Kultur in Wermelskirchen Tina Teubners schroffe Garstigkeits-Pointen mit Biss

Wermelskirchen · Tina Teubner und Ben Süverkrüp begeisterten am Freitagabend mit dem neuen Programm „Ohne dich war es immer so schön“ in der Kattwinkelschen Fabrik.

 Tina Teubner war mit ihrem neuen Programm in der Katt zu Gast.

Tina Teubner war mit ihrem neuen Programm in der Katt zu Gast.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Titel des neuen Programms von Tina Teubner, die mit Ben Süverkrüp am Piano, am Freitagabend zur humorvoll-musikalischen Stippvisite in der sehr gut gefüllten Kattwinkelschen Fabrik aufgeschlagen war, war schon der erste Schmunzler des Abends: „Ohne dich war es immer so schön.“

Die Künstlerin war in bester Spiellaune, kam im schwarzen Anzug auf die Bühne, und verkündete dem Publikum direkt: „Ich bin die Summe Ihrer Pathologien.“ Und als diese teilte sie munter aus. Denn: „Die Welt hat ihre Bedienungsanleitung verlegt.“ Klar, ein Blick in die Grausamkeiten rund um einen her genügt - „da zappe ich lieber zu Rosamunde Pilcher. Was für eine herrliche Übersichtlichkeit.“

Frau Teubner, die übrigens mit Herrn Süverkrüp verheiratet ist, hatte zumindest in dieser Bühnenbeziehung die Hosen an. Und auch gegenüber dem Publikum legte sie eine gewisse, herbe Freundlichkeit an den Tag. „Aber machen Sie sich keine Sorgen, es ist ein Zeichen rabiater, psychischer Gesundheit, wenn ich so schroff zu Ihnen bin.“ Gut, zu wissen.

Die Themen, über die sich Frau Teubner so gekonnt aufregen konnte, waren dabei vielfältig. Etwa über Eltern im Allgemeinen sowie Väter im Speziellen. „Seit wann mutieren Männer eigentlich zu Papas?“ Ihr Vater sei früher mit ihr im jungen Alter auf den Kölner Dom gestiegen. „Von außen.“ Oder wenn sie „eine kleine Arschlochkunde“ anstellte. Vom „ganz normalen Arschloch“ über Psychopathen bis hin zu den diversen Regierungschefs in Belarus, Brasilien oder Nordkorea. „Abgesehen davon ist natürlich die Arschlochdichte in jedem Theater gleich hoch – lassen Sie sich das nach 30 Jahren Bühnenerfahrung sagen. Und – es ist immer Ihr Nachbar. Schauen Sie sich ruhig an…“

So schroff Frau Teubner in ihren Textbeiträgen auch war, so nachdenklich war sie in den Liedern. Etwa in „Wann haben wir aufgehört zu glauben“, zu dem sie auch wieder zur singenden Säge griff, einem Stilmittel, das einen immer wieder auf eine ganz eigene Art und Weise zu berühren vermochte. Und die Aussage dieses Stücks noch wunderbar zu unterstützen schaffte. Das war eine interessante Pause ihrer „Schröffe“. Da tat es dann auch beinahe wieder gut, dass sie unmittelbar dazu zurückkehrte. „Sie gucken so verdattert, hat Sie das jetzt intellektuell überfordert?“

Diese „tough love“ in ihrer hart-aber-herzlich-Konsequenz machte Spaß, dieses Austeilen tat gut. Denn bei aller oberflächlich wirkenden Derbheit, steckte dahinter doch immer ein scharf sezierender Blick auf die Probleme unserer Zeit.

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