Wenn Senioren vermisst werden, werden Hunde eingesetzt Spürhunde beweisen ein besonderes Näschen

Wermelskirchen · Personenspürhunde und ihre menschlichen Partner übten rund um das Haus Vogelsang den Ernstfall. Vierbeiner erschnüffelten die Gesuchten.

 Marcel Maierhofer, Bewohnerin Anita Rieger (88), Debbie (Deutsch Drahthaar) und Bettina Schulz-Klophaus (v.l.) mit dem Personenschutzhund Debbie im Haus Vogelsang.

Marcel Maierhofer, Bewohnerin Anita Rieger (88), Debbie (Deutsch Drahthaar) und Bettina Schulz-Klophaus (v.l.) mit dem Personenschutzhund Debbie im Haus Vogelsang.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wall E wartet geduldig auf seinen Einsatz. Für den Bloodhound sind die Straßen rund um das Evangelische Altenzentrum „Haus Vogelsang“ fremd, die Gerüche noch neu. Als er sich dann gemeinsam mit Hundeführerin Andrea Dahlmann auf den Weg Richtung Eingangshalle macht, ahnt der Vierbeiner wohl, dass gleich sein Einsatz gefragt ist.

Wall E schnüffelt und erkundet, macht sich mit dem neuen Terrain vertraut und dann bekommt er jenen Beutel vor seine Nase gehalten, der ihn innerhalb einer Sekunde zum hochkonzentrierten Personenspürhund werden lässt. Wall E nimmt die Fährte auf. Ein kleines Stück Mullbinde genügt. Am Morgen hat Anita Rieger (94) das kleine Stück Stoff mit ihrem Geruch zur Verfügung gestellt, nun sitzt sie mit einem Tee und einem Teller Kekse im Neubau und wartet auf den Spürhund. Und Wall E macht sich beherzt auf den Weg, schnüffelt mal hier und dann dort, und erkennt unzählige Gerüche von unzähligen Bewohnern in der Einrichtung.

Hin und wieder dürfte ihm auch eine alte Spur von Anita Rieger unter die Nase kommen. „Aber Hunde riechen Zeit“, sagt Kriminalbeamter Marcel Maierhofer, der gemeinsam mit seiner Frau „Maintrailing24“ gründete und seit dem Personenspürhunde ausbildet.

Wall E kann zwischen alten und neuen Spuren also unterscheiden und nun sucht er den jüngsten aller Wege, den Anita Rieger am Tag zuvor mit Bettina Schulz-Klopphaus abgegangen ist. Und als er einmal die Hürde der Schiebetür überwunden hat und das Haus mit seinen vielen Gerüchen hinter sich lässt, nimmt der Bloodhound an Tempo auf, läuft zielgerichtet den Berg hinunter, bringt Andrea Dahlmann an der Leine zum Laufen und entscheidet sich dann aber entschlossen für den Nebeneingang.

Dort sitzt Anita Rieger im Warmen. „Eigentlich habe ich ein bisschen Angst vor Hunden“, sagt die 94-Jährige, „aber es ist auch sehr spannend, zu sehen, was diese Tiere alles können.“ Denn Wall E braucht nicht lange, um anzuschlagen. Schwanzwedelnd nimmt der Hund vor der alten Dame Platz. Aufgabe gelöst. Zur Belohnung gibt es nicht nur Extrastreicheleinheiten, sondern auch eine Portion Käse.

Insgesamt zwölf Personenspürhunde waren an einem Wochenende rund um das „Haus Vogelsang“ unterwegs und proben den Ernstfall. Bettina Schulz-Klopphaus, die als Altenpflegerin in der Einrichtung arbeitet und gleichzeitig ihren Vierbeiner zum Personenspürhund ausbilden lässt, hat den Kontakt hergestellt. „Wir können hier gut den Ernstfall proben“, sagt sie. Denn immer mal wieder würden in den seltenen Fällen von vermissten Bewohnern auch Personenspürhunde eingesetzt.

Die Situation sei also entsprechend realistisch. „Die Polizei hat dann ihre eigenen Hundestaffeln“, erklärt Marcel Maierhofer, „aber die decken den Bedarf längst nicht ab.“ Und deswegen gebe es entsprechende Kooperationen.

Viele der Hunde, die hier den Einsatz üben, haben auch Ambitionen, im Ernstfall gerufen zu werden. „Allerdings dauert die Ausbildung von Mensch und Hund beim Mantrailing viele Jahre“, sagt Maierhofer. Grundsätzlich könne jeder Hund zum Personenspürhund ausgebildet werden, allerdings eignen sich Bloodhounds wie Wall E besonders gut.

Der hat eine von insgesamt acht Aufgaben nun erfolgreich gelöst und sich eine Pause verdient. Währenddessen wartet Anita Rieger auf den nächsten Vierbeiner, der sie erschnüffelt. „Ich wusste gar nicht, dass man so viele Gerüche hinterlässt“, erzählt sie währenddessen, „der Geruchssinn von Hunden ist schon beeindruckend.“ Weil sie ahnt, dass der Einsatz der Tiere im Ernstfall auch für sie und ihre Mitbewohner im Altenzentrum lebenswichtig sein kann, bezieht sie weiterhin gut gelaunt ihren Platz – und wartet auf die nächste Spürnase.

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