Senioren- und Pflegeberatung in Wermelskirchen Stadt kämpft um ihre Pflegeberatung

Wermelskirchen · Die Senioren- und Pflegeberatung im Rheinisch-Bergischen Kreis steht vor einer Neukonzipierung. Die könnte zur Folge haben, dass der Kreis das Angebot übernimmt – gegen den Willen der Stadt. Örtliche Kräfte würden abgezogen.

 Eine ambulante Pflegerin hilft einem alten Mann bei der Tabletteneinnahme, der Mann trinkt Wasser. Die städtische Senioren- und Pflegeberatung ist für Hilfesuchende immer der erste Anlaufpunkt.

Eine ambulante Pflegerin hilft einem alten Mann bei der Tabletteneinnahme, der Mann trinkt Wasser. Die städtische Senioren- und Pflegeberatung ist für Hilfesuchende immer der erste Anlaufpunkt.

Foto: dpa/Jana Bauch

Die Empörung ist groß. Kaum hatte Erster Beigeordneter Stefan Görnert die Pläne aus Bergisch Gladbach bekanntgegeben, wurde der Protest im Seniorenbeirat laut: Der Rheinisch-Bergische Kreis plant, die Senioren- und Pflegeberatung neu zu konzipieren, berichtet Görnert. Künftig soll das Angebot zentralisiert werden – ein Mitarbeiterpool des Rheinisch-Bergischen Kreises könnte dann die Versorgung der Beratung in den Kommunen übernehmen. „Das würde für uns in Wermelskirchen aber eine Verschlechterung der Situation bedeuten“, erklärt Görnert im Seniorenbeirat. Während längst nicht alle Kommunen im Kreis für ältere Menschen eine eigene Senioren- und Pflegeberatung anbieten, habe sich das Angebot in Wermelskirchen längst etabliert.

Während der Konferenz der Sozialdezernenten der Kommunen habe dann plötzlich die Entscheidung über die Neukonzipierung auf dem Plan gestanden, berichtet Görnert. „Das hat uns überrascht“, beklagt er. Noch in der Sitzung habe er sich gemeinsam mit den Kollegen aus Burscheid und Leichlingen gegen die Zentralisierung ausgesprochen – die Entscheidung wurde daraufhin vertagt. „Wir sehen absolut keine Vorteile in einer Zentralisierung“, sagt Görnert, „unsere Senioren- und Pflegeberatung ist gut vernetzt und arbeitet sehr engagiert.“

Sabine Salamon bietet während ihrer Sprechstunde an Dienstagen und Donnerstagen und nach Terminvereinbarung die Beratung älterer Menschen und ihrer Angehörigen im Rathaus an: Sie übernimmt dann Vermittlung und Information der Rastsuchenden. Hat sich in einer Familie zum Beispiel plötzlich ein Pflegefall ergeben, dann berät Sabine Solomon noch in der Notsituation über Möglichkeiten der häuslichen Versorgung, über Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflege und Kurzzeitplätze. Sie informiert über Betreuungsgesetze und Leistungen der Pflegeversicherung. Und auch wenn sich in weniger brisanten Situationen Fragen ergeben, bietet sie ihre Unterstützung an – bei Behördenangelegenheiten älterer Menschen oder wenn Senioren den Kontakt zum Senioren- und Behindertenservice suchen. Und auch wenn ältere Menschen, die neu in die Stadt kommen, nach Anschluss und Freizeitmöglichkeiten suchen, hilft Sabine Salamon.

„Wir möchten, dass das auch so bleibt“, betonte Werner Allendorf, Vorsitzender des Seniorenbeirats. Einstimmig stimmten deren Mitglieder dann dafür, dem Sozialausschuss dringend zu empfehlen, sich in seiner Sitzung Ende Februar für den Erhalt des Beratungsangebotes in Wermelskirchen einzusetzen. Weil der Seniorenbeirat selbst keine Beschlüsse fassen kann, bleibt ihm nur die Empfehlung. Die Entscheidung allerdings liege am Ende an anderer Stelle, erinnerte Stefan Görnert: Die Stadt könne zwar ihren Unmut äußern, die Entscheidung allerdings treffe der Kreistag. Aktuell wird die Stelle für die Senioren- und Pflegeberatung in Wermelskirchen zu 60 Prozent vom Rheinisch-Bergischen Kreis und zu 40 Prozent von der Stadt finanziert. Fiele der Anteil des Kreises weg, müsste die Stadt die komplette Stelle finanzieren. „Das würde schwierig“, sagt Görnert.

„Wir unterstützen diese Entwicklung nicht“, betonte unterdessen Allendorf im Seniorenbeirat. In Zeiten des demografischen Wandels, in denen immer mehr ältere Menschen in den Städten leben, sei es eher geboten, eine zusätzliche Stelle für die Beratung zu schaffen – anstatt sie durch eine Zentralisierung zu schwächen. Denn davon gehen die Senioren im Falle eine Neukonzipierung aus: „Für unsere Senioren ist es unmöglich, nach Bergisch Gladbach zu kommen“, erinnerte Christel Reetz. Und sollte die Stadt künftig auf Besuche eines Beraters aus der Kreisstadt angewiesen sein, beeinflusse das zwangsläufig die Qualität der Beratung. Durch den Widerstand der Sozialdezernenten aus den Nordkreisstädten wurde die Entscheidung fürs erste aufgeschoben. Nun sollen Gespräche folgen. „In diesem Fall gibt es keinen Kompromiss“, sagt Görnert, „und deswegen bleiben wir dabei und werden uns mit aller Kraft für den Erhalt unserer Senioren- und Pflegeberatung einsetzen.“

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