Schutz für die Feuerwehrleute Der „Feuerkrebs“ lauert als unsichtbare Gefahr

Wermelskirchen · Auch die im Brandrauch gelösten Stoffe bedrohen die Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen. Mit Ausrüstung, Taktik, Verhalten und Reinigung minimieren die Wermelskirchener Brandbekämpfer die Gefahr für ihre Gesundheit

 Bei dem Brand im Hundesportzentrum am Höferhof in Dabringhausen im vergangenen Jahr war die Rauchentwicklung sehr stark.

Bei dem Brand im Hundesportzentrum am Höferhof in Dabringhausen im vergangenen Jahr war die Rauchentwicklung sehr stark.

Foto: Stephan Singer

Es ist erst wenige Wochen her: Die Leitstelle rief die Wermelskirchener Feuerwehr vormittags zu einem Einsatz in der Friedrichstraße. Dort war es zu einem Küchenbrand in einer Wohnung gekommen. Den Brand selbst hatten die Feuerwehrmänner schnell im Griff. Eine Ausbreitung des Feuers konnten sie verhindern, Verletzte gab es nicht.

Aber: Auch in diesem Fall verzeichnete der Einsatzbericht „eine starke Rauchentwicklung“. Denn nicht nur ein Feuer bedroht die Sankt Florians-Jünger unmittelbar, wenn sie ins Feuer gehen, um dieses zu bekämpfen, sondern auch der Brandrauch stellt eine längerfristige, unsichtbare Gefahr für die Gesundheit der Feuerwehrmänner und -frauen dar. Denn damit schlägt der sogenannte „Feuerkrebs“ zu. Schlagwortartig fasst dieser Begriff zusammen, dass Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung unterschiedlichen Stoffen ausgesetzt sind, die im Brandrauch freigesetzt werden und krebserregend sind.

„Das sind fiese Dinger“, stellt der stellvertretende Leiter der Wermels­kirchener Feuerwehr, Ingo Mueller, fest. Im Rauch befänden sich unter anderem Blau- und Schwefelsäure-Partikel genauso wie polyzyklische aromatisierte Kohlenwasserstoffe, wie es fachlich heißt. Letztere sind krebserregende Substanzen, die durch unvollständige Verbrennungsprozesse von organischem Materialien oder Lebensmitteln entstehen. „Für die Freisetzung dieser Gemengelage aus giftigen und gesundheitsgefährdenden Stoffen reicht eine ‚normale‘ Brandlast“, beschreibt Mueller. Dafür müssten nicht Chemikalien oder andere deklarierte Gefahrstoffe brennen.

 Die Waschmaschinen, die die Feuerwehr auf der Wache Am Eickerberg nutzt, sind Industriegeräte mit speziellen Programmen und entsprechend großen Fassungsvermögen.  Foto: Feuerwehr Wermelskirchen

Die Waschmaschinen, die die Feuerwehr auf der Wache Am Eickerberg nutzt, sind Industriegeräte mit speziellen Programmen und entsprechend großen Fassungsvermögen. Foto: Feuerwehr Wermelskirchen

Foto: Feuerwehr Wermelskirchen

Wenngleich das Thema „Feuerkrebs“ in der Öffentlichkeit weniger Raum einnehme, würden sich die Feuerwehren sehr wohl intensiv damit befassen, betont der 55-Jährige: „Das beginnt schon in der Grundausbildung, denn der Schutz der Gesundheit der Einsatzkräfte ist vorrangig.“ Und weiter: „Klar muss sein, dass der Körper diese gefährlichen Stoffe nicht nur über die Atmung aufnimmt, sondern auch über die Haut – über die im Einsatz durch die Anstrengung geöffneten Poren.“

Schutz bietet den Brandbekämpfern ihre Einsatzkleidung und der richtige Umgang damit. „Es ist längst nicht mehr nur das allseits bekannte Atemschutzgerät“, beschreibt der stellvertretende Feuerwehrchef. Deshalb habe die Wermelskirchener Feuerwehr vor vier Jahren hochwertige und moderne Einsatzschutzkleidung bekommen. Unterschiedliche Stofflagen, Membrane dazwischen und Imprägnierung gewährleisten dabei den Schutz vor dem Eindringen von im Rauch gelösten Stoffen und Feuchtigkeit sowie vor der Hitze.

Die seit Jahrzehnten konsequente Nutzung von Atemschutz im Einsatzfall, das Verhalten und die Taktik im Einsatz sowie die Hygiene im und nach dem Einsatz bildeten das entscheidende Zusammenspiel, betont Ingo Mueller: „Vor 30 Jahren galt ein mit Ruß beschmierter Helm vielleicht noch als Zeichen von Heldentum. Das ist heute nicht mehr so. Heute ist die Maxime nach dem Einsatz: der Helm gehört sauber.“ Und dass die moderne Einsatzkleidung der Brandbekämpfer nicht mehr dunkel, sondern beige sei, wäre keinesfalls ein Zufall: „Auf dieser Farbe lassen sich Kontaminationen besser erkennen.“

So landet die Schutzkleidung – unabhängig davon, ob von hauptamtlichen oder freiwilligen Kräften getragen – nach einer Brandbekämpfung auf der Feuerwache Am Eickerberg, wo eine große Industriewaschmaschine ihren Dienst tut. Unterschiedliche Waschprogramme und -mittel kommen je nach Bedarf zum Einsatz, auch Imprägnieren ist mit der Maschine möglich. Dabei wird jeder Waschgang genau dokumentiert: Ein Strichcode in der Kleidung, der diese auch einer Einsatzkraft zuordnet, macht das möglich. „Dabei gehen wir nach den Angaben des Herstellers der Schutzkleidung vor“, erläutert Ingo Mueller.

So ist beispielsweise vorgeschrieben, nach wie vielen Wäschen eine Imprägnierung erneut werden muss. „Wenn Einsatzkräfte in der wirklich dicken Mocke waren, ziehen sie ihre Einsatzkleidung auch noch an Ort und Stelle aus und verpacken diese. Sie rücken dann in Joggingkleidung oder ähnlichem wieder in der Wache ein“, sagt Ingo Mueller, der daran erinnert: „Bei dem Brand in dem Hundesportzentrum mit angegliederter Werkstatt in Dabringhausen-Höferhof im September vergangenen Jahres, haben wir noch am Einsatzort mit dem Hersteller der Schutzkleidung Kontakt aufgenommen, um die Reinigung zu klären.“

 Die Waschmaschinen, die die Feuerwehr auf der Wache Am Eickerberg nutzt, sind Industriegeräte mit speziellen Programmen und entsprechend großen Fassungsvermögen.

Die Waschmaschinen, die die Feuerwehr auf der Wache Am Eickerberg nutzt, sind Industriegeräte mit speziellen Programmen und entsprechend großen Fassungsvermögen.

Foto: Feuerwehr Wermelskirchen

Dort habe es eine beträchtliche Rauchentwicklung gegeben, weil viele unterschiedliche Materialien gebrannt hätten. Übrigens: Geht die Einsatzkleidung in den Reinigungsprozess, erhält die Feuerwehrkraft für diesen Zeitraum ein Set an Ersatzkleidung, damit die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr gewährleistet bleibt.

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