Schulabschluss in Wermelskirchen Sekundarschüler richten rauschenden Abschied aus

Wermelskirchen · Genau 100 Schüler bestanden in diesem Jahr ihren Abschluss an der Sekundarschule. Am Mittwochabend bekamen sie im Bürgerzentrum ihre Zeugnisse.

100 von 100 haben ihren Abschluss an der Sekundarschule bestanden. Am Mittwochabend bekamen sie im Bürgerzentrum ihre Zeugnisse.

100 von 100 haben ihren Abschluss an der Sekundarschule bestanden. Am Mittwochabend bekamen sie im Bürgerzentrum ihre Zeugnisse.

Foto: Theresa Demski

Als die fünf Abschlussschüler der Sekundarschule Wermelskirchen auf die Bühne klettern und zum Mikrofon greifen, ist ihnen das Glück ins Gesicht geschrieben. Jede Klasse hat einen Vertreter zur Abschiedsrede auf die Bühne im Bürgerzentrum geschickt. Die jungen Frauen und Männer haben sich chic gemacht für diesen besonderen Abend. Und sie lassen in ihrem Glück über das Abschlusszeugnis auch die Gelegenheit nicht aus, mit ihrer Schulzeit abzurechnen – augenzwinkernd und meist liebevoll.

„Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal einen Duden in der Hand gehabt?“, zitieren sie einen Lehrer. „Schon mal was von Google gehört“, antworten die Jugendlichen. Und warum können sich Lehrer eigentlich nicht pünktlich krank melden, um den Schülern so das Warten in der ersten Stunde zu ersparen? „Wir hatten zehn Mathelehrer während unserer Schulzeit“, erzählt eine der Abschlussschülerinnen, „komisch, keiner wollte bei uns bleiben.“

Sie seien Überlebenskünstler, befinden die Jugendlichen schließlich – sowohl was die Corona-Pandemie als auch was die Zentralen Abschlussprüfungen angehe. Am Ende blicken sie in den riesigen Saal, in dem Eltern und Großeltern und auch viele Freunde der Schüler sitzen. „Der Abschlussjahrgang sagt Danke und Tschüss“, ruft eine junge Frau zum Abschluss der Rede. Der Saal applaudiert.

Die Abschlussfeier der Sekundarschüler trägt am Mittwochabend die Handschrift der Schüler – ganz bewusst. Die Jugendlichen haben schon am Morgen gemeinsam mit ihren Lehrern das Bürgerzentrum dekoriert, die Eltern haben Speisen für das Fingerfoodbuffet mitgebracht. Filme, Musik und Bildschirmpräsentationen laufen. Das passt zu den Jugendlichen.

Der stellvertretende Bürgermeister Stefan Leßenich gratuliert stellvertretend für die Stadt und appelliert an die Jugendlichen: „Wir brauchen euch hier in Wermelskirchen. Und wir wünschen uns, dass ihr bleibt oder zurückkommt.“ Auch Schulleiter Christian Schuldt gratuliert seinen Abschlussschülern. „Der Lehrermangel und die Unruhen in der Wermelskirchener Schullandschaft: Ihr habt das gemeistert. 100 von 100 haben ihren Abschluss geschafft“, berichtet er – und erzählt auch von den vielen Lehrerwechseln, die der Jahrgang in den vergangenen sechs Jahren hinnehmen musste.

Er erinnert auch an die Philosophie seiner Schule: „Wir dürfen den Fokus auf unsere Stärken nicht vernachlässigen. Und wir dürfen keine Gleichmacherei zulassen“, meint Schuldt. Das zeigt dann auch der Blick in die Statistik: 38 der 100 Schüler verlassen mit der Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe die Sekundarschule. „Ich bin stolz auf euch“, ruft Schuldt den Schülern zu. Und wieder schließen sich viele Gäste im Bürgerzentrum dem Jubel an.

Die Lehrer der fünf Abschlussklassen setzen schließlich auf das gleiche Werkzeug wie schon zuvor ihre Schüler: Sie haben ein Video für ihre Absolventen gedreht, um sich zu verabschieden. Und sie schlüpfen dafür in die Rolle der Jugendlichen. Die Lehrer spielen in Jogginghose und bauchfreiem Top Szenen aus dem Klassenzimmer nach – sehr zur Belustigung ihrer Schüler. Und sie lassen dabei auch einen augenzwinkernden Hinweis auf die Jogginghosen-Diskussion nicht aus, die in diesem Jahr bundesweit Kreise zog.

Bevor die 100 Sekundarschüler dann in feinem Zwirn und langen Kleidern ihre Zeugnisse auf der Bühne abholen und die Besten für ihre besonderen Leistungen ausgezeichnet werden, wird es musikalisch. Abschlusschor und -band stimmen „99 Luftballons“ an. Sie haben dafür einen eigenen Text entworfen. „Der Abschied fällt nicht allen schwer“, singen sie lachend. Und dann geben sie den ein oder anderen Reim zum Besten, der den älteren Besuchern im Publikum gelegentlich ein Stirnrunzeln bereitet.

Ihren großen Abend lassen die Sekundarschüler im benachbarten Bahndamm ausklingen, den engagierte Eltern für die Abschlussschüler gemietet hatten. Am Ende laufen dann doch Abschiedstränen. Und so endet der Festtag für die Schüler so wie er begonnen hat – mit ihrer eigenen Handschrift.

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