Angebot für Senioren in Wermelskirchen Ein Spaziergang mit Effekt

Wermelskirchen · In der Innenstadt gaben die Stadtverwaltung und der Stadtsportbund den Startschuss für den ersten „Spazier-Treff“. Die gesellige Runde mit Sonja Robbe entpuppte sich als Balsam für die Seele.

Mit Sonja Robbe (M.) ging es bei dem Spaziergang durch die Innenstadt auch in den Kräutergarten an der Stadtkirche am Markt.

Foto: Jürgen Moll

Ingeburg Teimann kommt gut gelaunt zum kleinen Park am Ende der Taubengasse geschlendert. „Eine Runde Spazierengehen ist jetzt genau das Richtige“, sagt die 89-Jährige. Zwar ziehen an diesem Morgen am Himmel die ersten dunklen Wolken auf, aber davon lassen sich die Wermelskirchener nicht entmutigen. Sonja Robbe, Übungsleiterin beim SV 09/35, bietet gerade Weintrauben und Äpfel an und fragt die Besucher nach gesundheitlichen Besonderheiten. „Ich bin fit“, sagt Ingeburg Teimann. Sie freut sich auf die gemeinsame Runde durch Wermelskirchen, die auf dem Programm steht.

Die Stadtverwaltung und der Stadtsportverband haben zum ersten „Spazier-Treff“ eingeladen. „Niederschwellig und auch für Menschen geeignet, die sich erst wieder langsam an Bewegung herantasten wollen“, sagt Rainer Bleek vom Stadtsportverband, der ebenfalls zum Auftakt gekommen ist. Dank des Landesförderprogramms „2000 x 1000“ können Stadt und Sportvereine die Teilnahme kostenlos anbieten. „Uns geht es vor allem um die Möglichkeit der Teilhabe auch von älteren Menschen“, erklärt Christiane Beyer. Keiner solle alleine Zuhause sitzen müssen. Der Wunsch nach regelmäßigen „Spazier-Treffs“ hatte sich auch im Laufe des Projekts „Im Alter in Form“ ergeben. Die Stadt und die Sportvereine erfüllen nun diesen Wunsch.

Inzwischen hat sich die kleine Gruppe in Bewegung gesetzt. Die Damen und Herren ahnen noch nicht, dass Sonja Robbe einen kleinen Rundweg voller wunderbarer Überraschungen vorbereitet hat. Die erste Aufgabe: Die Teilnehmer sollen die Lieblingsspeise eines beliebigen Gesprächspartners herausfinden. Und so kommen die Spaziergänger auf dem Weg zum Markt spielend ins Gespräch – über die Tupperdosen, die die Ehefrau während ihres Krankenhausaufenthalts im Kühlschrank zurückgelassen hat, über das gemeinsame Kochangebot im „Haus der Begegnung“ und über Rezepte.

Am Markt macht Sonja Robbe mit der Gruppe dann Halt und tauscht sich aus. Sie zaubert einen kleinen Ball aus dem Rucksack. Und während kleiner spielerischer Schulterübungen werden Namen geübt – bevor es weitergeht zum duftenden Kirchgarten neben der Stadtkirche. Wie nebenbei bücken sich die Teilnehmer nach Kräutern und Pflanzen, erzählen von ihren eigenen Gärten und wundern sich über diesen besonderen Ort.

„Ich lebe schon so lange in dieser Stadt, aber diesen Garten kannte ich nicht“, sagt Stefan Milea. Er hat am Samstag zuvor, beim Saisonabschluss von „Sport im Park“, einen Infozettel zum „Spazier-Treff“ in die Hand gedrückt bekommen. „Und ich bin natürlich dabei“, sagt er, während Sonja Robbe den Weg in die Hüpp-Anlagen wählt. Er liebe die Bewegung, und er freue sich über die Geselligkeit. Neben ihm spaziert Erika Albert. Die beiden kennen sich vom Sportangebot am Samstagmorgen. „Es ist viel schöner, gemeinsam unterwegs zu sein, statt alleine zu Hause zu sitzen“, sagt Erika Albert. Und deswegen hat auch sie sich die Regenjacke angezogen und spaziert mit.

Der Weg führt über Stufen und Schotter, dann über Gras und Steine. „Die verschiedenen Untergründe, Steigungen und Wege, die bergab führen: Unser kleiner Spaziergang erledigt wichtige Bewegungseinheiten wie nebenbei“, erklärt Sonja Robbe und lacht. In den Hüppanlagen zeigt sie den Teilnehmern dann noch einige Schulterübungen für Zuhause, bevor es zurück zum Ausgangspunkt geht. Sie hat noch viele Wege im Hinterkopf, die sie mit den Spaziergängern in Wermelskirchen erkunden möchte – angepasst auf die Fähigkeiten der Teilnehmer. „Dabei können wir gemeinsam auch ganz neue Pfade kennenlernen“, sagt die Übungsleiterin.

Als sich die Spaziergänger nach einer knappen Stunde am kleinen Park an der Taubengasse wieder verabschieden, verabreden sie sich schon für die kommende Woche: „Ich komme wieder“, sagt Ingeburg Teimann – und dann macht sie sich gut gelaunt auf den Heimweg.