und deswegen hilft er, wenn Urlauber mit Autopannen kämpfen.

Heute haben die beiden nicht nur einen anderen Blick auf ihre Unterkunft, wenn sie selbst als Urlauberin unterwegs sind, sondern sehen auch die eigene Heimat mit anderen Augen. „Wir haben vieles hier selbst gar nicht so gut gekannt“, sagt Susanne Eisenstein. Viele Ausflugsziele habe sie inzwischen selber getestet, um sie guten Gewissens den Urlaubern vermitteln zu können – vom Brückenpark bis zu den Radwegen, vom Kanufahren in Solingen bis zur Straußenfarm in Emminghausen. „Manchmal wollen die Menschen aber auch einfach nur die Ruhe genießen“, sagt Susanne Eisenstein, „hier bei uns in Osminghausen.“

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