Überraschung zum Muttertag in Wermelskirchen Feuchte Augen beim Wiedersehen

Wermelskirchen · Pünktlich zum Muttertag organisierte die Alten- und Pflegeeinrichtung „Haus Vogelsang“ am Sonntag Besuchszeiten. Viele Angehörige meldeten sich an, um die Bewohner wieder einmal zu treffen.

 Haus Vogelsang empfängt wieder Besucher. Ursel Zimmermann freut sich über den Besuch von Tochter Susanne Krug (Mitte) und Enkeltochter Tabea Krug.

Haus Vogelsang empfängt wieder Besucher. Ursel Zimmermann freut sich über den Besuch von Tochter Susanne Krug (Mitte) und Enkeltochter Tabea Krug.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Senta Berghaus ist früh aufgewacht. Noch früher als sonst. „Ich war ganz aufgeregt vor Freude“, sagt sie. Jedes Mal, wenn es an ihrer Tür im Wohnbereich 4 im Haus Vogelsang klopfte, dann hoffte sie, dass die Pflegerin sie nun endlich zum vereinbarten Treffpunkt bringen würde. Gegen kurz vor 10 Uhr klopfte es wieder. „Da hatte ich schon Magenschmerzen vor Aufregung“, erzählt Senta Berghaus.

Nach fast acht Wochen darf ihr Tochter Petra Wilkin zum ersten Mal wieder einen persönlichen Besuch abstatten. Entsprechend emotional fällt das Wiedersehen aus. „Was für ein wundervoller Tag“, sagt die Bewohnerin, als sie mit ihrer Tochter an dem kleinen Tisch im Besuchsbereich Platz nimmt, den die Einrichtung extra für diesen Tag geschaffen hat. Und auch Petra Wilkin ist erleichtert, dass die besuchsfreie Zeit endlich vorbei ist. „Wir haben viel telefoniert, haben uns auch per Facetime auf dem Handy gesehen. Und einmal in der Woche habe ich ihr auf dem Balkon zugewunken“, erzählt sie, „aber es ist einfach nicht dasselbe“. Und so hat sie pünktlich zum Muttertag einen großen Strauß Blumen gekauft und mit Einrichtungsleiterin Heidi Popko gleich den ersten Besuchstermin vereinbart.

„Für die Bewohner und auch für die Angehörigen wurde es allerhöchste Zeit“, sagt Heidi Popko. Die Bewohner hätten die Situation mit viel Tapferkeit ausgehalten, aber in den letzten Tagen sei immer deutlicher zu spüren gewesen, dass ein Wiedersehen mit den Familien dringend notwendig geworden war.

Mit der Lockerung der Maßnahmen bereitete sich die Einrichtung dann auf den großen Moment vor, in dem Besucher wieder ihre Angehörigen treffen können. „Wir haben insgesamt zehn Besuchspunkte geschaffen“, erzählt Heidi Popko. Vor dem Haupthaus, im Garten der Einrichtung, stehen Zelte. Für das kleine Haus wurden auf überdachten Stellplätzen Tische und Stühle bereitgestellt. Es gibt Kaffee und Wasser. Und die Pfleger sorgen dafür, dass die Bewohner zum vereinbarten Zeitpunkt am bezifferten Platz eintreffen. „Nur Bewohner aus dem Palliativbereich, die das Bett nicht mehr verlassen können, dürfen Besuch in ihren Zimmern empfangen“, erklärt Heidi Popko.

Damit pünktlich zum Muttertag jeder zu seinem Recht kommt, hat die Einrichtung die Besuchszeiten auf 50 Minuten begrenzt. „Danach reinigen wir die Plätze, stellen neue Tassen und Gläser bereit und haben dann zehn Minuten, bevor die nächste Besuchsphase beginnt“, erklärt die Einrichtungsleiterin.

Viele Angehörige haben sich angemeldet. Dazu gehören auch Heike und Achim Kapp. Eigentlich besucht Achim Kapp seine Mutter einmal in der Woche. „In der letzten Zeit konnten wir nur winken“, sagt er, „wie passend, dass jetzt am Muttertag ein Wiedersehen möglich ist.“ Um punkt 10 Uhr trifft er gemeinsam mit seiner Frau am Besucherpunkt ein. Helga Kapp wartet schon. Als sie endlich wieder an einem Tisch Platz nehmen können, stehen ihr die Tränen in den Augen. „Das war eine schlimme Zeit“, sagt Helga Kapp, „man hat sich von Tag zu Tag mehr alleine gefühlt.“ Trotz der Anrufe und trotz der Angebote auf den Wohnbereichen. „Es ist doch was ganz anderes, sich so gegenüberzusitzen, als nur am Telefon miteinander zu sprechen“, sagt die alte Dame. Und dann nimmt sie die Blumen und die Geschenketüte, denn die Zeit ist schon vorbei und die Pflegerin von der Station holt sie ab. Vor dem Haupteingang stehen bereits die nächsten zehn Besucher – im gebührenden Abstand warten sie auf das große Wiedersehen.

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