Was macht eigentlich... Sven Wocke Top-Schwimmer lässt es ruhiger angehen

Wermelskirchen · Wermelskirchen hat verschiedene Schwimmtalente hervorgebracht. Er ist eines der größten davon. Heute lebt er im Saarland, ist immer noch leidenschaftlicher Schwimmer - nimmt aber „nur noch“ an Mannschaftswettkämpfen teil.

 Sven und Miriam Wocke bei ihrer Hochzeit im August 2019.

Sven und Miriam Wocke bei ihrer Hochzeit im August 2019.

Foto: Dirk Bernhard

Es ist schon fünf Jahre her, dass sein Name unerwartet für Schlagzeilen auch in der lokalen Presse sorgte. Damals gelang dem gebürtigen Wermelskirchener Sven Wocke das sportliche Kunststück, sich nach mehr als einer Dekade Abstinenz von nationalen Titelkämpfen überraschend wieder Gold-Medaillen bei Deutschen Meisterschaften zu angeln.

Danach war dann aber wirklich Schluss mit Einzelerfolgen in der nationalen Schwimm-Szene: Wocke, der inzwischen 38 Jahre alt ist und als Ingenieur bei Ford arbeitet, hatte anderes zu tun. Er heiratete seine langjährige Freundin Miriam, die ebenfalls eine leidenschaftliche Schwimmerin ist, und kaufte sich in Saarbrücken eine Eigentumswohnung.

 Der Wermelskirchener Sven Wocke bei der NRW-Kurzbahnmeisterschaft in Goslar im Jahr 2002.

Der Wermelskirchener Sven Wocke bei der NRW-Kurzbahnmeisterschaft in Goslar im Jahr 2002.

Foto: privat

Auch die Fahrten ins Bergische Heimatland wurden seltener. Zuletzt war ich tatsächlich Weihnachten in Wermelskirchen“, verrät der talentierte Sportler, der hier noch mehrere Familienangehörige und Freunde hat und „den Kontakt in die Region schon vor diesem Hintergrund immer pflegen wird“. Im Moment verspüre er aber eher den Drang, wieder mehr Zeit und Ehrgeiz in den Schwimmsport zu investieren. Denn auch er habe unter Corona zu leiden gehabt: „Die Schwimmbäder waren zu und haben erst seit kurzem wieder geöffnet.“ Nun will der mehrfache Deutsche Meister an Training aufholen, was er während des Lockdowns versäumte. „Ich bin zwar viel laufen gewesen“, sagt Wocke. Das habe ihm aber nicht die mindestens drei Trainingseinheiten pro Woche ersetzt, die er bei seinem jetzigen Verein ATSV Saarbrücken in normalen Zeiten immer noch im Wasser absolviere. Schließlich trete er weiter gerne bei Turnieren an, „selbst wenn das jetzt nur noch Mannschaftswettkämpfe sind“.

Damit diese Wettkämpfe auch bei den Senioren erfolgreich sind, braucht es einen wie Wocke, der sich noch 2015 bei den Masters-DM in Regensburg gleich in vier verschiedenen Disziplinen den ersten Platz erschwomm. Derlei Meriten brauche er jetzt nicht mehr, betont der Freistil-Experte, der bei der Kurzbahn-DM 2002 als Mitglied der SG Bayer Wupppertal über 800 Meter erstmals einen nationalen Titel holte. Das sei lange vorbei, sagt Wocke. Heute gehe es ihm wirklich nur noch darum, „maximal fit zu bleiben“. Dafür trainiere er nicht nur im Becken, sondern sei auch schon einige Marathons gelaufen und seit kurzem zudem unter die Mountainbiker gegangen. Mehr gereizt hätte ihn zwar Triathlon. Doch dieser Sport sei „extrem kostspielig, weil man ein ausgezeichnetes Rad braucht“. Das habe er nicht und sei dennoch zufrieden. Vor allem freue ihn, „dass ich trotz der vielen Jahre als Leistungssportler bisher keine Verletzungen erlitten habe, die mich in irgendeiner Form einschränken“.

Offenbar habe er sich „damals als Achtjähriger tatsächlich die richtige Sportart ausgesucht“. Dieser Eindruck verstärke sich bei seinem jetzigen Verein, „der auch Oldies ideale Trainingsmöglichkeiten bietet“ und bei dem er Kontakt zu über 75-Jährigen habe: „Die meisten von ihnen ziehen immer noch ohne körperliche Beschwerden ihre Bahnen.“ Nur ab und an gebe es „mal einen, der über Verschleiß im Schultergelenk klagt“. Das Gros der Schwimmer habe aber selbst im hohen Alter keine Probleme. Weshalb er seinen Sport auch jederzeit eigenen Kindern empfehlen würde. Womit Wocke andeutet, was ihm in seinem Leben noch fehlt: „Nachdem bei mir all die Jahre der Sport und die berufliche Weiterentwicklung im Vordergrund standen, kann ich mir nun gut vorstellen, Vater zu werden.“ Auch seine Frau, eine Französisch- und Chemielehrerin, würde da mitziehen. Der Nachwuchs hätte auf jeden Fall ein großes sportliches Vorbild.

„Das habe ich aber auch“, sagt Wocke und verweist auf seinen eigenen 70-jährigen Vater, „der sich erst letztes Jahr ein neues Mountainbike gekauft hat und weit davon entfernt ist, sich auf ein E-Bike zu setzen“. Das sporne auch ihn an, nicht nur im Becken Vollgas zu geben, sondern ebenso beim Treten in die Pedalen. Allerdings habe er auch Verständnis für jeden, der sich ein Rad mit Elektromotor zulegt: „Man kann damit natürlich deutlich mehr Kilometer fahren, und das ist gerade in meiner Bergischen Heimat wirklich wunderschön.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort