Aufruf: Votiert für den „Judo-Bär“ aus Wermelskirchen „The Rocket“ zeigt: „Downis“ sind eine Bereicherung

Wermelskirchen · Der Judoka Ben Musaeus ist zum Sportler des Jahres auf Kreisebene nominiert – er und seine Familie rufen alle Wermelskirchener dazu auf, für den „Judo-Bär“ zu votieren.

 Ben Musaeus beim Gewinn der Goldmedaillie bei den Special Olympics NRW in Essen.

Ben Musaeus beim Gewinn der Goldmedaillie bei den Special Olympics NRW in Essen.

Foto: Jörg Musaeus

Wermelskirchen Sein Spitzname ist „Judo-Bär“, sein Kampfname „The Rocket“. Letzterer leitet sich nicht nur von seinen pfeilschnellen Bewegungsabläufen bei Griffen oder Würfen ab, sondern auch von seinen freudestrahlenden Luftsprüngen mit hochgerissenen Armen nach einem Sieg. Ben Musaeus ist jetzt unter 20 weiteren Athleten zum Sportler des Jahres im Rheinisch-Bergischen Kreis nominiert – auf kommunaler Ebene in Wermelskirchen hat der 19-Jährige diesen Titel bereits in 2017 bekommen. Bis Samstag, 29. Februar, können Bürger für die nominierten Sportler votieren. Für Mentor, Trainer, Betreuer und nicht zuletzt Vater Jörg Musaeus ein klarer Fall für einen Appell an alle: „Ben freut sich über jede Stimme für ihn.“

Ben Musaeus kam mit der Chromosomenstörung Down-Syndrom (Trisomie 21) zur Welt, tritt deshalb im ID-Judo-Bereich für Menschen mit Beeinträchtigung an. Seit seinem siebten Lebensjahr betreibt Ben Musaeus den Judo-Sport im Hückeswagener Judo-Cluub Mifune, entwickelte sich mit viel Energie und Motivation vom „neugierig interessierten Judoka“ zum „Leistungs- sowie inzwischen Spitzen-Sportler“, wie Jörg Musaeus begeistert berichtet. Deshalb sind sich er und seine Frau Sylvia sicher: „Jeder, der seine Stimme für Ben abgibt, unterstützt nicht nur ihn persönlich, sondern den gesamten Sport von Menschen mit Handicap.“ Schließlich bedürfe es, wie bei Leistungssportlern ohne Beeinträchtigung auch, einer immensen Kontinuität des Trainings und eines Trainingskonzeptes, um auf dem hohen nationalen und internationalen Leistungsniveau mithalten zu können.

Ben Musaeus konnte allein im vergangenen Jahr stattliche Erfolge für sich verbuchen: erster Platz bei den Special-Olympics in Essen, erster Platz bei den Deutschen Verbands-Mannschaftsmeisterschaften in München mit dem NRW-Kader, zweiter Platz bei den nordrhein-westfälischen ID-Landesmeisterschaften und dritter Platz bei den Europameisterschaften in Köln. Um diese Leitungen erbringen zu können, ist Ben Musaeus eine wahre „Sports-Kanone“: Fitness, Schwimmen, Kader- und Vereins-Judo-Training, Fußball und Tanzen sorgen dafür, dass der 19-Jährige täglich mindestens eine Trainings-Einheit absolviert. Im Gespräch mit unserer Redaktion verrät der junge Mann, dass er dazu noch einer weiteren Leidenschaft fröhnt: „Ich singe gerne. Am liebsten Schlager-Lieder, ich bin ein großer Fan von Vanessa Mai.“ Diese „weiche“ Seite des Kampfsportlers tritt ebenso zutage, wenn er sich leidenschaftlich an Musical-Aufführungen beteiligt.

Etwa traurig wäre Ben Musaeus schon, wenn es auf der Matte einmal nicht so läuft, wie erhofft. „Aber schlechte Laune wegen es verlorenen Kampfes gibt es bei uns zuhause nicht“, sagen Jörg, Sylvia und Tochter Mira Musaeus einmütig. Und Jörg Musaeus, der selbst Judo-Sportler war („aber nie so intensiv und erfolgreich wie Ben“) und sich als „Bens größten Fan“ bezeichnet, fügt an: „Der 'Judo-Bär' hat eine große Affinität zum Sport, deshalb ist er immer motiviert.“ Wenn es machbar ist, begleitet die gesamte Familie, die in Dabringhausen lebt, „The Rocket“ zu seinen Kämpfen und legen dafür reichlich Kilometer zurück: „Wir können es Ben ermöglichen. Er ist vor Wettkämpfen ziemlich aufgeregt, aber auf der Matte dann voll konzentriert.“ Das wäre gar nicht immer so einfach, denn die Wettbewerbe der Judoka mit Beeinträchtigung würden immer beliebter und aufwendiger, hätten immer mehr einen Event-Charakter. „Die Politik entdeckt das im Zuge des große Themas Inklusion auch für sich. Was auf Dauer dabei herumkommt, wird sich zeigen“, meint Jörg Musaeus. Seine Frau Sylvia unterstreicht liebevoll: „90 Prozent aller Embryos mit Down-Syndrom kommen gar nicht zur Welt, dabei sind die 'Downis' eine Bereicherung und Ben zeigt das.“

Jeder, der seine Stimme bei der Wahl zum rheinisch-bergischen Sportler des Jahres abgeben möchte, kann das im Internet über die Homepage des Kreissportbundes machen: www.kreissportbund-rhein-berg.de/service/ehrungen/sportlerehrung-2019/.

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