Selbsthilfearbeit in Wermelskirchen Neues Leben an der Eich dank Fördergeld

Wermelskirchen · Die Schlaganfallgruppe feierte am Dienstag die Eröffnung ihres neuen Büros in der ehemaligen Volksbank-Filiale – und die Stadt den ersten Partner für das Förderprogramm gegen Leerstände in der Innenstadt.

 Eröffnung der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Bergisch Land an der Eich: Das Team v.l.. Anja Schwirblat, Ute Baehr, Brigitte Hallenberg, Stefan Zwanzig-Müller. Info zum Foto: Alle sind geboostert und zusätzlich getestet.

Eröffnung der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Bergisch Land an der Eich: Das Team v.l.. Anja Schwirblat, Ute Baehr, Brigitte Hallenberg, Stefan Zwanzig-Müller. Info zum Foto: Alle sind geboostert und zusätzlich getestet.

Foto: Jürgen Moll

Brigitte Hallenberg kann ihr Glück immer noch kaum fassen. „Wir hätten es nicht mal gewagt, hiervon zu träumen“, sagt die Vorsitzende der Schlaganfallgruppe. Obwohl die Geschichte der Selbsthilfegruppe eine Erfolgsgeschichte ist, hatten die Ehrenamtlichen mit diesem Umzug lange nicht gerechnet. „Jetzt machen wir mehrere Schritte auf einmal“, sagt Brigitte Hallenberg dann auch zur offiziellen Eröffnung des Schlaganfallbüros an der Eich.

Die ehemalige Volksbankfiliale hat sich innerhalb von anderthalb Monaten in das neue Schlaganfallbüro verwandelt. Viele Betroffene und Angehörige haben selbst mit angepackt, um die hellen Räume für die Menschen auf der Suche nach Unterstützung nach dem Schicksalsschlag vorzubereiten. Sponsoren wie die Sparkasse und Handwerksbetrieben fanden sich, die die Büroeinrichtung, den barrierefreien Umbau der Sanitäranlagen oder die Reinigung der riesigen Fensterfront übernahmen. „Dieses neue Büro gibt uns so viele Möglichkeiten, um Menschen nach dem Schlaganfall zu helfen“, sagt Brigitte Hallenberg. Sie hat in den vergangenen Jahren mit ihren Mitstreitern wie Ute Baehr ein umfassendes Netzwerk aufgebaut, das Betroffenen und Angehörigen hilft, das Ehrenamtliche zu Schlaganfallhelfern schult, Familien unterstützt und vor allem durch den Dschungel der Anträge und Bürokratie hilft.

Dieses Mal war Brigitte Hallenberg mit der Selbsthilfegruppe allerdings selbst auf Hilfe angewiesen – nicht nur von Mitstreitern und Sponsoren. Weil das Gebäude an der Remscheider Straße, in dem die Gruppe bisher ihren Stützpunkt hatte, abgerissen wird, waren die Ehrenamtlichen auf der Suche nach einer neuen Heimat für die Gruppe. Da kam die Stadt ins Spiel: Nach einem Hilferuf brachte Florian Leßke vom Amt für Stadtentwicklung das Programm gegen Leerstände ins Spiel, für das vom Land in Corona-Zeiten eine beträchtliche Summe zur Unterstützung bereitgestellt worden ist.

Das Prinzip: Die Stadt mietet eine Immobilie an und vermietet sie zu besonders günstigen Konditionen weiter. Der Fördertopf des Landes macht dieses Modell möglich. „Dieses Programm setzt drohenden Leerständen in Innenstädten etwas entgegen“, erklärt Leßke zur Eröffnung am Dienstag. Bisher sei Wermelskirchen von größeren Einschlägen von Geschäftsaufgaben in der Innenstadt während der Pandemie verschont geblieben. „Allerdings wissen wir aus anderen Städten, dass Corona wie ein Brandbeschleuniger wirkt und zu mehr Leerständen in Städten führt“, sagt der Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Um Vereinen, Initiativen und Händlern die Möglichkeit zu geben, Fuß zu fassen und nicht von den Fixkosten aufgefressen zu werden, gebe es nun das Programm. Neue Ideen und Initiativen sollen so unterstützt werden. Bis zu 80 Prozent der Kaltmiete übernimmt das Förderprogramm in den ersten zwei Jahren. „Wir werden so weitere Leerstände beleben können“, stellt Leßke in Aussicht, „mit der Schlaganfallhilfe machen wir heute den Auftakt.“

Die Schlaganfallgruppe hat für die Zeit nach der Förderung schon die Fühler ausgestreckt. „Wir arbeiten aktuell an Anträgen und Förderungskonzepten“, sagt Brigitte Hallenberg, „das will langfristig vorbereitet werden.“ Jetzt sei allerdings auch erstmal Zeit, um das neue Büro zu genießen – mit 167 statt 40 Quadratmetern. Ab Donnerstag öffnet das Büro für alle Interessierten: Die beiden ehrenamtlichen Bürokräfte nehmen dann im großen Empfangsraum Platz, nebenan ist einmal im Monat Martina Pallowksi von der „Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung“ des Kreises zu Gast, es gibt kleine Beratungsräume, Platz für das Hirnleistungstrainingsprogramm, gemeinsame Musikprojekte, eine Leseecke und Workshops in der frisch eingebauten Küche. Um deren Aufbau haben sich übrigens Anja Schwirblat und ihre Familie gekümmert: „Nachdem mein Mann einen Schlaganfall hatte, haben wir in der Gruppe Hilfe gefunden“, sagt die Remscheiderin, „jetzt können wir selber helfen.“ So wird das Büro an der Eich auch zum Ort, an dem Geben und Nehmen Hand in Hand gehen.

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