Heuernte in Wermelskirchen Trockenheit macht Bauern zu schaffen

Wermelskirchen · Die Futterernte fürs Vieh macht den Landwirten große Sorgen. Die Reserven aus den Vorjahren sind aufgebraucht. Bei einer erneuten schlechten Ernte muss über eine Verkleinerung der Viehherden nachgedacht werden.

 Ein Mitarbeiter von Landwirt Torsten Mühlinghaus bei der Heuernte.

Ein Mitarbeiter von Landwirt Torsten Mühlinghaus bei der Heuernte.

Foto: Annika Lamm

Von Annika Lamm und
Kathrin Kellermann

Die Wermelskirchener Bauern sind auf Regen angewiesen, nicht nur für den Anbau von Lebensmitteln, sondern vor allem auch für die Maisernte als Futtermittel für ihre Kühe und die Heuernte, auf die auch Pferdebesitzer angewiesen sind. Doch seit einigen Jahren macht die Trockenheit den Landwirten einen Strich durch die Rechnung. „Das erste Mal war es 2018 schwierig, das war das erste sehr trockene Jahr. Aber da ging es noch, weil wir Heureserven von 2017 hatten, mit denen wir den Minderertrag aus der Heuernte aufstocken konnten“, sagt Landwirt Torsten Mühlinghaus, Sprecher der Bauern in Wermelskirchen.

Spätestens seit vergangenem Jahr gibt es jedoch keine Reserven mehr. Normalerweise werden pro Jahr bis zu fünf sogenannte Schnitte, also Siloernten, durchgeführt. Das Silo wird dann größtenteils in Form von Silage an die Kühe verfüttert. Für Pferdehalter ist Heu besonders wichtig, weil es an die Pferde verfüttert wird. Dieses Heu wird allerdings nur ein- bis zweimal im Jahr geerntet. Das Gras muss etwas länger sein, bevor es getrocknet wird, um etwas mehr Struktur zu haben.

Für den eigenen Bedarf, um die Kühe zu füttern, kommen die Bauern größtenteils mit ihrer Mais- und Heuernte hin. Für viele war es jedoch in den vergangenen Jahren ein gutes Zubrot, Heu an Pferdeställe zu verkaufen. Das gelingt heute kaum einem Landwirt. Im Gegenteil: Wer nicht genug für die eigenen Tiere ernten kann, wie es seit einigen Jahren bei vielen der Fall ist, muss Futtermittel dazukaufen. Was teuer ist.

Das erlebte auch Bauer Lutz Görne, Landwirtschaftsmeister und Milchbauer aus Buchholzen, am eigenen Leib. Auch für ihn ist es seit geraumer Zeit schwierig, mit dem eigenen Ernteertrag ausreichend Futter für seine Tiere bereitzustellen. „In den vergangenen zwei Jahren waren die Ernten mau, in diesem Jahr sind die Reserven auch bei uns aufgebraucht und wir müssen rund ein Viertel des Futterbedarfs zukaufen“, erklärt der Landwirt. Das ist jedoch nicht leicht zu bekommen, da alle Bauern im Umkreis mit den selben Problemen kämpften. Immerhin habe es aber seit Juni etwas mehr geregnet, sodass die noch übrigen Heuernten besser ausfallen könnten.

Das erleichtert auch Torsten Mühlinghaus etwas. „Genug werden die restlichen Ernten nicht abwerfen, aber wir könnten mit einem blauen Auge davon kommen“ sagt der Landwirt. „Der erste Schnitt dieses Jahres war nicht sehr ertragreich, aber jetzt hat sich die Lage etwas entspannt“, sagt Mühlinghaus. Auch er hofft, dass die nächste Ernte besser wird. Die Verluste aus dem ersten Schnitt könne diese jedoch nicht wettmachen. Hinzu kommt der finanzielle Verlust durch fehlende Einnahmen aus dem Verkauf. Bei der Maisernte ist Mühlinghaus hingegen ein wenig zuversichtlicher: „Wenn wir Glück haben, kriegen wir noch eine durchschnittliche Maisernte hin.“

Wenn die Situation sich allerdings weiterhin verschlechtern sollte, müssten im schlimmsten Fall die Viehbestände verkleinert werden. Diesen Schritt mussten viele Landwirte im Norden gehen, als der Sommer dort vor zwei Jahren extrem heiß war. Wie hoch die Verluste in diesem Jahr sein werden, kann Mühlinghaus noch nicht abschätzen: „Abgerechnet wird Weihnachten.“ Lutz Görne plagen zwar keine Existenzängste, doch auch er denke von Zeit zu Zeit natürlich über Alternativen nach.

 Torsten Mühlinghaus vor zusammengepressten Heuballen in seinem Lager.

Torsten Mühlinghaus vor zusammengepressten Heuballen in seinem Lager.

Foto: Annika Lamm

Alternativen haben auch die Besitzer von Reitställen längst gesucht, die ihre Einstellpferde mit Heu über den Winter bringen müssen. Zur Sommersaison stehen die meisten Pferde auf der Sommerweide, aber wenn das Gras durch Trockenheit oder zu kalten Temperaturen nicht wächst, füttern die Stallbetreiber mit Heu zu. Etwa 200 Ballen werden im Reit- und Fahrverein Dhünn pro Jahr verfüttert. Um auf Nummer sicher zu gehen, hat der Verein vorgesorgt: „Wir haben schon im vergangenen Herbst auf Vorrat gekauft von mehreren Lieferanten aus dem Bergischen“, sagt Rüdiger Koch.

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