Tätowierer in Wermelskirchen „Das Verbot ist nicht nachvollziehbar“

Wermelskirchen · Marius Kloppe tätowiert seit drei Jahren in seinem eigenen Studio in der Stadt. Am liebsten sticht der 29-Jährige bunte Motive. Seit Anfang des Jahres ist nach einer EU-Verordnung jedoch ein Großteil der Tattoo-Farben nicht mehr erlaubt.

 Inhaber Marius Kloppe und seine Kollegin Rosita Schmidt im Tattoo-Studio „Black Village“. Sie finden das Verbot der Tattoo-Farben nicht gut.

Inhaber Marius Kloppe und seine Kollegin Rosita Schmidt im Tattoo-Studio „Black Village“. Sie finden das Verbot der Tattoo-Farben nicht gut.

Foto: Jürgen Moll

Marius Kloppe besitzt seit drei Jahren ein eigenes Tattoo-Studio in Wermelskirchen, das „Black Village“ am Schwanen 2. Dort sticht er mit seiner Kollegin Rosita Schmidt seinen Kundinnen und Kunden, die mitunter für ein Tattoo von ihm auch von weiter her kommen, kleine – und auch größere – Kunstwerke unter die Haut. Der 29-Jährige ist Tätowierer mit Leib und Seele. Auf dem sozialen Netzwerk Instagram, bei dem der Fokus auf dem Teilen von Videos und Fotos liegt, folgen ihm mehr als 5000 Menschen. Dort hat er auch viele Fotos von seinen gestochenen Tattoos veröffentlicht – das Spektrum ist groß, es finden sich sowohl düstere Motive wie Totenköpfe oder zombiehaft anmutende Gesichter, aber auch bunte eher fröhlichere Tattoos wie niedliche Waschbären und Schildkröten, Blumen und Schmetterlinge. Die meisten der Tattoos auf seinem Instagram-Account sind bunt. „Ich mache beides, ich tätowiere mit Farbe und auch in schwarz-grau“, sagt Marius Kloppe. „Aber am liebsten mache ich doch die bunten Tattoos.“ Doch damit ist jetzt vorerst Schluss.

Denn nach einer neuen Richtlinie der EU sind etwa 4000 vermeintlich gesundheitsschädliche Stoffe in Tattoo-Farben verboten. Das Verbot gilt seit Anfang dieses Jahres. „Die EU hat zu Beginn des Jahres den Großteil der in den Farben verarbeiteten Binde- und Zusatzmittel verboten“, erklärt Marius Kloppe. Der Tattoostudio-Inhaber musste deshalb alle seine Farben in den Müll schmeißen. Ein Warenwert von etwa 1000 Euro. Auch die Farben schwarz und grau musste er entsorgen, denn auch diese überschritten die vorgegebenen Höchstwerte der EU.

 Derzeit ist für Marius Kloppe nur noch das Stechen schwarz-grauer Tattoos möglich. So wie dieses Motiv einer Motte, das er auf den Bauch einer Kundin sticht.

Derzeit ist für Marius Kloppe nur noch das Stechen schwarz-grauer Tattoos möglich. So wie dieses Motiv einer Motte, das er auf den Bauch einer Kundin sticht.

Foto: Jürgen Moll

„Das war wirklich kein schönes Gefühl, alles wegzuwerfen“, sagt Marius Kloppe. Und neben dem finanziellen Schaden hängt an dem neuen Verbot ein langer Rattenschwanz für den Tätowierer. „Zum einen gibt es kaum Firmen, deren Tattoo-Farben noch erlaubt sind, zum anderen sind diese nur sehr schwer zu bekommen“, sagt Marius Kloppe. Er hatte Glück und konnte rechtzeitig noch Farben bestellen, deshalb könne er auch jetzt weiterarbeiten. „Aber weil es nur zwei vertrauenswürdige Firmen gibt, deren Farben wir verwenden dürfen, sind die Preise sehr hoch“, sagt der 29-Jährige. Es gebe auch Firmen aus dem Ausland, die angeben würden, nur die erlaubten Höchstmengen in ihren Produkten zu verwenden. „Aber da fehlen dann Zertifikate, manchmal wird auch nur so lange verdünnt, bis die Farben die erlaubte Zusammensetzung erreichen, das ist mir zu unsicher“, sagt Marius Kloppe. Er kaufe daher von seriösen Firmen, bezahle dafür aber aktuell den doppelten Preis für die Farben. Und bunte Tattoos sind für Marius Kloppe vorerst trotzdem Geschichte. Denn: Die Tattoo-Farben mit der erlaubten Zusammensetzung gibt es derzeit nur in schwarz und grau.

Immerhin, mit einem Verlust seiner Kunden sei dem Studio-Inhaber zufolge nicht zu rechnen. Das Verhältnis derer, die sich gerne ein Tattoo in schwarz-grau und derer, die sich eines in Farbe stechen lassen wollten, sei zuvor in etwa ausgewogen gewesen. Letzteren hat der Künstler nun einen Termin in einigen Monaten angeboten. „Vielleicht gibt es bis dahin mehr verfügbare Farben, die auch erlaubt sind“, so hofft er. Doch die müssten von Firmen erst einmal entwickelt werden. „Die Frage ist dann auch: Wie werden diese Farben aussehen?“ Die Farbtöne hätten einen großen Einfluss auf seine Arbeit. Ein weiterer Punkt der Ungewissheit für den Tätowierer.

Für Marius Kloppe sei das Farb-Verbot der EU neben all diesen anderen Aspekten auch eine große persönliche Einschränkung. „Ich mache diesen Beruf nicht, weil es mir nur darum geht, meinen Terminkalender irgendwie voll zu kriegen“, sagt er. „Ich bin Künstler.“ Er wolle sich auch selbst verwirklichen in seiner Arbeit, seine Kreativität ausleben. Ihm geht es um die Freude und Erfüllung, die er beim Tätowieren finde. Schwarz-grau zu tätowieren mache ihm zwar auch Spaß, doch die Möglichkeiten seien sehr beschränkt.

Verständnis hat Marius Kloppe für das Verbot dabei nicht. „Wir haben die Farben jahrelang genutzt, die Schädlichkeit ist medizinisch nicht nachgewiesen“, sagt er. „Und in Nicht-EU-Ländern wie der Schweiz kann einfach weiter mit Farbe tätowiert werden, das ist ungerecht.“ Der Tattoo-Studio-Inhaber bleibt aber optimistisch. „Meine Kunden zeigen viel Verständnis für die Situation, das ist gut“, sagt er. Und vielleicht gebe es ja sogar bald noch bessere Pigmente als bisher, fügt er noch hinzu.

Termine im Tattoo-Studio „Black Village“ von Marius Kloppe können Kunden nur über Instagram ausmachen. Marius Kloppe ist dort unter dem Namen mkloppe_tattoo zu finden, seine Kollegin Rosita Schmidt heißt rose_tattoo_art.

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