Kunst in Wermelskirchen Skulptur hat in 35 Jahren nichts an Aktualität verloren

Wermelskirchen · 1983 lobte die Stadt einen bundesweiten Wettbewerb aus: Passend zum Rathaus und Bürgerzentrum sollten Figuren entstehen, die das Zusammentreffen von Menschen symbolisieren.

 Vor 35 Jahren wurden die Skulpturen von Lüder Seedorf enthüllt.

Vor 35 Jahren wurden die Skulpturen von Lüder Seedorf enthüllt.

Foto: Kathrin Kellermann

Als 1985 die Skulptur „Begegnung“ vor dem Rathaus aufgestellt wurde, redeten sich manche Wermelskirchener die Köpfe heiß. Die „drei Damen“ auf der Sitzbank gehören längst zum Stadtbild; viele, die sich dazu setzen, wissen oftmals nicht, was der Leverkusener Künstler Lüder Seedorf mit dieser Skulptur vor 35 Jahren mitteilen wollte.

1983 lobte die Stadt einen bundesweiten Wettbewerb aus: Passend zum Rathaus und Bürgerzentrum sollten Figuren entstehen, die das Zusammentreffen von Menschen symbolisieren. Zehn Stunden tagte das Preisgericht für „Kunst am Bau“, dann erhielt Seedorfs Bronzeplasik mit sechs zu zwei Stimmen den Zuschlag. Er erhielt 2500 D-Mark Preisgeld, das Kunstwerk kostete die Stadt etwa 90.000 D-Mark.

Mit seinem Werk hat sich Seedorf der Ausländerproblematik zugewandt – und ist heute angesichts der Flüchtlingssituation immer noch aktuell. Zwei Bänke mit einer stehenden und zwei sitzenden weiblichen Figuren stellt die Skulptur dar; die ausländische Frau trägt ein Kopftuch. Zwei Frauen – eine sitzt, eine steht – scheinen sich über die ältere ausländische Frau zu unterhalten. Wer sich einmal vor den Kopf der Skulptur stellt, wird feststellen, dass die beiden Bänke in Form eines Fragezeichens vor dem Bürgerzentrum angeordnet sind.

Der Betrachter wird gleichsam aufgefordert, ebenfalls Platz zu nehmen und somit „Stellung zu beziehen“ – zum sozialen Spannungsfeld zwischen Deutschen und Ausländern. Denn mit diesem Kunstwerk sollte geholfen werden, Vorurteile abzubauen.

Lutz Balschuweit, der sich in der Flüchtlingsinitiative „Willkommen n Wermelskirchen“ engagiert, hatte sich vor vier Jahren mal auf die Suche nach dem Künstler gemacht. „Die meisten Bürger nehmen im Vorbeigehen diese Skulptur wahrscheinlich gar nicht mehr wahr, sie waren ja immer schon da“, sagte Balschuweit damals. Für ihn ist nach dem Gespräch mit Lüder Seedorf klar: „Diese Figurengruppe hat auch heute nichts von ihrer Bedeutung verloren.“

(tei.-)
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