Suchtberatung in Wermelskirchen „Wir können jetzt krisensicher beraten“

Wermelskirchen · Die Suchtberatungstelle hat sich in der Pandemie breiter aufgestellt. Für eine Omikron-Welle ist sie gewappnet. Die Offene Sprechstunde kann seit dem Sommer wieder angeboten werden, Homeoffice ist für alle Mitarbeiterinnen möglich.

 Bei der Suchtberatungsstelle wird kostenlose Hilfe angeboten, auf Wunsch wird auch anonym beraten.

Bei der Suchtberatungsstelle wird kostenlose Hilfe angeboten, auf Wunsch wird auch anonym beraten.

Foto: dpa/Alexander Heinl

In der Corona-Pandemie sind viele Menschen einsamer geworden. Es gibt weniger Ablenkungsmöglichkeiten, bei einigen kommen durch die andauernde Unsicherheit in der nun zwei Jahre währenden Krise ständiger Stress hinzu. Ängste und familiäre Problematiken können sich verschärfen. In solchen Situationen kann eine Sucht entstehen – oder sich verstärken. Menschen, die selbst betroffen sind oder Angehörige von Suchtkranken sind, können sich an die Wermelskirchener Suchtberatungsstelle der Diakonie des Kirchenkreises Lennep wenden.

Im vergangenen Jahr verzeichnete das Team viele Anfragen und machte viele Termine. Einen Anstieg der Beratungen könne sie aber nicht verzeichnen, sagt Suchtberaterin Selina Konezny. „Aber es gibt nach wie vor einen sehr großen Bedarf, das ist richtig.“ Auch einen Anstieg der suchterkrankten Menschen generell kann sie nicht bestätigen. „Ich kann nur vermuten, dass die Zahlen gestiegen sind“, sagt sie. „Wir können nur für diejenigen sprechen, die tatsächlich zu uns kommen.“ Die Dunkelziffer sei hoch. Eine Sucht müsse sich aber auch erst entwickeln, merkt Konezny an.

In anderer Hinsicht zieht die 29-jährige Sozialarbeiterin, die auch für Prävention zuständig ist, nach dem zweiten Corona-Jahr 2021 aber eine sehr positive Bilanz. „Wir sind in der Beratungsstelle jetzt krisensicher aufgestellt“, sagt Selina Konezny. Aus dem vergangenen Jahr habe das Team viele Lehren gezogen und gelernt, mit der Situation in der Pandemie umzugehen. Beispielsweise könnten so alle Mitarbeiterinnen mittlerweile weitestgehend ohne Einschränkungen im Homeoffice arbeiten.

Die offene Sprechstunde könne ebenso seit dem Sommer des vergangenen Jahres wieder angeboten werden. Das freut Selina Konezny besonders. „Die Sprechstunde ist sehr wichtig. Dass wir sie seit Beginn der Pandemie lange nicht anbieten konnten, bedauern wir sehr“, sagt sie. Denn gerade das persönliche Gespräch würde von suchtkranken Menschen oft gesucht. Die Sprechstunde finde in Wermelskirchen nun wieder montags von 16 bis 17 Uhr, dienstags von 14 bis 15 Uhr und donnerstags von 10 bis 11 Uhr statt. Selina Konezny ermuntert alle von einer Suchterkrankung betroffenen Menschen – und auch ausdrücklich ihre Angehörigen oder nahestehenden Personen – dazu, die Suchtberatungsstelle aufzusuchen, um sich dort Hilfe zu holen. „Wir sind auch da, wenn jemand in Sorge ist, eine Person, die er kenne, könne in eine Sucht verfallen. Oder auch für Menschen, die sich nicht sicher sind, ob sie selbst schon an einer Sucht leiden“, sagt Selina Konezny. In der Beratungsstelle selbst seien mittlerweile alle möglichen Vorkehrungen getroffen worden, dass Gespräche sicher stattfinden könnten. „Wir tragen alle eine Schutzmaske, es gibt einen Sprechschutz, und einen Luftfilter haben wir auch angeschafft“, sagt Konezny. Vor Ort gelte die 3G-Regelung. „Für Ungeimpfte und Ungetestete bieten wir auf Wunsch aber auch telefonische Beratung an.“

Dass für die Kontrolle des Impfstatus oder eines Tests vor einem Beratungsgespräch die Namen preisgegeben werden müssten, stelle für die meisten tatsächlich keine große Hemmschwelle dar. „Es wird von vielen als selbstverständlich hingenommen“, sagt Selina Konezny. Sie betont, dass die Namen nicht nachgehalten würden, die Anwesenheitslisten würden nach vier Wochen geschreddert.

Auf eine Omikron-Welle sei die Beratungsstelle gut vorbereitet. „Wir können auch gut und schnell kommunizieren, wenn einer oder mehrere von uns im Homeoffice arbeiten“, sagt Konezny. Es habe in der Pandemie durchaus Herausforderungen gegeben, es sei nicht immer leicht gewesen. „Unterm Strich haben wir aber das Beste daraus gemacht. Wir können jetzt krisensicher beraten“, sagt die Suchtberaterin.

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