Hausärzte in Zeiten der Corona-Pandemie Praxen kehren langsam zur Normalität zurück

Wermelskirchen · Auf der einen Seite deutlich weniger Patienten, auf der anderen wirklich große Herausforderungen: Die Corona-Pandemie hat den Alltag der Hausärzte in Wermelskirchen verändert.

 Hausarzt  Harald Bergerhoff: Das Virus forderte uns.

Hausarzt  Harald Bergerhoff: Das Virus forderte uns.

Foto: Demski

Sie arbeiten an vorderster Front: Die Hausärzte in Wermelskirchen haben in den vergangenen Wochen deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. „Im März wurde es bei uns von einem auf den anderen Tag viel ruhiger“, sagt Harald Bergerhoff. Patienten nahmen die Warnungen ernst und blieben Zuhause. Vorsorgeuntersuchungen und Arztbesuche wegen kleinerer Beschwerden wurden auf später verschoben. In der Praxis Bergerhoff wurden Personalpläne umgestellt, teilweise Kurzarbeit angemeldet. Auch in der Praxis Schwitalla sind die Patientenzahlen im März und April „enorm eingebrochen“. Regelbesuche in Pflegeeinrichtungen wurden eingestellt, Thomas Schwitalla rückte nur noch in die Altenzentren aus, wenn er ausdrücklich gerufen wurde.

„Auf der anderen Seite forderte uns das Virus“, sagt Bergerhoff. Viele Patienten hätten mit irrationalen Ängsten vor einer Ansteckung gekämpft. Das habe später dann auch für viele Arbeitnehmer in Berufsgruppen gegolten, die als „systemrelevant“ eingestuft worden waren und trotz der Pandemie arbeiten sollten. Häufig hätten Arbeitnehmer aus Angst auf eine Freistellung hingewirkt. Da sei viel Aufklärungsarbeit notwendig gewesen.

Dazu kamen die Hygieneregeln, die die Hausarztpraxen vorhalten müssen: „Das ist ein großer Aufwand“, sagt auch Tobias Hopff, Hausarzt in Dabringhausen. Um Betrieb im Wartezimmer zu vermeiden, habe er die Sprechstunden auf den Nachmittag ausgeweitet. Wo das möglich ist, warten Patienten lieber im Freien vor der Tür. Und vor allem dann, wenn Corona-Tests nötig werden, haben die Hausärzte alle Hände voll zu tun. „Wir sorgen dafür, dass Patienten in diesen Fällen nicht in die Praxis kommen“, sagt Bergerhoff. Inzwischen würde er die Abstriche in einem nicht einsehbaren Bereich im Hof machen. „Ich bin dann vollständig vermummt und die Mitarbeiter und Patienten haben keinerlei Kontakt mit den Verdachtsfällen“, sagt er. In den allermeisten Fällen sei das Ergebnis aber negativ ausgefallen.

Tobias Hopff bestellt die Patienten zum Corona-Test, wenn der Alltagsbetrieb bereits hinter ihm liegt. „Wir vermeiden ganz konsequent Begegnungen“, betont er. Und alle Ärzte achten auf den entsprechenden Schutz.

„Die Versorgung mit Schutzausrüstung war am Anfang sehr umständlich“, kritisiert Bergerhoff. Die Praxen wurden mit einem QR-Code ausgestattet, um sich dann in Lennep ein entsprechendes Paket abholen zu können. Das Paket sei so klein gewesen, dass es auch über den Postweg hätte verschickt werden können, sagt Hopff. Das habe die Praxen vor allem Zeit gekostet. Inzwischen sei die Schutzausrüstung kein Thema mehr. „Es gibt alles in ausreichender Anzahl“, sagt auch Schwitalla.

Andere Probleme haben sich noch nicht erledigt. So kritisiert Harald Bergerhoff etwa die hohen Laborpreise für Corona-Tests. Wenn Patienten diese Tests selbst bezahlen müssen, werden rund 130 Euro fällig. „Vor einigen Wochen lag der Preis noch höher“, bemängelt er die Preisgestaltung. Auch die Situation von alten Menschen, die nach einem Krankenhausaufenthalt in eine Pflegeeinrichtung überwiesen werden, sei weiterhin kompliziert: „Aktuelle Tests sind nur 48 Stunden gültig“, sagt Bergerhoff. Zwischen dem Test im Krankenhaus und dem Umzug in die Einrichtung lägen aber häufig ein paar Stunden mehr, dann wird wieder ein Test fällig. „Da müssen wir die Gesetzeslage hinterfragen“, fordert der Arzt.

Inzwischen kehrt langsam der Alltag in die Praxen zurück: Die Patienten verabreden wieder Termine. Alle Ärzte machen sich nun Sorgen um die Grippewelle im Herbst. „Wir werden Probleme bekommen, die Symptome zu unterscheiden“, sagt Hopff und hofft auf neue Schnelltests, die dann zügig eine Klärung bringen.

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