Schulleben in Wermelskirchen Neue Kletterwand im Gymnasium soll große Wirkung entfalten
Wermelskirchen · Rund 100.000 Euro hat die neue Kletterwand in der Schulsporthalle des Gymnasiums gekostet – 80.000 Euro übernimmt der Förderverein der Schule. Nun entwerfen die Lehrer spezielle pädagogische Konzepte.
Sie misst 7,60 Meter Höhe, zählt neun Sicherungsseile und 16 verschiedene Routen zur Spitze: Die neue Kletterwand in der Sporthalle des Gymnasiums lässt selbst das Herz erfahrener Kletterer höher schlagen. „Dass wir die Möglichkeit für so eine große Anlage hier bei uns haben, hat uns am Ende selbst überrascht“, sagt Sportlehrer Markus Herbertz.
110.00 Euro hat die Kletterwand gekostet. „Sie wurde nur möglich durch die großzügige Spende des Fördervereins“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Martin Burghoff. Mit 80.000 Euro hat der Förderverein das Projekt unterstützt. „Wir hatten diese Möglichkeit dank einer Erbschaft“, erklärt Fördervereinsvorsitzende Uta Lenz.
Die Stadt beteiligte sich mit einem Arbeitseinsatz rund um Statik und Elektrik im Wert von rund 12.000 Euro. Und weitere 10.000 Euro flossen aus dem Förderprogramm „Aufholen nach Corona“ in die neue Kletterwand.
„Den Wunsch hatten wir schon deutlich länger“, erzählt Markus Herbertz. Er sei selbst seit dem Sportstudium begeisterter Kletterer und wisse um die großen pädagogischen Möglichkeiten, die die Kletterwand biete. Also dachte er daran, den Schulhof etwas bewegungsfreundlicher zu gestalten und Kletterelemente zu verankert. Weil sich diese Idee aber als zu wartungsintensiv entpuppte, legte er die Pläne wieder in die Schublade. „Spätestens auf den Kurs- und Klassenfahrten, bei denen wir mit den Schülern dann in Klettergärten und -hallen unterwegs waren, wurde die Idee aber wieder lebendig“, sagt Kollege Christian Ovelhey. Das Angebot werde von den Schülern jedes Mal sehr gut angenommen.
Als dann der Förderverein nach Ideen fragte, um die Großspende nach einem Todesfall sinnvoll einsetzen zu können, landete die Idee von der Kletterwand wieder auf dem Tisch. Gemeinsam mit Fachleuten für die Installation von Kletterwänden und Vertretern der Stadt wurde das Riesenprojekt in der Sporthalle realisiert - das den Vereinssport übrigens in keiner Weise störe, betont Hartwig Schüngel von der Stadt.
„Was hier entstanden ist, ist ein Novum für Wermelskirchen und auch für Schulen eine seltene Möglichkeit“, meint Burghoff. Tatsächlich habe man keine Kompromisse machen müssen, sagen auch die Sportlehrer. Sogar ein Überhang sei möglich gewesen – und man habe die Wahl zwischen zwei unterschiedlich anspruchsvollen Sicherungssystemen. „Jetzt ist es an uns, ein pädagogisches Konzept zu erarbeiten, das die Kletterwand im Schulalltag so effektiv wie möglich werden lässt“, sagt Herbertz mit Blick auf die Sportfachschaft.
Sowohl die Fünftklässler könnten schon erste Schritte an der Wand gehen – vor allem im Boulderbereich bis zu zwei Metern, in dem keine Sicherung nötig ist. „Bei den Älteren wird es dann darum gehen, sie auch für die Absicherung auszubilden“, erklären die Sportlehrer. Projektwochen, Gruppenarbeit im Förderbereich, Spezifizierungen für Sportschüler: Viele Möglichkeiten seien denkbar. Schon jetzt hätten sich alle Sportlehrer entsprechend weitergebildet, um die Anleitung von Gruppen an der Kletterwand übernehmen zu können.
„Was hier jetzt möglich wird, geht weit über das hinaus, was Schule eigentlich anbietet“, befindet Herbertz. Die Kletterwand biete nicht nur sportliche Herausforderungen, sondern auch Chancen für die Persönlichkeitsentwicklung. „Dieses Ding hier kann in so vielen Bereichen helfen“, sagt er.
Und noch etwas biete die Kletterwand, freut sich Schulleiterin Elvira Persian. „Hier kommt jeder ans Ziel. Jeder auf seinem eigenen Weg“, erinnert sie, „jeder hat ein sichtbares Erfolgserlebnis.“ Jungs und Mädchen, Kinder mit und ohne speziellen Förderbedarf und auch Schüler, die sich im Sportunterricht sonst häufig eher schwertun: An der Kletterwand seien diese Unterschiede unwichtig. „Der Besuch von Kletterhallen ist vielen Familien auch aus finanziellen Gründen gar nicht ohne Weiteres möglich“, ergänzt Christian Ovelhey, „wir entkommerzialisieren diesen Sport für unsere Schüler und machen ihn für alle zugänglich.“
Das gilt fürs Erste allerdings nur für die Gymnasiasten. Schließlich könne man nicht einfach losklettern. Langfristig seien aber Kooperationen mit Sportvereinen denkbar, sagt Martin Burghoff. Zumindest wolle man nichts ausschließen.