Haus Eifgen in Wermelskirchen Schnodder-Indie trifft auf Bob-Dylan-Poesie

Wermelskirchen · In einem neuen Format will man im Haus Eifgen selten bis nie in Wermelskirchen gehörte Musik präsentieren. Den Anfang macht Musiker und Sänger Tom Liwa.

Tom Liwa wusste im Haus Eifgen zu gefallen.

Tom Liwa wusste im Haus Eifgen zu gefallen.

Foto: Saskia Lippold

Die neue “Eifgen 1“-Kulturreihe präsentiert ab diesem Jahr Künstler und Bands, die man so in Wermelskirchen noch nicht oder nicht oft erlebt hat. Ein weiteres Format, das den rührigen Ideenreichtum des Teams im Haus Eifgen deutlich macht. Am Donnerstagabend ist in diesem Rahmen der Musiker und Sänger Tom Liwa zu Gast. Liwa, ein Duisburger Original, den man vielleicht von seiner Band „Flowerpornoes“ kennt und mittlerweile auch schon über 60 Jahre alt, ist nur mit seiner Akustikgitarre, einem schwarzen Anzug und seinen Liedern ins Haus Eifgen gekommen. Er steht barfuß auf den auf der Bühne ausgelegten Teppichen, einen rotkarierten Schal um die Schultern, den er bald auszieht – „ist viel zu warm mit dem Schal hier“ –, und singt seine Lieder, die vielleicht nicht im klassischen Sinne schön sind, einen aber irgendwie dann doch berühren, manchmal fragt man sich, warum das so ist.

Ist das nun Liedermacherei? Pop-Poesie, vertonte Lyrik? Wie etwa im „Virgin Birth Blues“, bei dem Liwa „Ich drück auf die Tube, doch die Tube war leer“ singt, was ein Hamburger-Schule-Pop-Text im Sinne von Tocotronic oder Die Sterne sein könnte, durch die sehr reduzierte Instrumentierung mit nur einer eher lakonisch gezupften Akustikgitarre und dem eher leidenschaftlich als schönen Gesang aber doch eine ganz eigene Note bekommt.

Und dann fängt er mit einem Mal zu philosophieren an. Spricht darüber, dass man sich situativ entscheiden sollte, welchen Schöpfungsmythos man besser findet - den der biblischen Adam-und-Eva-Geschichte oder jenen mit der Urmutter und ihren sieben Töchtern. Was besser im Publikum ankommt, als er selbst meint. „Wird langweilig, wenn ich darüber rede, oder?“ Nein, kommt es da zurück, ganz im Gegenteil.

Irgendwie ist das eine sehr interessante und ungewöhnliche Mischung, die einem geboten wird. Ein Rezept, das man tatsächlich so in Wermelskirchen selten hört. Eine Prise Bob-Dylan-Poesie in langen, irgendwie mythischen und oft in halbem Sprechgesang präsentierten Texten. Dazu kommt eine großzügige Ladung jener Schnoddrigkeit in der Musik, die an klassischen Indie-Rock erinnert, immer ein wenig laissez-faire in Sachen Intonation, immer noch gerade soviel Schrägheit, dass es gerade noch nicht falsch klingt. Und abgeschmeckt wird das Ganze mit der sympathisch-kauzigen Art des Künstlers, wenn er sich etwa augenzwinkernd für „diese Woge der Anerkennung“ bedankt, als das Publikum ihm nach dem tatsächlich tollen „Kekse für die Königin des Himmels“ bejubelt.

Das ist alles neu, vielleicht auch gewöhnungsbedürftig. Aber es ist auch gut, ganz genauso. Gut, dass das Team im Haus Eifgen mit solchen Experimenten an den Start geht. Gut, dass eine, sicherlich handverlesene, Zahl von Menschen das goutiert und vor allem eine sehr gute Zeit mit diesem Guten, Neuen, hat. Es ist eine Facette, die das kulturelle Leben in der Stadt noch etwas bunter werden lässt. Wenn man ihr die Chance dazu gibt. Tom Liwa hat darauf auf jeden Fall Lust gemacht!

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