Das dichte Gedränge größerer Menschenmassen hielt sich in Grenzen Stände auf der Eich entzerren das Geschehen

Wermelskirchen · Das 423. Fest bietet eine Rekordbeteiligung. Schausteller und Händler hoffen auf einen stärkeren Besucherandrang zum Ausklang.

Fotos: Herbstkirmes und Krammarkt in Wermelskirchen 2019
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Die Herbstkirmes in Wermelskirchen 2019

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Foto: Joachim Rüttgen

Mit 103 Schaustellern auf dem Rummel und 157 Händlern auf dem Krammarkt erlebt die Wermelskirchener Innenstadt zur Zeit die größte Herbstkirmes, die jemals stattgefunden hat. Allerdings lässt der größte Besucherandrang auf der 423. Kirmes noch auf sich warten – manch ein Händler und Beschicker hofft noch auf den großen Ansturm. Abgesehen von neuralgischen Engpässen am Kreisverkehr Eich zur Jörgensgasse oder an den Treppen zum Schwanenplatz hinauf, blieb ein dichtes Gedränge bislang aus, was einen Kirmes- und Krammarktbummel allerdings angenehm macht, weil kein Besucher im Geschiebe von Menschenmassen feststeckt.

Gründe für die Besucherzahlen werden die Veranstalter der Stadt in den nächsten Tage analysieren – Faktoren sind der Termin in den Sommerferien, das hochsommerliche Wetter und das erstmalige Entzerren des Geschehens durch den Aufbau von Reihenfahrgeschäften und -buden auf der Eich, was den Weg zwischen den beiden Ankerstandorten des Rummels, Loches- und Schwanenplatz, mit Kirmestreiben belebt. „Daran lässt sich schon die veränderte Konzeption des Kirmesaufbaus erkennen. Das zeigt, wie wir die Kirmes ab dem kommenden Jahr in der Bauzeit auf dem Loches-Platz überbrücken wollen“, kommentierte Bürgermeister Rainer Bleek.

Bereits seit 71 Jahren kommt die Familie Kretz aus Wuppertal mit ihrem Kinderkarussell zur Herbstkirmes – das hat diesmal noch seinen Stammplatz auf dem Loches-Platz. Ein zweites, kleineres Fahrgeschäft namens „Fantasia“ von Kretz ist auf der Eich positioniert. Dort sagte Henry Kretz im Gespräch mit dieser Redaktion: „Das ist eine Übergangslösung. Ob das richtungsweisend ist, müssen wir dann mal sehen.“ Eigentlich wäre es am schönsten, wenn alles beim Alten bliebe. „Ich kann mich mit diesem Standort nicht beschweren, aber nicht die Zukunft vorhersagen.“ Frank Schmidt, Schausteller (unter anderem Autoscooter) aus Remscheid: „Ich glaube erst an den Loches-Platz-Umbau, wenn die ersten Bagger rollen – uns wurde schon öfter gesagt, dass es die letzte Kirmes vor dem Umbau wäre.“

Ein Blickfang am Schwanenplatz, erstmals platziert auf der Jahnstraße, und das beliebteste Fotomotiv ist das Riesenrad „Columbia 3“. In 26 Gondeln geht es bis auf 38 Meter Höhe hinaus, während unten auf dem Platz Fahrgeschäfte wie „Ring Renner“ oder „High Impress“ ihre Runden drehen. „Ein Besuch auf der Kirmes ist für uns Wermelskirchener doch eine klare Sache, wir sind ja mit der Kirmes groß geworden. Samstag und Sonntag stehen im Zeichen der Familie“, erzählt Oliver Issel, der mit Sohn Raphael (7) und Frau Sonja unterwegs war: „Am Montag bin ich dann mit einer Männertruppe zur Matinée am Start.“ Sohn Raphael hat seinen Kirmes-Favoriten klar ausgemacht: „Raupe fahren macht mir am meisten Spaß.“ Dabei sind Papa oder Mama abwechselnd mit von der Partie. „Auf das Feuerwerk müssen wir leider verzichten. Denn Raphael hat am Mittwoch wieder Schule, dafür würde es am Dienstagabend zu spät werden“, bedauert Oliver Issel: „Ich kann mich noch daran, dass ich früher mit meinen Eltern das Feuerwerk von Hünger aus angeschaut habe. Das geht heutzutage gar nicht mehr, weil der Blick inzwischen verbaut ist.“

Genauso wie die Raupe „Love Express“ auf dem unteren Loches-Platz hat auch der Irish-Pub der Familie Traber auf dem oberen Loches-Platz noch seinen angestammten Standort. Unter den goldenen Ballons, die vom Dach des Ausschanks mit den Ziffern 50 darauf hinweisen, dass Traber seit 50 Jahren zur Herbstkirmes kommt, stieß der Freundeskreis Dieter, Brigitte, Gabi, Inge und Holger mit frisch gezapftem Bier an – vom „schnellsten Zapfer der Welt“, wie ein Spruch auf dem Ausschank verkündet.

Besucher konnten sich auf dem Fahrgeschäft „High Impress“ auf dem Schwanenplatz durchschleudern lassen.

Besucher konnten sich auf dem Fahrgeschäft „High Impress“ auf dem Schwanenplatz durchschleudern lassen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)
 Keine Kirmes ohne Ballon-Händler – dieser verkauft bunt-glänzende Exemplare.

Keine Kirmes ohne Ballon-Händler – dieser verkauft bunt-glänzende Exemplare.

Foto: Horst Thoren
Dieter, Brigitte, Gabi, Inge und Holger (v.l.) genießen das frisch gezapfte Bier am Stand von Traber.

Dieter, Brigitte, Gabi, Inge und Holger (v.l.) genießen das frisch gezapfte Bier am Stand von Traber.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)
 Der Krammarkt bietet Ausgefallenes, Hübsches und Nützliches in Hülle und Fülle.

Der Krammarkt bietet Ausgefallenes, Hübsches und Nützliches in Hülle und Fülle.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)
 Der Kirmes-Klassiker „Nessy“ lockt die Jugend, das Kinderkarussell die jüngsten Kirmesgäste.

Der Kirmes-Klassiker „Nessy“ lockt die Jugend, das Kinderkarussell die jüngsten Kirmesgäste.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Weniger das Bräu als der erfrischend-kühle Weißwein fand Anklang bei den in dichten Reihen sitzenden Besuchern im Weindorf an der Kattwinkelschen Fabrik. Ein schattiges Plätzchen und unter anderem die Flammkuchen von der Musikschule machten den Aufenthalt gemütlich. Längst nicht so gut gefüllt wie in den Vorjahren präsentierte sich der Platz vor der Open-Air-Bühne an der Katt. Programmmacher Achim Stollberg: „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal von uns, dass wir hier vier Tage hintereinander mit Live-Musik bespielen. Aber vor 20 Jahren, als wir damit angefangen sind, gab es Angebote wie das ‚Löwen-Festival‘ in Remscheid oder ‚Hückeswagen live‘ noch nicht.“ Dort würden häufig die selben Bands auftreten. „Wir wollen hier schon etwas anderes bieten. Es ist aber gar nicht so einfach, Bands zu finden, die ein Repertoire von drei Stunden und mehr haben.“

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