Kampf gegen Leerstände Neue Läden bringen Schwung in Innenstadt

Wermelskirchen · Schluss mit den Leerständen: Die Stadt ist als Standort wieder begehrt. An der Telegrafen- und an der Kölner Straße tut sich was.

 Die Telegrafenpassage hat seit Jahren mit Leerständen zu kämpfen. Jetzt soll sie durch Umbauten ein neues Gesicht bekommen und attraktiv für neue Mieter werden.

Die Telegrafenpassage hat seit Jahren mit Leerständen zu kämpfen. Jetzt soll sie durch Umbauten ein neues Gesicht bekommen und attraktiv für neue Mieter werden.

Foto: Tim Kronner

Es gibt trotz einiger Leerstände positive Zeichen in der Wermelskirchener Innenstadt. An der Telegrafenstraße und an der Kölner Straße entsteht Neues, es wird investiert. So wird Heiko Kahlenberg im voraussichtlich am 1. Juni in den Geschäftsräumen an der Kölner Straße 33 eine Wein-Bar eröffnen, die auch offene Weinproben anbietet.

„Wir werden Weine aus Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland anbieten sowie diverse Delikatessen aus den Weinanbaugebieten wie Jakobsmuschel-Pastete, Lavendelhonig und verschiedene Käse, die zum Wein passen. „Wir möchten vermitteln, wie man Produkte kombiniert“, sagt der künftige Inhaber des Weingeschäfts, Heiko Kahlenberg. Er führt den Weinkeller „Alte Kunst“ an der Eschbachtalstraße in Solingen. Weil diese Straße nun zum zweiten Mal zeitweise gesperrt wird und manche Kunden fernbleiben, habe er sich für einen zweiten Standort entscheiden. „Mir gefällt Wermelskirchen. Zu unseren Kunden zählen viele Wermelskirchener. Mit dem Spatzenhof haben wir mehrmals zusammengearbeitet“, sagt er.

Jochen Schmees freut sich darüber, dass ein solches Geschäft gleich vis-à-vis von seinem „Krämerladen“ eröffnen wird. In dem ehemaligen Ladenlokal von Schuhhaus-Schnütgen wird er seinen „Unverpackt-Laden“ eröffnen – voraussichtlich Mitte Mai. Die Renovierungsarbeiten laufen, Schmees packt selbst mit an, hat mitten im Laden eine verzierte Säule und ein Wandgemälde freigelegt. Es wird auch regionale Produkte wie Honig oder Käse vom Hielscher Hof geben. „Ich werde auch Kaffee ausschenken, der ,Kaffeeteufel’ hat eine eigene ,Krämerladen-Mischung’ kreiert“, sagt Schmees. Die können Kunden dann auf einem Podest im Schaufensterbereich probieren, wo neben einer Spielecke auch Tische und Stühle zu finden sein werden.

Im Gebäudekomplex der Telegrafenpassage soll die größte Fläche an einen Biomarktbetreiber vermietet werden, „mit zwei Betreibern verhandeln wir gerade“, sagt Wolfgang Schmitz-Heinen, Geschäftsführer der Witte Group, deren Tochtergesellschaft Witte Real Estate Eigentümerin der Immobilie ist. Mit den beiden Mietern Apollo und Ernstings verhandele man derzeit über eine Optimierung der Flächen. Geplant sei zudem ein gastronomischer Teil, „den es in Wermelskirchen so noch nicht gibt“, verspricht Schmitz-Heinen, ohne Näheres zu verraten. Den beiden Mietern an der Carl-Leverkus-Straße, Pappas Lotto-Toto und Foto Hake, habe er gekündigt, sie seien zum Jahresende raus.

Auch an anderer Stelle der Telegrafenstraße tut sich etwas. In die alten Räume der Volksbank ist schon am vergangenen Samstag der Wettanbieter Tipico eingezogen. Dort stehen statt Geldautomaten jetzt digitale Terminals, an denen Sportwetten aller Art gemacht werden können: von Fußball über Tennis und Eishockey bis hin zu Schach oder sogar E-Sports. „Ich fand Wermelskirchen als Standort einfach attraktiv“, sagt der Wuppertaler Betreiber Alican Cökmez. Er hofft, dass in seinem neuen Geschäft nicht nur gewettet, sondern auch gesellig über Sport diskutiert wird.

 An der Kölner Straße 33 soll ein Weinladen eröffnen.

An der Kölner Straße 33 soll ein Weinladen eröffnen.

Foto: Solveig Pudelski
 Jochen Schmees renoviert noch sein neues Geschäft „Unverpackt“.

Jochen Schmees renoviert noch sein neues Geschäft „Unverpackt“.

Foto: Solveig Pudelski

Die Neueröffnungen sieht Dankmar Stolz, Geschäftsführer des Marketingvereins WiW, positiv, aber nicht euphorisch. „Ich freue mich, wenn jemand etwas in Wermelskirchen versucht.“ In der Bewertung des Standorts Wermelskirchener Innenstadt ist er realistisch: „Das ist sehr branchenabhängig.“ Der Einzelhandel nehme überall ab. Beim Textileinkauf wandern Wermelskirchener häufig in die Nachbarstädte mit breiterem Angebot ab, „dem Trend kann man nur durch individuelle Angebote und viel Kundenpflege etwas entgegensetzen“, so Stolz. Leerstände hätten meist individuelle, nicht strukturelle Gründe. Ladenlokale werden an Dienstleister und Gastronomen vermietet. „Hier muss man stadtplanerisch handeln und die Chance zur Umstrukturierung durch Nutzungsänderungen erleichtern.“

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