Nahverkehr in Wermelskirchen P+R-Platz am Busbahnhof verzögert sich

Wermelskirchen · Statt den ursprünglich geplanten Förderweg zu beschreiten, setzt die Stadt Wermelskirchen auf die ÖPNV-Programme von „go.Rheinland“. Damit soll der aus der Stadtkasse aufzubringende finanzielle Anteil deutlich sinken.

Zukünftige P+R-Platz-Nutzer erhalten durch die Unterführung unter der B51 von der Kenkhauser Straße fußläufigen Zugang zum Busbahnhof in Wermelskirchen.

Zukünftige P+R-Platz-Nutzer erhalten durch die Unterführung unter der B51 von der Kenkhauser Straße fußläufigen Zugang zum Busbahnhof in Wermelskirchen.

Foto: Stephan Singer/Stephan SInger

Während die Mobilstationen in Dabringhausen und am Busbahnhof Wermelskirchen fertiggestellt sind, verzögert sich an letztgenanntem Standort die Einrichtung eines Park-and-Ride (P+R)-Platzes. Das teilte Tiefbauamtsleiter Harald Drescher auf der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr mit. Demnach will die Stadtverwaltung neue Förderungen generieren, um „der Stadt Kosten zu sparen“, wie Drescher erläuterte.

Die für den P+R-Platz vorgesehene Fläche befindet sich im Eigentum des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen-NRW). „Die Stadt möchte die erforderliche Fläche von Straßen-NRW erwerben“, stellte Drescher dar. Aber: „Da diese Fläche bereits Teil einer natur- und umweltschutz-rechtlichen Kompensationsmaßnahme für die dort entlangführende Bundestraße 51 ist, müsste die Stadt dann wiederum hierfür ökologisch gleichwertigen Ausgleich an anderer Stelle neu schaffen.

„Dieser Vorgang erfordert eine Genehmigung durch die Obere als auch Untere Naturschutzbehörde“, beschrieb der Tiefbauamtsleiter das Verfahren. Weiterhin sei die Stadt Wermelskirchen verpflichtet, diese Ausgleichspflanzungen zu pflegen und zu unterhalten. Über die gegenseitigen Verpflichtungen müsse die Stadt zusätzlich eine Verwaltungsvereinbarung mit Straßen-NRW abschließen.

 Der P+R-Platz soll an der Kenkhauser Straße auf der vom Busbahnhof gegenüberliegenden Seite der B51 entstehen, wo sich ein Wirtschaftsweg befindet.

Der P+R-Platz soll an der Kenkhauser Straße auf der vom Busbahnhof gegenüberliegenden Seite der B51 entstehen, wo sich ein Wirtschaftsweg befindet.

Foto: Stephan Singer/Stephan SInger

Bislang war die vorgesehene P+R-Anlage am Busbahnhof im Rahmen des Förderprogramms „Europäischer Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) angemeldet und sollte dadurch mit einem festen Betrag von rund 108.000 Euro zuzüglich einer Minimal-Pauschale, wie die Stadtverwaltung es in ihrer Sitzungsvorlage bezeichnete, für Ingenieurleistungen gefördert werden.

Auf Grundlage der vorliegenden Baukostenberechnung aus dem Jahre 2020 betragen die Baukosten für die Herstellung des P+R-Platzes rund 291.000 Euro, erinnerte Harald Drescher und fügte hinzu: „Da der Bausektor in der letzten Zeit durch hohe Kostensteigerungsraten gekennzeichnet ist sowie aufgrund der allgemein starken Inflation, wird die aktuelle Kostenberechnung derzeit durch das Planungsbüro angepasst.“ Die Folgekosten für die Unterhaltung und Pflege der Ersatzpflanzungen kämen noch hinzu. Diese Kosten könnten derzeit jedoch noch nicht beziffert werden, da der Umfang der Ersatzmaßnahmen sich an den noch ausstehenden Auflagen der Genehmigungsbehörden orientiere.

Deshalb will das Tiefbauamt einen anderen Weg gehen: „In Anbetracht der hohen Kostensteigerungen sowie der engen Fristen der ursprünglichen EFRE-Förderung hat die Verwaltung eine Alternativförderung geprüft.“ Die Förderung für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch „go.Rheinland“ biete sich an. Diese beinhaltet eine 90-prozentige Förderung, was rund 270.000 Euro bezogen auf Baukosten und anteilige Planungskosten ausmache, statt wie bisher über das EFRE-Programm per Festbetrag-Förderung rund 108.000 Euro.

Bei diesem Vorgehen trage die Stadt einen Eigenanteil von etwa 30.000 Euro, weil der Gesamt-Ausgabebedarf sich auf etwa 300.000 Euro summiere. Allerdings, so stellte Harald Drescher gegenüber dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, ebenfalls klar: „Aufgrund der Situation im Bausektor können sich diese Kosten erhöhen. In diesem Fall würden bei der nächsten Haushaltsanmeldung die Kosten entsprechend angepasst.“

Richard Kranz von den Grünen stemmte sich gegen das Vorhaben der Stadtverwaltung: „Ein P+R-Platz am Busbahnhof ist nicht nötig, zumal es sich um eine ökologische Ausgleichsfläche handelt.“ Er fürchtete steigende Kosten: „Da werden letztendlich 500.000 Euro auf den Kopf gehauen für ein Dutzend Parkplätze.“ Letztlich blieb es bei der einen Nein-Stimme von Kranz – die übrige Ausschuss-Mehrheit votierte bei einer Einhaltung für das von der Verwaltung ausgearbeitete Vorgehen.

Entsprechend reicht die Verwaltung den Einplanungsantrag bei „go.Rheinland“ ein. Der Baustein „P+R-Anlage Busbahnhof“ wird aus der EFRE-Fördermaßnahme zurückgenommen. Wie Harald Drescher auf Nachfrage unserer Redaktion ankündigte, könne der P+R-Platz-Baubeginn in 2024 erfolgen.

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