Familie aus Dabringhausen Rollstuhlfreundliches Haus für Lena gesucht

Wermelskirchen · Eine junge Familie aus Dabringhausen möchte im Dorf in ein neues Heim umziehen, in dem ihre kleine Tochter besser aufwachsen kann. Am besten eines, in dem ein Kinderzimmer im Erdgeschoss vorhanden ist – denn die dreijährige Lena sitzt im Rollstuhl.

 Mit ihren drei Jahren ist die niedliche Lena schon ein Profi mit ihrem Rollstuhl. Damit sie künftig besser mit ihren beiden Brüdern spielen kann, suchen ihre Eltern Sven und Stephanie ein anderes Haus in Dabringhausen, in dem auch im Erdgeschoss ein Kinderzimmer ist.

Mit ihren drei Jahren ist die niedliche Lena schon ein Profi mit ihrem Rollstuhl. Damit sie künftig besser mit ihren beiden Brüdern spielen kann, suchen ihre Eltern Sven und Stephanie ein anderes Haus in Dabringhausen, in dem auch im Erdgeschoss ein Kinderzimmer ist.

Foto: Kathrin Kellermann

Aufgeregt saust die kleine Lena in ihrem Kinder-Rollstuhl an die Haustür, um den Besuch fröhlich zu begrüßen. Erst seit August hat die Dreijährige ihren „Rolli“ mit rosafarbenen Einhörner an der Seite, aber sie ist schon Profi, wenn es darum geht, das sieben Kilo leichte Gefährt mit ihren kleinen Händen blitzschnell zu wenden und zurück ins Wohnzimmer zu rollen. Hier veranstaltet sie mit ihrem großen Bruder Lukas (5) sogar Wettrennen. „Lena fährt dann Rolli und Lukas das Bobbycar“, erzählt Mama Stephanie Wilhelm, die dann alles aus dem Weg räumt, um den Kindern Platz zu machen, die lärmend zwischen Wohnzimmer und Küche hin- und herflitzen und laut lachen. Nur, wenn Lukas mal zwischendurch in dem hübschen Reihenhaus in der Ortsmitte von Dabringhausen zur Treppe läuft, um kurz in sein Zimmer im ersten Stock zu flitzen, kullern Lena Tränen über die runden Wangen. Denn mit ihrem Rollstuhl kann sie ihrem Bruder dann nicht folgen. „Wir versuchen, solche Momente zu vermeiden“, gibt Stephanie Wilhelm zu. „Entweder, wir sind alle oben und spielen dort gemeinsam, oder wir sind unten im Wohnzimmer.“

Um diese Situationen nicht entstehen zu lassen, in denen sich Lena ausgeschlossen fühlt, sucht die Familie ein neues Eigenheim. Eins, das groß genug ist für die fünfköpfige Familie und das im Erdgeschoss ein Kinderzimmer für Lena hat, „damit sie sich besser bewegen kann“, erklärt Sven Wilhelm. „Im Idealfall sollte das Haus im Erdgeschoss auch ein kleines Bad haben, das Lena nutzen kann, wenn sie größer ist.“ Seit längerem schon sucht die Familie ein passendes Haus in Dabringhausen. 2013 sind die Wilhelms in das „Dorf“ gezogen, das ihnen mittlerweile so ans Herz gewachsen ist, „dass wir nicht mehr weg möchten“, sagen sie. „Es ist so wunderschön hier, weil es ländlich ist, aber wir auch schnell bei unseren Jobs sind“, sagen sie. „Außerdem ist Lukas hier in der Kita Bussardweg.“ Und auch der zweite Sohn des Paares, Leonard (6 Monate), hat schon einen Kitaplatz in Dabringhausen sicher. „Es wäre wirklich ein Traum, wenn wir hierbleiben könnten.“

 Lachend posiert die Familie für den Fotografen: Papa Sven mit Lena, Lukas und Mama Stephanie mit Nesthäkchen Leonard.  Foto: Privat

Lachend posiert die Familie für den Fotografen: Papa Sven mit Lena, Lukas und Mama Stephanie mit Nesthäkchen Leonard. Foto: Privat

Foto: Privat

Doch weder über private Kontakte, noch durch Hilfe von Maklern sei es bisher möglich gewesen, ein passendes Objekt zu finden. Im beliebten Dabringhausen würden viele Häuser über „Mund zu Mund-Propaganda“ verkauft werden, wissen die Wilhelms. Darauf bauen jetzt auch Stephanie, die als Controllerin bei Henkel in Düsseldorf arbeitet, und Sven. „Es muss nicht sofort sein“, sagt das Ehepaar. „Wir können auch ein Jahr lang ein neues Haus suchen oder darauf warten, das wir einziehen können“, sagen sie. „Hauptsache, es gibt eine Option.“ Ihr Reihenhaus, das mit 130 Quadratmetern zwar genügend Platz für die Familie bietet, aber wegen der Treppen ungeeignet für Lena und ihren Rollstuhl ist, würden sie für ein neues Familiendomizil verkaufen. „Wir haben auch keine Angst vor nötigen Renovierungsarbeiten“, versichert Sven Wilhelm, der in Köln bei einer Versicherung arbeitet. „Wir würden ohnehin alles rollstuhlgerecht umbauen mit breiteren Türen und Rampe an der Haustür“, sagt er. Denn: „Wahrscheinlich wird Lena ihr ganzes Leben lang bei uns wohnen und deshalb suchen wir ein Haus, in dem wir uns alle gut bewegen können.“

Ob die niedliche Dreijährige jemals laufen lernen wird, ist noch unklar. Denn Lena leidet unter dem „Charge Syndrom“, einem Gendefekt, der nicht von den Eltern vererbt wird, der aber als eine Hauptursache für angeborene Hörsehschädigungen angesehen wird. Die Kleine kam sechs Wochen zu früh auf die Welt „und erst bei der Geburt stellte sich heraus, dass etwas nicht stimmt“, erinnert sich Stephanie Wilhelm. „Sie musste reanimiert werden und als die Ärzte intubieren wollten, haben sie festgestellt, dass die Nasengänge verschlossen waren.“ Glück für die geschockten Eltern war, dass der behandelnde Oberarzt sich mit dem Charge-Syndrom auskannte. Der Hörtest bei dem Baby war schlecht und zunächst hieß es auch, dass die Kleine blind sei. „Das hat sich aber nicht bewahrheitet“, erzählt Lenas Mama erleichtert. „Wenn wir alle im Raum sind, erkennt sie uns und sieht uns auch. Aber wie genau ihr Sehvermögen ist, kann sie uns noch nicht sagen.“

Nur langsam lernt Lena erste Worte, weil sie schlecht hört. Deshalb trägt sie ein Hörgerät. Ein pinkes, weil rosa ihre Lieblingsfarbe ist. „Das macht sie ganz toll“, loben ihre Eltern. „Wenn sie morgens aufwacht, zeigt sie gleich auf ihre Ohren, damit wir ihr helfen, die Hörgeräte einzusetzen.“ Denn ihre Tochter sei zwar durch den Gendefekt entwicklungsverzögert, „aber sie ist sehr schlau und auch sehr ehrgeizig“, verrät Stephanie Wilhelm. „Sie will immer mehr machen, als sie eigentlich schon kann.“ Gerade lernt sie mit ihren Eltern Gebärdensprache. Und auch ihren Joghurt kann sie mittlerweile selbstständig essen. „Die Muskelschwäche bezieht sich nicht nur darauf, dass sie nicht laufen kann, sondern hatte auch Auswirkungen auf den Schluckreflex und die Atmung“, erklärt ihre Mutter. Aber die kleine Kämpferin Lena, die die heilpädagogische Kita Wellerbusch in Wermelskirchen besucht, übt fleißig.

Jetzt fehlt nur noch das Traumhaus, in dem sie ihren Brüdern mit dem Rolli überall hin folgen kann...

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