Ehrenamtlicher Einsatz in Wermelskirchen Reparaturcafé zieht Lehren aus der Pandemie

Wermelskirchen · Weniger Wartezeiten und digitale Verarbeitung: Die Ehrenamtlichen nutzen die Krise zur Veränderung. Die Nachfrage im Reparaturcafé ist weiterhin sehr hoch.

 Maria Korotkov bringt ihre Lampen ins Reparaturcafé zu Jochen Schmidt (l.). Koordinator Manfred vom Stein freut sich über die Treue der Besucher.

Maria Korotkov bringt ihre Lampen ins Reparaturcafé zu Jochen Schmidt (l.). Koordinator Manfred vom Stein freut sich über die Treue der Besucher.

Foto: Theresa Demski

Maria Korotkov hat eine große Tasche im Gepäck. „Zwei Lampen“, erklärt die junge Frau, nachdem sie sich in der Stadtbücherei ausgewiesen und ihre Nachweise vorgezeigt hat. Aus der Tasche holt sie zwei große Tischleuchten hervor. Die eine habe einen Wackelkontakt, die andere funktioniere auch nicht mehr verlässlich, sagt sie und blickt fragend zu Jochen Schmidt. Der nimmt die Lampen unter die Lupe, tastet die Kabel ab und tippt auf einen Kurzschluss. Vor der Pandemie hätte er Maria Korotkov nun einen Kaffee und ein Stück Kuchen angeboten und sich mit ihr gemeinsam an die Reparatur gemacht. „Das war unsere Philosophie, und das hat auch die Atmosphäre in unserem Reparaturcafé ausgemacht“, sagt Koordinator Manfred vom Stein.

Dann kam Corona – und machte die Schließung des ehrenamtlichen Angebots nötig. Als das Reparaturcafé im Juli 2020 wieder öffnete, war alles anders. Kaffee und Kuchen waren gestrichen, Besucher gaben ihre Geräte in der Bogenbinderhalle der Katt ab. Die Ehrenamtlichen nahmen Kaffeemaschinen und Bügeleisen, Wasserkocher und Musikspieler mit nach Hause, um sie zu reparieren. Im Oktober wurden die Regeln erneut verschärft, die Ehrenamtlichen nahmen keine Geräte mehr an – nur im Notfall wurden Wege gefunden.

Seit dem 17. Juni 2021 sind die Freiwilligen wieder im Einsatz. Sie sind in die Stadtbücherei zurückgekehrt – allerdings mit neuen Regeln. Wer mit defekten Geräten ins Reparaturcafé kommen möchte, muss sich spätestens bis zum Vortag anmelden. Am Eingang sitzt ein Sicherheitsbeauftragter, der nicht nur Personalien und 2G-Nachweis prüft, sondern auch den Terminkalender. „Dadurch haben die Besucher und wir einen großen Vorteil“, sagt Manfred vom Stein, „die Wartezeiten fallen weg.“ Der Betrieb ist so gut getaktet, dass sich Maria Korotkov nach etwa zehn Minuten wieder auf den Heimweg macht. Jochen Schmidt hat da bereits alle notwendigen Papiere ausgefüllt und der jungen Frau einen Abholstreifen mitgegeben, mit dem sie nach einer entsprechenden Benachrichtigung ihre Lampen wieder im Reparaturcafé abholen kann.

Die Ehrenamtlichen nehmen die Geräte nun generell mit – im Homeoffice wird repariert. Gelegentlich finden sie auch den Weg in die Werkstatt der Initiative im Wolfhagen, in der Ehrenamtliche regelmäßig im Einsatz sind. Schon vor der Krise hätten die Freiwilligen festgestellt, dass die Anforderungen komplexer geworden seien – vor allem beim Thema Kaffeevollautomaten. Immer mal wieder wurden Geräte schon damals nicht vor Ort repariert, sondern fanden den Weg in die heimischen Werkstätten der Ehrenamtlichen. Es blieb allerdings eher bei Ausnahmen. „Früher haben Besucher im Repcafé dann häufig länger warten müssen“, erinnert Manfred vom Stein. Wer zuerst kam, dem wurde als erstes geholfen. Und weil kompliziertere Reparaturen auch mal etwas länger dauerten, zogen sich die Wartezeiten gelegentlich hin. „Wir haben Lehren aus der Corona-Krise gezogen“, sagt vom Stein, „wir wollen das neue Verfahren auch nach der Pandemie weiterführen.“ Besucher kommen nach Terminabsprache, komplexere Geräte werden von den Ehrenamtlichen häufiger Zuhause repariert.

Die Digitalisierung soll das Verfahren vereinfachen: Dann können sich Besucher online anmelden und ihre Daten eingeben. „Die Corona-Krise hat auch bei diesem Thema die Umsetzung beschleunigt“, sagt vom Stein. Inzwischen testen die Ehrenamtlichen ein entsprechendes Ticket-System, um es bald den Besuchern anbieten zu können. Wartezeiten sollen dann ein Ende haben. „Das bedeutet nicht, dass wir keine Präsenzreparaturen vor Ort mit den Besuchern mehr anbieten“, betont vom Stein, „wir hoffen, dass wir bald wieder die alte Atmosphäre zurückgewinnen und gleichzeitig die Verbesserung beibehalten können.“ Denn die Nachfrage nach dem Reparaturcafé ist nach wie vor groß. Als die Ehrenamtlichen nach dem ersten Lockdown zur Geräteabgabe in die Bogenbinderhalle einluden, ließen sich das viele Wermelskirchener nicht zweimal sagen und kamen mit ihren defekten Geräten.

Im zweiten Lockdown erreichten die Koordinatoren immer wieder Anrufe von Bürgern, die um Hilfe baten – und sie bekamen. Etwa 500 Reparaturen verzeichneten die Ehrenamtlichen in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021. „Vor der Pandemie zählten wir 500 Reparaturen pro Jahr“, sagt vom Stein, „durch die nötige Schließung des Reparaturcafés im ersten und zweiten Lockdown sind die Zahlen zurückgegangen.“

Aber die Wermelskirchener seien dem Reparaturcafé treu geblieben. Es gebe viele Stammkunden, die immer wieder kommen.

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