Wermelskirchen Wermelskirchen muss für Flüchtlinge jetzt Erstaufnahmelager herrichten

Wermelskirchen · Bis zu 200 Flüchtlinge müssen demnächst nach Ankündigung des Landes binnen 36 Stunden untergebracht werden. Die Stadtverwaltung stellte dem Ältestenrat die Perspektiven vor. Hallen werden belegt, Flüchtlingsdörfer errichtet.

 Ein Blick in das Erstaufnahmelager der Schule Hölterfeld in Remscheid: So könnte es bald auch in Wermelskirchener Sporthallen aussehen.

Ein Blick in das Erstaufnahmelager der Schule Hölterfeld in Remscheid: So könnte es bald auch in Wermelskirchener Sporthallen aussehen.

Foto: Hertgen

Der Flüchtlingsstrom kommt jetzt auch in Wermelskirchen an. Die zweitgrößte Stadt im Rheinisch-Bergischen Kreis wird, wie bereits die Kreisstadt, Erstaufnahmestadt. Das teilte der Bürgermeister dem Ältestenrat in einer nichtöffentlichen Sitzung mit. Diese Entscheidung des Landes bedeutet für Wermelskirchen: Innerhalb von 36 Stunden nach der Meldung von neu ankommenden Flüchtlingen müssen 150 bis 200 Menschen in dem zu errichtenden Lager aufgenommen werden. Sie werden dann in Wermelskirchen versorgt, betreut sowie registriert und sollen danach in anderen Gemeinden unterkommen.

Bis vergangenen Montag kamen durchschnittlich zehn Flüchtlinge wöchentlich in Wermelskirchen an. Sie waren bereits registriert und mussten in Unterkünften untergebracht werden. Bürgermeister Eric Weik: "Alle unsere Unterkünfte sind aber jetzt voll belegt." Nachmittags kam dann die neue Nachricht: Ab sofort muss Wermelskirchen damit rechnen, wöchentlich über 30 Flüchtlinge aufzunehmen. Das teilte das Land NRW mit. Wie sie unterzubringen sind, ist Angelegenheit der Kommune. Damit muss Wermelskirchen nicht nur Platz schaffen für Erstaufnahmelager, sondern auch für Flüchtlinge, die länger in Wermelskirchen bleiben werden.

Am Donnerstagabend hat nun Weik den Ältestenrat über diesen neuen Sachstand informiert. Vor allem darüber, dass Wermelskirchen Erstaufnahmestadt wird. Weik sagte gestern: "Wir werden viel Platz zur Verfügung stellen müssen, um die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen."

Dafür, das kündigte Weik jetzt schon an, würden öffentliche städtische Gebäude für die Unterbringung der Flüchtlinge hergerichtet - "und dann für die Allgemeinheit gesperrt". Details nannte er gestern nicht. Wahrscheinlich sind es aber in erster Linie große Hallen.

Es werden zudem geeignete Flächen gesucht, um dort schnell Flüchtlingsdörfer in Leichtbauweise zu errichten. Es gibt aber auch noch andere Maßnahmen, über die er jetzt noch nicht in der Öffentlichkeit sprechen will. "Ich habe die Fraktionen informiert. Sie können ihre Mitglieder informieren. Die Fraktionen haben dann Gelegenheit, mir mitzuteilen, ob sie unsere Vorschläge tragen werden oder nicht. Mein Ziel ist ein einheitlicher Auftritt als Stadtrat, denn der wird demnächst, ohne Diskussion, viele Entscheidungen treffen müssen." Weik will am kommenden Freitag die Öffentlichkeit informieren.

Zwei Fraktionen, WNKUWG und Bürgerforum, haben bereits am Donnerstagabend getagt und der grundsätzlichen Vorgehensweise des Bürgermeisters zugestimmt.

Denn: Der Stadtrat wird demnächst viele Ermächtigungen beschließen müssen, damit die Verwaltung schnell handeln kann. Hier besonders im Bau-, Planungs- und Vergaberecht. "Wir können nicht erst alle relevanten Ausschüsse tagen lassen und dort diskutieren. Wir müssen schnell handlungsfähig sein." So wird nur noch der Rat entscheiden - ohne Empfehlung der Fachausschüsse. "Der Planungsdezernent muss frei handeln können, ebenso muss der Kämmerer ermächtigt werden, über Finanzen schnell zu entscheiden. Denn unsere Aufgabe ist es, die Menschen ordentlich unterzubringen."

Details zu Standorten nannte Weik gestern nicht. "Egal, welche Entscheidungen wir treffen - es wird Kritik geben. Deshalb muss der Stadtrat als Einheit dahinterstehen." Denn die Unterbringung der Flüchtlinge sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. "Alle Gruppen in Deutschland, aber auch in Wermelskirchen, Schulen, Vereine, Unternehmer, Kirchen, müssen Einschränkungen in Kauf nehmen", kündigte er an.

Die Unterbringung, die Integration und die Finanzierung der Flüchtlinge werden die nächsten Monate, wenn nicht noch länger, Thema in der Kommune sein. "Wenn wir dies schaffen, sie zu integrieren in Schule, Ausbildung und Arbeit, ist das eine riesige Chance", sagte Weik.

(RP)
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