Mensch und Stadt Zum Erfolg braucht es die Mannschaft

Wermelskirchen · Seit 30 Jahren ist Torsten Raspe hauptamtlicher Feuerwehrmann in Wermelskirchen. Viele Bürger nennen den 55-jährigen Hauptbrandmeister wegen seiner umgänglichen Art „Torsti von der Feuerwehr“.

 Torsten Raspe ist seit 1998 als speziell ausgebildeter Sachbearbeiter Bindeglied zwischen den Hauptamtlichen und der Freiwilligen Feuerwehr.

Torsten Raspe ist seit 1998 als speziell ausgebildeter Sachbearbeiter Bindeglied zwischen den Hauptamtlichen und der Freiwilligen Feuerwehr.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Als Torsten Raspe vor 30 Jahren hauptamtlicher Feuerwehrmann auf der Wache Am Eickerberg wurde, bildeten fünf Sankt-Florian-Jünger und ein Zivildienstleistender eine Schicht. Heute sind es 16 Brandbekämpfer im Beamtenstatus nebst angestellten Rettungssanitätern, die eine sogenannte „Tour“ besetzen. „Dadurch hat sich der familiäre Charakter auf der Wache nicht geändert. Aber der Aufwand in Sachen Personalverwaltung hat sich deutlich erhöht“, beschreibt Torsten Raspe, der 1996 erst stellvertretender und dann zwei Jahre später Schichtführer wurde.

Der 55-jährige Hauptbrandmeister gehört seit 30 Jahren zu den hauptamtlichen Wehrleuten in Wermelskirchen und wird in der Stadt von vielen wegen seiner umgänglichen, empathischen Art liebevoll „Torsti von der Feuerwehr“ genannt. Ihm kommt Am Eickerberg eine besondere Rolle zu: Als speziell für diese Aufgabe benannter Sachbearbeiter fungiert er seit 1998 als Bindeglied zwischen Freiwilliger (FF) und Hauptamtlicher Feuerwehr. „Ich bin mir sicher, dass ich mindestens 90 Prozent aller Feuerwehrleute, die in Wermelskirchen im Einsatz sind, kenne – mit Namen und Gesicht dazu“, sagt Torsten Raspe. Darauf legt er wert, denn: „Ich sehe das Ziel und das heißt, Feuer löschen und Leben retten.“ Dafür müssten freiwillige und hauptamtliche Kräfte zusammenarbeiten: „Man braucht die Mannschaft. Wir sind als Hauptamtliche die schnelle Eingreif-Truppe, der die Freiwilligen folgen, damit Erfolg erzielt wird.“ Deshalb sei ihm der Kontakt zwischen Hauptamt und FF immer wichtig gewesen.

Die Entwicklung bei der Umsetzung des Brandschutzbedarf-Plans kommt schließlich auch beiden Strukturen und letztlich den Bürgern zugute: „Das sehe ich positiv. Planungen und Realisation laufen, das trifft genauso für ein Fahrzeug-Konzept zu. Die Stadt hat bereits investiert.“ Es gehe halt nicht immer alles gleich sofort, das kenne er auch von seinen privaten Haushaltsfinanzen. Und manchmal hätten beispielsweise bestimmte Feuerwehrfahrzeuge eine Bau- beziehungsweise Lieferzeit von zwei Jahren.

Für Torsten Raspe besteht die Begeisterung für den Brandbekämpfer- und Rettungssanitäter-Beruf bis heute: „Da ist der Reiz des Ungewissen. Du weißt nie, was passiert, welche Einsätze kommen. Das hat den Job bis heute jeden Tag spannend gemacht.“ Und weiter: „Ich habe im Einsatz fast alles gesehen: Amputationen, Schussverletzungen und sogar Mord-Opfer. Für mich sind die Einsätze die schlimmsten, bei denen Kinder betroffen sind.“ Bis heute habe er Erlebnisse der Einsätze „gut verdaut“, gesteht jedoch: „Wenn ich darüber rede, bewegt mich die Erinnerung schon.“

Gleiches gelte aber genauso für positive Erinnerungen, für die er vor allem seine unverhoffte Rolle als „Hebamme“ anführt: „Ich habe geholfen, dass drei Babys das Licht der Welt erblickten – bei den Müttern zuhause oder auch im Privat-Pkw.“ Oder wenn man nach schweren Unfällen erfahre, dass es für die „Verletzten gepasst hat“, dann „ist das toll und motiviert, wie nichts anderes.“ Im Unterschied zu einer Großstadt hätten in einer wie Wermelskirchen eben häufig alle Beteiligten eines Geschehens auch die Gesichter dazu im Kopf: „In einer Kleinstadt wird das schon verbunden.“

Den Corona-Shutdown beschreibt Torsten Raspe als einschneidendes Erlebnis, das es in dieser Dramatik in seinen 30 Dienstjahren zuvor nicht gegeben hat: „Das ist schon beängstigend, weil so schwer greifbar und weil keiner weiß, wie es ausgeht.“ Er blicke dabei durchaus über den „Tellerrand“ der Feuerwehr hinaus: „Für von Arbeitslosigkeit Betroffene oder auch die Kulturszene ist das erschreckend.“ Die Feuerwehr hat Corona bislang seiner Ansicht nach „gut gemeistert“: „Die Kollegen haben trotz aller Unannehmlichkeiten hervorragend mitgemacht – alle haben die Notwendigkeit erkannt, wir schränken uns entsprechend ein.“ Diesen Gemeinsinn schätzt Torsten Raspe: „Sicherlich hat jeder seine Favoriten, aber die Wermelskirchener Feuerwehrleute stehen füreinander ein.“

Auch wenn Torsten Raspe den Tag nicht händeringend herbeisehnt, steht für ihn fest: „Wenn mit 60 die Pension ansteht, ist für mich Schluss. Dann möchte ich Platz machen für junge, besser und zeitgemäßer ausgebildete Leute.“

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