Kriminalität in Wermelskirchen Polizei warnt verstärkt vor Taschendieben

Wermelskirchen · In den vergangenen Wochen wurden vor allem Senioren wieder Opfer von Langfingern. Die Polizei verrät, wie man sich effektiv schützen kann.

 Die Geldbörse sollte nicht im Rollator sein, weil Langfinger dann zuschlagen. 

Die Geldbörse sollte nicht im Rollator sein, weil Langfinger dann zuschlagen. 

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Es sind nur wenige Sekunden Unaufmarksamkeit – schon ist das Portemonnaie mit allen Karten, Ausweisen und dem Geld weg. Und meistens haben die Betroffenen gar nicht bemerkt, dass sie gerade bestohlen worden sind. Derzeit sind im Kreis viele Taschendiebe unterwegs, weiß die Kreispolizeibehörde Rheinisch-Bergischer Kreis. Bei mehreren Fällen in Bergisch-Gladbach wurden in den vergangenen Tagen Senioren, die gerade im Supermarkt einkaufen waren, Opfer der Langfinger.

Doch auch in Wermelskirchen sind Taschendiebe aktiv, heißt es von der Kripo. Während im Juni nur drei Anzeigen gestellt wurden, waren es im August neun Fälle, bei denen Betroffenen Portemonnaie und Handy entwendet wurden. Im gesamten Kreis waren es 144 Diebstähle im August, was eine 40-prozentige Steigerung im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2019 bedeutet. Aufgeklärt werden konnte kaum einer der Fälle, „weil viele erst zuhause merken, dass ihr Portemonnaie weg ist“, weiß Kriminalkommissarin Claudia Kammann. Eine Täterbeschreibung fiele damit aus.

Ausgebuffte Taschendiebe verstehen ihr „Handwerk“: „Die arbeiten meist in kleineren Gruppen“, erklärt die Kommissarin. „Einer rempelt das Opfer an, entschuldigt sich lauthals, fragt, ob alles in Ordnung ist und in der Zeit klaut ein zweiter das Portemonnaie aus der Tasche. Oft wird es gleich an einen dritten Täter weitergereicht. Das geht alles so schnell, dass kaum jemand mitbekommt, dass er bestohlen wurde. Und selbst wenn, hat der erste Täter, der jemanden angerempelt hat, die Geldbörse ja gar nicht bei sich und tut unschuldig.“

Der Trick sei auch bekannt auf Märkten, wo das Opfer mit Senf bekleckert wird und in dem Ärger darüber gar nicht bemerken würde, dass ihm in der Zwischenzeit seine Wertsachen gestohlen worden sind.

„Der wichtigste Schutz vor Taschendieben ist deshalb: Wertsachen sollten immer vorne und dicht am Körper getragen werden“, rät Claudia Kammann. „Am besten in einer Innentasche. Da merkt man es im Zweifel, wenn jemand lange Finger macht“, sagt Kammann, die im Kriminalkommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz zuständig ist. Ideal sei ein Brustbeutel, der um den Hals gehängt wird. „Doch das ist den meisten Menschen zu lästig, dann im Geschäft darin nach dem Geld zu suchen“, weiß sie aus Erfahrung. Vor allem Senioren sollten umsichtig sein, wenn sie zum Einkaufen auf dem Markt oder im Supermarkt sind. „Viele stecken ihre Tasche einfach vorne in den Rollator“, so die Kommissarin. „Da haben Diebe dann ein leichtes Spiel.“ Besser sei es, sich vor dem Einkaufen schon genau zu überlegen, „ob ich alle Karten und Ausweise wirklich brauche“, rät die Expertin. „Und am besten packe ich zwei kleine Börsen ein. Eine für die Karte und die andere für das Geld.“

Die hintere Hosentasche der Jeans sei übrigens Tabu für Wertsachen. „Selbst junge Leute merken es nicht, wenn ihnen ein geschickter Taschendieb das Handy aus der Hosentasche zieht“, sagt die Kommissarin, die an ihrem eigenen Portemonnaie extra ein kleines Glöckchen angebracht hat, das immer klingelt, wenn sie es in die Hand nimmt. Hintergedanke: Taschendiebe sind nicht umsonst Profis auf ihrem Gebiet. „Bei vielen Diebesbanden wird an Puppen geübt, an denen Glöckchen hängen. Da üben die Diebe so lange, bis sie alle Wertgegenstände aus den Taschen der Puppen entwenden konnten, ohne dass es einen Laut gibt“, so die Polizistin. Wenn ein Glöckchen am Portemonnaie beim versuchten Diebstahl klingelt, „lassen es die Diebe meist vor Schreck fallen und dann ist der Schaden nicht so groß“, sagt Claudia Kammann. Tipp: Kleine Glöckchen gibt es im Bastelgeschäft.

Vorsicht ist übrigens besonders im Supermarkt geboten: „Wenn jemand die Tasche in den Einkaufswagen gestellt hat und am Regal konzentriert eine Verpackung studiert, ist schnell Opfer eines Diebstahls. Da braucht es noch nicht einmal einen findigen Taschendieb, um schnell nach der Börse zu greifen“, sagt Kriminalkommissarin Claudia Kammann. Die Redewendung: „Gelegenheit macht Diebe“ trifft hier besonders zu.

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