Aktion gegen Trickbetrug in Wermelskirchen Umschlag soll Betrugsopfer aufrütteln

Wermelskirchen · Die Polizei und die Stadtsparkasse wollen vor allem ältere Kunden gemeinsam vor Trickbetrug schützen. Sechs Fragen sollen die Senioren nachdenklich machen.

 Gemeinsam gegen Trickbetrug: Andrea vom Stein (l.) und Claudia Kammann stellen die neuen Umschläge und Plakate vor.

Gemeinsam gegen Trickbetrug: Andrea vom Stein (l.) und Claudia Kammann stellen die neuen Umschläge und Plakate vor.

Foto: Theresa Demski

Wenn ältere Kunden am Bankschalter in der Sparkasse stehen und plötzlich 10.000 Euro von ihrem Konto abheben wollen, werden die Mitarbeiter aufmerksam. „Aber wir können natürlich nicht mehr machen, als freundlich nachzufragen“, sagt Andrea vom Stein von der Stadtsparkasse. Schließlich könne jeder Kunde über sein Geld selbst verfügen. Weil die Mitarbeiter der Sparkasse genauso wie die Fachleute der Polizei im Rheinisch-Bergischen Kreis die Menschen aber vor Betrug schützen wollen, haben sie gemeinsam eine neue Idee umgesetzt.

Bleibt der Kunde künftig bei dem Wunsch, die unerwartet hohe Summe abheben zu wollen, bekommt er das Geld in einem speziellen Umschlag mit sechs aufgedruckten Fragen:

▶ Haben Sie den Geldbetrag abgehoben, weil Sie angerufen wurden?

▶ Sollen Sie das Geld noch heute übergeben?

▶Hat der Anrufer verboten über den wahren Zweck der Abhebung zu sprechen?

▶ Hat sich der Anrufer als Familienangehöriger ausgegeben?

▶ Sollen Sie das Geld an eine unbekannte Person übergeben?

▶Sollen Sie etwas überweisen oder eine Geldwertkarte kaufen?

„Wenn Menschen zwei oder mehr Fragen mit ‚Ja‘ beantworten, sollten sie sich sofort bei der Polizei melden“, sagt Kriminalhauptkommissarin Claudia Kammann. Darauf weist die Polizei künftig auf dem Geldumschlag hin. „Wir wünschen uns, dass die Menschen im Betrugsfall Verdacht schöpfen“, erklärt Claudia Kammann, „und wir hoffen, dass der Umschlag aufrütteln kann.“

Schließlich weiß die Polizei um die perfiden Methoden des organisierten Verbrechens. Die Geschichten würden ständig variieren, aber die Systematik sei immer die gleiche: Ältere Menschen würden am Telefon unter Druck gesetzt, häufig werde mit Angst gearbeitet, damit sie hohe Geldsummen übergeben. „Es kann jeden treffen“, betont Claudia Kammann. Im vergangenen Jahr gingen bis November 30 Anzeigen aus Wermelskirchen wegen versuchten Trickbetrugs ein – viermal hatten die Betrüger Erfolg, 26-mal blieb es beim Versuch. „Einmal hat ein Herr 10.000 Euro abgehoben und den Betrügern übergeben“, berichtet Polizeihauptkommissar Christian Tholl. Auch damals war ein Mitarbeiter der Bank aufmerksam geworden – die Betrüger hatten den Herrn aber auf die Frage vorbereitet und ihm die Antwort in den Mund gelegt. Das Geld sah er nie wieder.

So weit wollen Polizei und Sparkasse es nicht kommen lassen. Deswegen sind ab heute die Umschläge im Einsatz und Werbeplakate erinnern in der Sparkasse an die Gefahr der Betrugsmaschen. „Vielleicht werden so auch jüngere Menschen darauf aufmerksam und bleiben mit Eltern und Großeltern im Gespräch“, sagt Hauptkommissarin Claudia Kammann. Denn oft helfe es schon, wenn Betroffene vor der Geldübergabe das Gespräch mit Angehörigen suchen, damit der Betrug auffliegt.

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