In Wermelskirchen Kanalsanierung ohne Baggereinsatz, aber mit Roboter

Wermelskirchen · Der Städtische Abwasserbetrieb der Stadt Wermelskirchen modernisiert derzeit veraltete und marode Rohre. Die beauftragte Fachfirma Swietelsky-Faber nutzt dafür das sogenannte Wickelrohr-Verfahren.

Für die Kanalsanierung, wie hier in Hülsenbusch, nutzt die Fachfirma ein PVC-Profil, das sich mittels Klicksystem in dem alten Kanal zu einem neuen Rohr zusammenfügt.

Für die Kanalsanierung, wie hier in Hülsenbusch, nutzt die Fachfirma ein PVC-Profil, das sich mittels Klicksystem in dem alten Kanal zu einem neuen Rohr zusammenfügt.

Foto: Stephan Singer

Von wegen schief gewickelt: In Wermelskirchen erfolgt derzeit die Sanierung von veralteten Abwasserkanälen per technisch-modernem Wickelrohr-Verfahren. Der Betriebsausschuss des Städtischen Abwasserbetriebs konnte nun eine Beispiel-Baustelle am Hülsenbusch in Augenschein nehmen und das Verfahren genauer unter die Lupe nehmen.

Für die vom Abwasserbetrieb beauftragte Fachfirma Swietelsky-Faber stellt das dort verwendete Rohrmaß von Nennweite 200, was einem Durchmesser von rund 20 Zentimetern entspricht, normales Tagesgeschäft dar. „Dieses Verfahren funktioniert bis zu einer Nennweite von 1000“, sagte Thomas Hohrein, Oberbauleiter bei Swietelsky-Faber, und fügte hinzu: „Wir haben schon Kanäle saniert, die hatten eine Höhe von 3,50 Metern – da konnte man mit einem Auto durch fahren.“

Bei dem Wickelrohr-Verfahren werde ein fertiges Produkt verwendet, was die Überprüfbarkeit der Einhaltung von DIN-Standards vereinfache, erläuterte Hohrein: „Zu den Vor-Arbeiten gehört es, dass der alte Kanal von einem Roboter ausgefräst wird, um zum Beispiel Ablagerungen zu entfernen.“

 Oberbauleiter Thomas Hohrein erläuterte den Mitgliedern des Betriebsausschusses das Verfahren.

Oberbauleiter Thomas Hohrein erläuterte den Mitgliedern des Betriebsausschusses das Verfahren.

Foto: Stephan Singer

Häufige Schäden, die sich an den veraltete Kanälen vorfinden lassen, sind Risse, Brüche, Abweichungen von der Rohr-Lagerung oder beschädigte Verbindungen, stellte Wermelskirchens Tiefbau-Amtsleiter und Technischer Leiter des Abwasserbetriebs, Harald Drescher, dar. Wie am Hülsenbusch stammten viele sanierungsbedürftige Kanalsystem aus den 1960er-Jahren. Die Beschädigungen und beispielsweise dadurch verursachte Undichtigkeiten widersprechen den aktuellen Anforderungen an Kanalisationen. „Es muss ein großer Aufwand betrieben werden, um den geltenden Richtlinien zu entsprechen“, kommentierte Harald Drescher die Herausforderung, die der Abwasserbetrieb bewältigen muss.

Zur Verlegung des Wickelrohrs nutzt Swietelsky-Faber das Ex-Verfahren, die Kurzform von Expansiosn-Verfahren. Das spätere Rohr entsteht aus einem PVC-Profil-Band, das von innen in die Kanalisation gewickelt wird, sich dabei vergleichbar wie mit Nut und Feder zusammenpresst und während des Arbeitsprozesses von einem Draht umspannt und geführt wird. Sobald dieser Draht aus dem Rohrsystem herausgezogen wird, dehnt sich das Wickelrohr aus und legt sich von innen an die alte Kanalwandung an.

„Das System ist dann dicht nach innen und nach außen“, erläuterte Thomas Hohrein. Und: Dieses Verfahren sei logischerweise deutlich schneller als eine Kanalsanierung per Bagger: „Wir schaffen mit diesem Verfahren 100 Meter Kanal in vier bis fünf Stunden.“ Aufbrüche des Asphalts oder Erd-Arbeiten entfallen in der Regel, denn die Firma nutzt für die Arbeiten die vorhandenen Zugänge zum Kanal.

Was die Dimension des Kanals anginge, wären weniger die Abwasser von den Anliegern entscheidend, skizzierte Thomas Hohrein: „Bei Mischsystemen – also Kanälen, in denen Abwasser aus den Häusern und Niederschlagswasser zusammenlaufen – sind die Spitzenmengen des Regens.“ Bei dem sogenannten Wickelrohrverfahren liege eine Haltbarkeit zwischen 40 bis 50 Jahren, vermutlich mehr, vor, betonte Thomas Hohrein: „Das Verfahren gibt es seit etwa 30 Jahren und es hat gedauert, bis es in Deutschland etabliert war. In Australien oder Südamerika ist es Gang und Gäbe.“

Der Vorteil der Nutzung des PVC-Profils, das sich zu einem Rohr wickeln lässt, habe besonders für die Gegebenheiten in Wermelskirchen Vorteile, wie Harald Drescher und Thomas Hohrein erklärten. Es wird in der Regel von einem größeren Lkw aus gearbeitet, das Material lässt sich jedoch auch auf kleinere Fahrzeuge umladen, was eine Zugänglichkeit zu schwer erreichbaren Stellen ermöglicht. Das wäre bei dem Schlauch-Lining-Verfahren, das eine Alternative zum Wickelrohr-Verfahren ist, deutlich schwieriger.

Der Bereich der Siedlung Hülsenbusch gehört zum Einzugsgebiet der Kläranlage in Solingen-Burg, in dem die Kanalsanierungen sukzessive erfolgen und von Abwasserbetrieb-Bauleiter Burkhard Tillmann überwacht werden.

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