Wermelskirchener mit 4750 Einsatzstunden THW bekämpft Hochwasserfluten

Wermelskirchen · Die Kräfte des Wermelskirchener Ortsverbands rücken nach Burscheid, Leichlingen, Bad Münstereifel und an die Urfttalsperre aus. Die Einsätze nach Unwettertief „Bernd“ erstrecken sich über fast einen Monat.

 Wermelskirchener THW-Mitglieder mit ihrem Boot im Einsatz an der Urfttalsperre.

Wermelskirchener THW-Mitglieder mit ihrem Boot im Einsatz an der Urfttalsperre.

Foto: THW Wermelskirchen

Anfangs schien es eine Einsatzlage an einem Einsatzort zu sein. Summiert haben sich letztlich fast vier Wochen Dauereinsatz an vier Einsatzstellen, an die die ehrenamtlichen Kräfte des Wermelskirchener Ortsverbandes des Technischen Hilfswerks (THW) gerufen wurden. 4750 Einsatzstunden schlagen bis heute für die Wermelskirchener zu Buche. Damit gehört die Bekämpfung der Hochwasser-Katastrophe zu den drei größten Einsatzlagen, die der Ortsverband in der Zeit seines Bestehens zu bewältigen hatte. Und diese Herausforderung wurde gemeistert, stellen Zugführer Marcus Klaar, Ausbildungsbeauftragter Andreas Arlt und Zugtruppführerin Daniela Spear nicht ohne Stolz fest: „Alle unsere Kräfte sind ohne nennenswerte Blessuren zurück. Obendrein blieben uns – im Gegensatz zu anderen Einsatzkräften – schwerst traumatisierende Erlebnisse, wie das Auffinden von Leichen, erspart.“

Im Moment befinden sich die THW-Einsatzkräfte im „Status 6“, wie es der Feuerwehr-Jargon bezeichnet – das meint: in Ruhe. Gearbeitet wird am THW-Gerätehaus trotzdem, denn: Fahrzeuge, Material sowie Einsatzkleidung müssen gereinigt, auf Vollständigkeit geprüft und für kommende Einsätze bereit gemacht werden. „Solche Hochwasser-Einsätze verlangen dem Gerät genauso wie den Menschen alles ab“, bilanziert Marcus Klaar. Zwischen dem 14. Juli und dem 11. August waren 47 Kräfte des Ortsverbandes im Einsatz, in Spitzenzeiten 30 gleichzeitig. Hinzu gesellten sich acht Kräfte aus Hückeswagen, zwei aus Gummersbach und zwölf aus Wunstorf, die die Wermelskirchener zeitweise unterstützten.

  Ein Bild aus Bad Münstereifel, wo das THW Wermelskirchenim Einsatz war.

Ein Bild aus Bad Münstereifel, wo das THW Wermelskirchenim Einsatz war.

Foto: THW Wermelskirchen

„Als am 14. Juli gegen 13 Uhr der erste Piepser ging und rund eine Stunde später der Vollalarm ausgelöst wurde, dachten wir noch, dass es nach einem Tag vorbei sei“, erinnert Marcus Klaar, der sich zu diesem Zeitpunkt im Urlaub in Kroatien befand. Vor Ort waren Daniela Spear und Andreas Arlt, die mit Funk, Festnetz- und Mobiltelefon im Gerätehaus ein. „Es ging um Koordination, um eine Übersicht über die Lage“, sagt Andreas Arlt.

 Das THW Wermelskirchen reiste ins Hochwassergebiet, um zu helfen.

Das THW Wermelskirchen reiste ins Hochwassergebiet, um zu helfen.

Foto: THW Wermelskirchen

Anfangs rückten die Wermelskirchener zum Hotel-Restaurant „Gut Landscheid“ in Burscheid aus, wo die Keller unter Wasser standen. Sandsack-Logistik und deren Verbau zum aktiven Schutz des Gebäudes standen dort genauso auf dem Plan wie das Herauspumpen des eingedrungenen Wassers aus dem Gebäude. „Wasserschadenpumpen, wie das THW sie einsetzt, schaffen 1600 Liter pro Minute. Dafür haben wir in Wermelskirchen eine eigenen Fachgruppe innerhalb unserer Einsatzkräfte“, beschreibt Marcus Klaar: „Man muss sich vorstellen: Im ‚Gut Landscheid“ stand ein rund 100 Quadratmeter großer Keller in zehn Minuten etwa ein Meter hoch unter Wasser.“ Tags drauf wurden die Aufgaben in Leichlingen mehr: Zu Pump- und Sandsackarbeiten gesellten sich unter anderem Dammschutz an einem Fischteich und Bachfachberatung. Mit Schwell-Joch-Holzbalken-Konstruktionen stützten die THW-Kräfte Decken ab, damit sie nicht einstürzen. Solche Aufgaben würden vor Ort von der Feuerwehr dem THW zugewiesen. „Dafür sind wir die Spezialisten“, erklären Daniela Spear und Andreas Arlt: „Nach Tief ‚Bernd‘ spitzte sich die Lage von zu Tag zu Tag zu.“

 Zugführer Marcus Klaar, Zugtruppführerin Daniela Spear und Ausbildungsleiter Andreas Arlt (v.l.).

Zugführer Marcus Klaar, Zugtruppführerin Daniela Spear und Ausbildungsleiter Andreas Arlt (v.l.).

Foto: Stephan Singer

Während in Leichlingen das Wasser über die Ufer gestiegen sei, entwickelte es in Bad Münstereifel zusätzlich unbändige Strömungskräfte. „Die Schäden dort wirken wie Kriegsverwüstungen. Die Erft hat den Kern der historischen Innenstadt schlicht abgeräumt. Das sind Bilder, die sich in die Seele brennen“, sagt Marcus Klaar, der zur Bau- und Hochwasserschutz-Fachberatung nach Bad Münstereifel ausrückte. Aus den Überprüfungen und Beurteilungen musste er mit seinen Kollegen Einsatzaufträge und Handlungsempfehlungen ableiten und deren Umsetzung fachlich begleiten. Was er dort gesehen hat, erläutert er exemplarisch: „Da wurde ein Fahrrad unter Eisenbahngleise gespült, womit man sich vorstellen kann, wie es um das Gleisbett bestellt war.“ Ganze Hauswände wären fortgerissen oder die Fahrspur einer Bundesstraße über Hunderte Meter einfach weg.

An die Urfttalsperre rückte die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung aus Wermelskirchen für die Dauer von sechs Tagen aus. Ihre Aufgaben dort unter anderem : Anlegen einer Zufahrt,   Entfernen von Schutt und Unrat aus einer ehemaligen Trinkwasser-Talsperre: Bergung von Autowracksund von schadstoffhaltigem Unrat.

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