Streit um Schmiede in Wermelskirchen Stadt will das Kleinod Eifgental entwickeln

Wermelskirchen · Der öffentliche Druck, zuletzt durch eine gestartete Petition für die Schmiede im Eifgen, nimmt zu. Die Verwaltung will im März Pläne eines Investors vorstellen. Ziel ist eine Entwicklung und Sanierung, die der Kommune zugute komme.

 Die Stadt will dieses Gebäude-Ensemble im Eifgen verkaufen. Der Mieter will aber weiter drin wohnen bleiben.

Die Stadt will dieses Gebäude-Ensemble im Eifgen verkaufen. Der Mieter will aber weiter drin wohnen bleiben.

Foto: Udo Teifel

Spätestens durch die Online-Petition von Lukas Castronovo, Nico Golz, Fabian Stoßberg und Florian Müller, die sich für den Verbleib von Schmied Juan Manuel Herrera Luzón im Eifgen-Tal einsetzt, ist der öffentliche Druck auf die Stadt größer geworden. Vermehrte Anrufe zu dem Thema erreichen die Verantwortlichen der Stadtverwaltung, die jetzt Stellung beziehen, nachdem sie sich zuletzt mit dem Verweis auf laufende Verfahren auf Anfrage nicht äußern wollten. Entscheidend dabei: Bürgermeisterin Marion Lück, der Technische Beigeordnete Thomas Marner und der Leiter des Amtes für Gebäudemanagement, Hartwig Schüngel, sehen für die Stadt als Vermieter der Gebäude Eifgen 8/9 mit dem Schmied als Mieter keine Perspektive für das Areal. „Das ist ein Kleinod. Die Lage hat es verdient, eine wirklich schöne Ecke von Wermelskirchen zu werden“, ist Bürgermeisterin Marion Lück überzeugt: „Aber das ist ein großer Invest, dafür hat die Stadt kein Geld.“

Deshalb würden Gespräche mit einem interessierten Investor geführt, bestätigt Thomas Marner: „In der Sitzung für Stadtentwicklung und Verkehr im März sollen dessen Pläne vorgestellt werden.“ Der Beigeordnete deutet auf Nachfrage unserer Redaktion an, dass er sich gut vorstellen könne, dass sich das Interesse des Investors über das Areal Eifgen 8/9 hinaus auch auf das städtische Gelände des ehemaligen Eifgen-Freibades erstrecke: „Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Seine Ideen klingen nach einem Nutzen für Wermelskirchen.“ Diesen „Mehrwert“ für die Öffentlichkeit betont genauso Marion Lück: „Wir wollen dort ja etwas erreichen. Wir verdeutlichen also einem möglichen Käufer die städtischen Interessen im Sinne der Bevölkerung.“

Jeder Verkauf von städtischem Besitz könne nur zum marktüblichen Preis erfolgen, gleiches gelte für eine Vermietung. Die Stadt-Vertreter verweisen auf ein gerichtlich bestätigtes Gutachten, das den Verkehrswert der Gebäude Eifgen 8/9 mit den umliegenden Grundstücken auf 180.000 Euro taxiere. „In dem jetzigen Zustand“, untermauert Thomas Marner. Die Stadt habe Juan Manuel Herrera Luzón eine Kauf-Option geboten, dieser habe aber mit einem Angebot reagiert, das „meilenweit“ entfernt vom Verkehrswert liege. Daraus folgert Marion Lück: „Der Schmied wäre vermutlich gar nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen zu tätigen.“

Der im Mietvertrag vereinbarte Mietzins berücksichtigt demnach schon den Zustand der Gebäude und liegt aus diesem Grund sehr deutlich unter der ortsüblichen Miete für Wohn- und Gewerbeobjekte. Im Rückblick habe die Stadt darüber hinaus bereits zwischen Oktober 2009 und Dezember 2015 auf 77.400 Euro verzichtet. „Die beiden Gebäude wurden genutzt. Wie kann ich denn als Stadt die Nebenkosten übernehmen“, fragt Thomas Marner. Einen „Zuschuss“ dürfe die Stadt im Sinne der Steuergelder und der Allgemeinheit gar keinem Gewerbetreibenden oder keiner Privatperson geben. Er wisse, dass die Stadt sehr wohl Gespräche mit Juan Manuel Herrera Luzón geführt habe, sagt jedoch auch: „Ich bin seit fast dreieinhalb Jahren im Amt. Zu mir hat er nie den Kontakt gesucht.“ Wie Lück, Marner und Schüngel unterstreichen, sei eine Kommune als Vermieter an besondere Vorgaben gebunden. Im Klartext: Ein privat-wirtschaftlich agierender Besitzer kann unter Umständen das Mietverhältnis einfacher auflösen. Der interessierte Investor wisse um die Situation in Eifgen 8/9.

„Ich würde es am liebsten gar nicht verkaufen. Aber die Stadt kann sich die Sanierung dieses Kleinods nicht leisten, das musste ich einsehen. Andere Aufgaben wie Kindergärten, Schulen oder Sporthallen gehen vor“, sagt Bürgermeisterin Marion Lück. Und Thomas Marner ergänzt: „Bis vor drei bis fünf Jahren hat die Stadt mangels Geld und Personal jedes städtische Gebäude vernachlässigt.“

Mit der Installation einer Hebebühne habe Juan Manuel Herrera Luzón seine Pflichten verletzt: Zum einen habe er damit gegen die im Mietvertrag vereinbarte Nutzung als Schmiede und zum anderen gegen den Denkmalschutz sowie das Baurecht verstoßen, führt Hartwig Schüngel an. Eifgen 8/9 stünden komplett unter Denkmalschutz, nicht etwa nur die Fassade.

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