Verbot an Wermelskirchener Schule Die Jogginghose ist nicht das Problem

Meinung | Wermelskirchen · In Wermelskirchen wurden mehrere Kinder vom Unterricht ausgeschlossen, weil sie Jogginghosen trugen. Die Wahl der Kleidung mag ein Ausdruck von Respekt sein. Die Art der Kommunikation ist es jedoch genauso.

Die einen gehen mit Jogginghosen in die Schule, andere mit Jeans.

Die einen gehen mit Jogginghosen in die Schule, andere mit Jeans.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Schulthemen erregen die Gemüter. Zu Recht. Geht es doch um eines der wichtigsten Güter, die unsere Gesellschaft hat: die Kinder und deren Bildung. Richtig hoch sind die Wogen nun wegen der Kleider- beziehungsweise Schulordnung der Sekundarschule in Wermelskirchen geschlagen. Das sogenannte Jogginghosen-Verbot sorgt bundesweit für Schlagzeilen.

Aber: Nicht die Sporthose ist dabei entscheidend, sondern die Tatsache, dass Schüler wegen des Tragens einer solchen zum Umziehen nach Hause geschickt worden sind – das kommt de facto einem befristeten Ausschluss vom Unterricht gleich. Laut Angaben von Eltern betroffener Kinder standen ihre Sprösslinge daheim vor verschlossener Tür, weil Mama und Papa auf der Arbeit waren.

Deshalb tummeln sich nun um die Jogginghose, bauchfreie Shirts etc. seltsamste Blüten: Die einen betonen die Schulpflicht, andere das Grundgesetz. Ihnen gemein ist, dass sie sich nicht bei ihrer Kleiderwahl bevormunden lassen wollen.

Die Gegenseite ist kaum minder leise: Die spricht von der Notwendigkeit von angemessener Kleidung, die Schüler für ihr Erwachsenen-Dasein lernen müssten. Das Schlüsselwort ist der Begriff „Respekt“. Die einen fordern Respekt für ihre individuelle Freiheit, die anderen fordern Respekt, der sich durch entsprechene Kleidung ausdrücken soll.

Klar ist: Ein Diskurs über Mode, Trends und Kleidung soll und darf an Schulen geführt werden. Denn ein solcher Diskurs weckt Sensibilität, Verständnis für andere Meinungen und führt nach bestem Demokratie-Verständnis zu einem Kompromiss. Kurz: Von jedem Diskurs profitieren vor allem die Kinder, weil sie sich dadurch einbringen können und lernen – ein Diskurs bringt Bildung in Form von Lebensfähigkeit.

Die verhärteten Fronten, die sich durch den unrühmlichen Zoff um Jogginghose und Co. auftun, zeigen das Gegenteil. Nicht die Klamotte, die Geschmackssache und auch Teil der Jugendkultur einer jeden Generation ist, stellt das Problem dar. Das Problem ist unzulängliche Kommunikation, die mindestens genauso wie „falsche“ Kleidung von mangelndem Respekt zeugt.

In dieser sollten Pädagogen aber nicht nur geübt, sondern auch Willens sein, einen immer wieder neuen Konsens zu erzielen. Wer Kinder nach Hause schickt, hat längst die „weiße Fahne“ gehisst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort