Erholungswald im Sengbachtal Ein Naturparadies mitten im Stadtgebiet

Wermelskirchen · Im Sengbachtal ist ein stadtnaher Erholungswald entstanden. Robert Weber hat sich stark engagiert, um das Naturgebiet zu erhalten.

 Robert Weber genießt auf einem Baumstamm sitzend die Ruhe im Senbachwald.

Robert Weber genießt auf einem Baumstamm sitzend die Ruhe im Senbachwald.

Foto: Walter Schubert

Robert Weber hatte zu einem Informationsgespräch geladen. Er wollte über ein Gebiet informieren, dass gar nicht im Fokus der Bürger steht. Das Gebiet beginnt hinter dem OBI-Baumarkt, wird im Westen begrenzt durch die Autobahn A1, im Osten durch die B51 und im Süden liegt die Ortschaft Bähringhausen. Dieses ganze Naturgebiet ist stark zersiedelt. Nach dem großen Plan, den Weber zeigt, gehören viele Parzellen der Stadt Wermelskirchen, viele den Stadtwerken Solingen und der Rest teilt sich auf in viele Privatbesitzer.

Im Landschaftsplan des Jahres 2015 wurden folgende Ziele definiert: Wiederherstellung der Feuchtwiesen, alte Karren- und Fußwege wieder befahrbar oder begehbar zu machen. Falls erforderlich müssen sie auch neu angelegt werden. Das Gebiet ist zirka 80 Hektar groß, umfasst sechs Hektar Feuchtwiesen und 2,5 Kilometer Wege. „Wenn das gut werden soll, muss man sich auch darum kümmern“, sagt Weber. Und das macht viel Arbeit. „Freischneiden, Platz schaffen und Altes wegschaffen“, sagt der fast 90-Jährige.

Damit es eine gute Vorstellung von dieser Arbeit gibt, lädt Weber zu einer Ortsbesichtigung ein. Über den Kreisverkehr am OBI-Baumarkt ging es in Richtung Warenannahme des REWE-Marktes, dann ins Gelände – Zufahrt nur für Forstwirtschaftliche Fahrzeuge. Routiniert steuert Weber sein Allradfahrzeug. Normale Pkw wären hier schnell am Ende. Kurz hinter Baumarkt und Supermarkt plötzlich nur noch Natur. Zwei Rehe sind in einem wunderschönen Gebiet zu sehen. Irgendwann endet der Weg, aussteigen, ein Spaziergang folgt.

 Der abgestorbene Baumstamm im Sengbachwald ist von Pilzen besiedelt.

Der abgestorbene Baumstamm im Sengbachwald ist von Pilzen besiedelt.

Foto: Walter Schubert

Viele Besucher können hier nicht unterwegs sein, denn die Wege sind nicht immer gut zu finden. „Da, sehen Sie, die kümmern sich gar nicht“, sagt Weber und ärgert sich über Waldbesitzer, die alles verkommen lassen. „So ein Wald stellt doch einen Wert da. Je nach Qualität von hochwertigem Holz bis hin zu Brennholz“. Da weiß Weber genau Bescheid, denn schließlich betrieb die Robert Weber Wald oHG auch mal ein Hackschnitzelwerk.

Mit geübtem Auge sieht er sofort, welcher Baum gefällt werden muss und welcher Ast beim nächsten Sturm herunterfallen könnte. Viele Bänke sind entlang des Pfades aufgebaut und an elf Stellen gibt es „Sitzrollen“. Das sind dicke Baumstämme, die befestigt sind und zu einer Pause einladen. „In meinem Alter will ich mich auch mal setzen“, sagt Weber. Viele Quellen und Zuflüsse speisen den Sengbach, der dann unter der Autobahn A1, an der Ortschaft Oberwinkelhausen vorbei, in die gleichnamige Sengbachtalsperre fließt. „Wiese und vor allem der Farn muss regelmäßig geschnitten werden. Sonst wuchert doch alles zu“, sagt Weber. Und auch dieses Naturgebiet ziehe Zeitgenossen an, die die Reste eines Trinkgelages liegen lassen oder Sperrmüll entsorgen. „Ich vermute Besucher aus Braunsberg“, sagt Weber, entsetzt über so viel Dummheit.

Auf der Rückfahrt geht es noch einmal mit dem Geländewagen quer durch den Wald. Im Ortsteil „In den Birgden“ gelangt man auf die B51. Dieses Fleckchen ist fast noch ein Natur-Geheimtipp direkt vor der Tür. Wer auf den Wegen bleibt, keinen Müll hinterlässt und den Hund an der Leine führt, ist dort willkommen. „Das sind die Wege der Grafen von Berg“, sagt Robert Weber und deutet auf eine Stelle. Anschließend erzählt er, dass es ohne diese Grafen die „Webers“ gar nicht geben würde. Aber das sei eine andere, alte und besonders lange Geschichte.

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