Für Kinderbetreuung sollen mehr Bundesmittel fließen Viele Fragen zu Geldsegen für Kitas offen

Wermelskirchen · Die Stadtverwaltung freut sich, dass Bundesmittel für die Kinderbetreuung fließen sollen. Aber noch ist unklar, für was genau die Millionenbeträge gedacht sind und wie viel davon in Wermelskirchen ankommt. Der Kita-Ausbau läuft wie geplant weiter.

 Karin Bertrams, Leiterin der Kita Am Ecker, freut sich, dass in einem Anbau Platz für zwei Gruppen geschaffen werden sollen.

Karin Bertrams, Leiterin der Kita Am Ecker, freut sich, dass in einem Anbau Platz für zwei Gruppen geschaffen werden sollen.

Foto: RP/Solveig Pudelski

In die Kinderbetreuung soll künftig mehr Geld fließen, darauf  haben sich die kommunalen Spitzenverbände mit dem Land verständigt. Für das Kita-Jahr 2020/21 werden in Nordrhein-Westfalen zusätzlich 750 Millionen zur Verfügung gestellt, wovon die Kommunen die Hälfte tragen sollen. Doch auf die Ankündigung über den Geldsegen reagiert die Wermelskirchener Stadtverwaltung noch vorsichtig zurückhaltend. „Wie viel Geld in unserer Kommune ankommt, ist noch unklar“, sagte Stefan Görnert, Erster Beigeordneter, am Mittwoch. Denn die Reform des Kibiz (Kinderbildungsgesetz) sollen erst zum 1. August 2020 in Kraft treten.

Noch sei vieles unklar, beispielsweise, ob das Geld in Investitionen und/oder in die personelle Ausstattung fließen soll, „wobei uns der Fachkräftemangel jetzt schon Sorgen bereitet“, so Görnert. Als positiv bewertet er, dass die Länder die Bundesmittel aus dem Gute-Kita-Gesetz akzeptieren und dies nicht als Einmischung in die hoheitliche Aufgaben der Länder werten. „Das ist ein Dammbruch. Wir erhoffen uns, dass sich auch andere Töpfe auftun, um staatliche Maßnahmen umsetzen zu können“, sagte Görnert. Denn auch im Bereich Schule sei der Finanzbedarf hoch. Und schließlich gelte das Konnexitätsprinzip: Der Bund hat den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz geschaffen, es müsste auch die Kosten dafür tragen. Erstmals nehme er dafür Geld in die Hand.

Angekündigt wurde, dass der Trägeranteil städtischer Einrichtungen an den Gesamtkosten auf 12,7 Prozent gesenkt werden soll  – die Elternbeiträge decken mit insgesamt 850.000 Euro im Übrigen nur einen Bruchteil der Kosten –, dass das zweite Kita-Jahr beitragsfrei werden soll, dass Geld  für die Betreuung von Kindern in Randzeiten fließen soll, also jene Eltern, die einer Betreuung außerhalb der Kernzeit 7 bis 16.30 Uhr benötigen, auch berücksichtigt werden können. Bei einer Elternabfrage sei bisher kein Bedarf geäußert worden, stellt Andreas Voß vom Amt für Jugend und Schule fest. „Das werden wir gezielt nachfragen und bei Bedarf Modelle wie ein zentrales Angebot entwickeln.“  

 Zum Hintergrund: Im Land fehlen 100.000 Kita-Plätze, in Wermelskirchen sollen es rund 200 zum neuen Kita-Jahr 2019/20 sein, die noch nicht zur Verfügung stehen. Allerdings läuft nach dem politischen Beschluss der Kita-Ausbau bereits seit vergangenen Jahr auf Hochtouren. „Aber die neuen Plätze werden zum 1. August noch nicht zu 100 Prozent zur Verfügung stehen“, räumte Görnert ein, der im gleichen Atemzug betonte, dass nicht nur Wermelskirchen von dem höheren Bedarf an Kita-Platzen überrollt worden sei, sondern viele anderen Städte auch.

Steigende Kinderzahlen, durch höhere Geburtenzahlen und Flüchtlingskinder, die genauso wie alle anderen berücksichtigt werden, und eine höhere Nachfrage nach U 3-Plätzen trugen zum Versorgungsengpass bei. Welche Eltern Absagen erhalten, stehe voraussichtlich Mitte Februar fest. Die Zahlen liegen noch nicht vor. Für die Platzvergabe gebe es festgelegte Kriterien, erläuterte Barbara Frank, pädagogische Leiterin im Amt für Jugend, Bildung und Sport. „Das Alter spielt eine große Rolle, die älteren Kindern haben Vorrang.“

Zwei neue Einrichtungen sollen durch das sogenannte Träger-Investoren-Modell errichtet werden: An der Hilfringhauser Straße und am Eichholzer Weg werden je drei-gruppige Einrichtungen geschaffen, die Ausschreibung  sei erfolgt. Derzeit laufen auch Erweiterungsmaßnahmen an bestehenden Einrichtungen. Beispielsweise soll am Gebäude der Kita Am Ecker in Pohlhausen ein Anbau errichtet werden, in dem  zwei Gruppen Platz finden, davon einer sogenannte „Nestgruppe“ mit ganz kleinen Kinder von null bis drei Jahren, berichtet Kita-Leiterin Karin Bertrams.

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