Energiesparen in Wermelskirchen Stadt bildet Kinder zu Energie-Scouts aus

Wermelskirchen · Fast 20 Schüler hatten sich für die Schulung angemeldet. Die Jungen und Mädchen brachten viel Motivation und gute Ideen mit ins Rathaus.

 Was sagt das Temperaturmessgerät? Finja (r.) und Maria nehmen bei der Schulung zu Energiescouts die Lage im Rathaus unter die Lupe.

Was sagt das Temperaturmessgerät? Finja (r.) und Maria nehmen bei der Schulung zu Energiescouts die Lage im Rathaus unter die Lupe.

Foto: Theresa Demski

Amira und Milena laufen mit dem Temperaturmessgerät durch den kleinen Saal im Bürgerzentrum. „Hier ist es viel zu warm“, stellen die beiden Neunjährigen schließlich fest. 21,7 Grad Celsius zeigt das besondere Thermometer. „19 würden auch reichen“, sagen die beiden Schülerinnen der Waldschule. Und dann werfen sie einen Blick auf die Heizung und befinden auch dort: „Die müsst ihr runterdrehen.“ Mit ihren Ergebnissen flitzen die beiden Mädchen dann zurück zum Tisch und notieren die Zahlen, die sie gesammelt haben.

Amira und Milena sind längst Energieexpertinnen. Aber als ihre Lehrerin in der Waldschule gefragt hat, wer sich zum Scout ausbilden lassen will, um die Tipps auch an andere Schüler weitergeben zu können, da haben sich die beiden gemeldet. „Wir waren die einzigen“, sagt Amira. Also sind sie am Mittwochnachmittag mit Block und Stiften ins Rathaus gekommen. Dort begrüßt sie Bürgermeisterin Marion Lück – die Aufregung ist vielen der fast 20 Schüler ins Gesicht geschrieben.

„In letzter Zeit ist der Strom und auch die Heizung ein bisschen sehr teuer geworden“, stellt Milena fest, „und es ist ja auch schlecht für die Umwelt, wenn wir das Licht anlassen und die Heizung hochstellen.“ Da sind sich die Mädels einig. Jetzt wollen sie Tipps bekommen, die sie am nächsten Tag auch den Mitschülern in ihrer Klasse weitergeben können. „Wir wollen weitererzählen, was wir heute lernen“, sagen sie und berichten von dem kleinen Vortrag, der am nächsten Tag in der Klasse geplant ist.

Bei der Schulung zu Energiescouts gibt es dann allerdings erstmal einen großen Batzen an theoretischem Wissen: Was ist der Klimawandel? Welche Ziele hat die Politik ausgerufen? Was sind eigentlich Treibhausgase? Wie werden Gebäude geheizt? Die Kinder lassen sich von der Menge an Schaubildern und Grafiken allerdings nicht abschrecken: Sie haben ein großes Interesse für das Thema mitgebracht – und schnell strecken sich viele Finger in die Luft, um eigene Erfahrungen beizusteuern. „Meine Mama wirft die Waschmaschine nur bei gutem Wetter an“, erzählt Finja. Dann könne nämlich die Photovoltaikanlage auf dem Dach für den Strom sorgen. Michelle erzählt von dem Mini-Heizkraftwerk, das sie Zuhause im Keller haben. „So entsteht auch Strom“, befindet das Mädchen. Und ein Schüler von der Schwanenschule erzählt: „Wir kaufen nur 50 Prozent Strom von der Stadt, den Rest produzieren die Solarplatten auf dem Dach.“ Die Kinder sind fit, haben die Zusammenhänge längst erkannt und bringen auch eigene Ideen mit, um Energie zu sparen. „Fahrradfahren“, sagt Maria, „statt sich immer mit dem Auto bringen zu lassen.“ Amira schaltet zuhause gerne mal das Licht aus.

Aber den Kindern brennen auch Fragen auf der Seele: Warum ist ein E-Auto eigentlich besser für die Umwelt als ein anderes Auto? Und gibt es schon Autos, die mit Wasserstoff fahren? Wie können wir dafür sorgen, dass die Preise für die Heizung und den Strom nicht so hoch sind? Und kann ein Kamin nicht die Heizung ersetzen? Marc Cyrol von einem Energiebüro in Bielefeld bemüht sich um Antworten, bleibt aber vor allem bei seiner Power-Point-Präsentation.

Währenddessen nehmen die Kinder das Zepter selbst in die Hand: Sie geben die Messgeräte für CO2 und Temperatur untereinander weiter, tauschen sich über Ergebnisse aus und flitzen schließlich auch ins Rathaus-Foyer, um die Werte doch unter die Lupe zu nehmen. Ganz am Ende schreiben Amira und Milena noch einige Tipps auf ihre Zettel, die sie ihren Mitschülern weitergeben wollen: Querlüften statt Kipplüften, die Heizung in den meisten Situationen auf drei stellen, nur soviel Wasser im Wasserkochen erhitzen, wie gebraucht wird, elektrische Geräte ausschalten, statt den Standby-Modus zu nutzen oder einfach mal wärmer anziehen.

„Die ganzen Zahlen, das war ganz schön viel“, sagen Amira und Milena am Ende, „aber es war einfach cool, dass wir hier sein durften.“ Und dann laufen sie mit einem kleinen Geschenk der Bürgermeisterin nach Hause. „Wir erhoffen uns, dass die Kinder das Thema mitnehmen zu ihren Mitschülern“, sagt Marion Lück, „das klappt sicher besser, als wenn Erwachsene die Kinder zum Stromsparen animieren.“ Auch die Hausmeister der Schulen hatten am Vormittag ein Seminar für Energiescouts. Eine Schulung für Bürger war mangels Interesse ausgefallen. Amira und Milena jedenfalls sind hochmotiviert, ihren Beitrag zu leisten.

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