Kleiderordnung in Wermelskirchen Ärger um Jogginghosen – Sekundarschule schließt Schüler aus

Wermelskirchen · Eltern berichten davon, dass ihre Kinder unerwartet frühzeitig vom Unterricht in der Sekundarschule nach Hause kommen. Die Schulleitung und die Stadt halten sich bedeckt.

Gestelltes Symbolbild: Die Kleiderordnung der Sekundarschule sieht das Tragen von Jogginghosen nicht vor – Füße auf dem Tisch ebenso wenig.

Gestelltes Symbolbild: Die Kleiderordnung der Sekundarschule sieht das Tragen von Jogginghosen nicht vor – Füße auf dem Tisch ebenso wenig.

Foto: Solveig Pudelski

Unmut bei Eltern von Schülern der Sekundarschule. Der Grund: Jogginghosen oder das, was dafür gehalten wird. Weil ihre Kleidung nicht den Vorgaben der Schulordnung entspricht, werden Jungen und Mädchen an der Wermelskirchener Sekundarschule des Unterrichts verwiesen und nach Hause geschickt. Davon berichten mehrere Eltern unabhängig voneinander in Gesprächen mit unserer Redaktion.

„Da werde ich auf der Arbeit von der Schule angerufen und darüber informiert, dass meine Kinder nach Hause geschickt wurden“, zeigt sich Daniel Thomas erbost: „Die Kinder werden aus dem Unterricht ausgeschlossen, weil sie Jogginghosen anhaben – dabei besteht doch in Deutschland eine Schulpflicht.“ Die Kinder von Daniel Thomas sind 13 und 16 Jahre alt und besuchen beide die Sekundarschule: „Das kann doch wohl nicht sein, dass die Kinder dann Zuhause vor verschlossener Türe stehen, weil die Eltern auf der Arbeit sind.“

Nicht weniger wütend ist Katja Willumat, deren Söhne (14 und 16 Jahre) ebenfalls von der Sekundarschule nach Hause geschickt wurden. Genauso wie Daniel Thomas stellt sie fest: „Das sind anständige Hosen, die die Jungen tragen – keine Gammelhosen, wie man sie vielleicht Zuhause auf der Couch trägt.“ Als Mutter von fünf Kindern sieht Katja Willumat die Kleidungsfrage auch praktisch: „Die Kinder sollen an der Sekundarschule zumindest eine Jeans tragen. Aber so viele Jeans kriege ich beim Waschen gar nicht so schnell trocken.“ Ein Unding sei obendrein, dass die nach Hause geschickten Kinder zu allem Überfluss auch noch eine „Ungenügend“-Benotung eingetragen bekämen, weil sie nicht am Unterricht teilgenommen haben. „Man muss doch die Kirche im Dorf lassen“, kommentiert Katja Willumat, die von über 50 betroffenen Kindern spricht: „Wir Eltern beschweren uns ja auch nicht, wenn kein Tag ohne Vertretungsunterricht vergeht oder die Kinder an einem Tag für nur eine Unterrichtsstunde zur Schule fahren müssen.“

Jogginghosen im Alltag sind ein Modetrend, der nicht zuletzt durch die HipHop-Kultur befeuert wurde und als „Athleisure“ – zusammengesetzt aus „athletic“ (sportlich) und „leisure“ (Freizeit, lässig) – bezeichnet wird. 2019 war es eine Realschule in Bad Oeynhausen, die als erste Schule in NRW ein Jogginghosen-Verbot aussprach. „Meines Wissens besteht die Schulordnung an der Sekundarschule seit 2018“, sagt Katja Willumat.

Die Leitung der Sekundarschule war für Fragen unserer Redaktion am Montag, 20. März, nicht erreichbar. Der Versuch, Einblick in die Schulordnung über die Sekundarschul-Homepage zu erhalten, scheiterte, weil die Internet-Seite der Sekundarschule nicht erreichbar war. Bedeckt reagierte auch das Amt für Jugend, Bildung und Sport auf die Anfrage unserer Redaktion: „Da es sich um Fragen zu einer inneren Schulangelegenheit handelt, kann nur die Schulleitung die gestellten Fragen beantworten.“ Laut Schulamts-Informationen sei der Leiter der Sekundarschule, Christian Schuldt, derzeit erkrankt.

In 2019 hatte der damalige und inzwischen pensionierte Sekundarschulleiter Dietmar Paulig gegenüber unserer Redaktion gesagt: „Die Jogginghose gehört in die Sporthalle, nicht auf den Schulhof.“ Aber: Ein offizielles Verbot hat es demnach in 2019 an der Sekundarschule nicht gegeben, sondern eine Kleiderordnung. Diese wurde gemeinsam mit den Schülern entwickelt und besagte: „Sportliche Kleidung ist ok, aber wir laufen nicht im Trainingsanzug oder in Jogginghose herum.“ Paulig erläuterte damals, dass mit Schülern in Jogginghose das Gespräch gesucht werde und diese Gespräche „sehr nett“ verliefen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort