Lesung am 22. November in Wermelskirchen Mundart-Buch mit dem Klang der Heimat
Wermelskirchen · Ernst Köser und der Geschichtsverein mit dem Vorsitzenden Volker Ernst stellen ihr neues Mundart-Buch „Tüscher Pillkesen und Härser Birke“ vor. Es setzt nicht nur auf viele heitere Texte – sondern auch auf Mediendateien.
Wer Ernst Köser zuhört, der entdeckt zwischen seinen hochdeutschen Wörtern immer diesen besonderen Klang. Da schwingt ein heiterer Unterton mit, der den Wörtern die Ecken nimmt. „Hochdeutsch ist für mich ein bisschen anstrengend“, sagt er und schmunzelt. Eigentlich spreche er in seinem Alltag ausschließlich Dhünnsch. Mundart also. In Hülsen gebe es ohnehin fast nur „Ureinwohner“ und seine drei Töchter verstehen ihn auch, wenn er kallt. „Das ist einfach meine Sprache“, sagt er, „das habe ich so gelernt und ich will mich da auch nicht verbiegen.“ Ganz im Gegenteil: Am liebsten würde der 79-Jährige auch andere für die Mundart begeistern. „Wir sind wohl die letzte Generation, die die Sprache noch versteht“, sagt er, „und erst recht, die sie auch sprechen kann.“
Und so ist sein neues Buch gleichzeitig als sprachliches Vermächtnis zu verstehen aber auch als Werkzeug für jüngere Menschen. Gemeinsam mit dem Geschichtsverein hat er den Band „Tüscher Pillkesen und Härser Birke. Mundart aus Dhünn“ herausgebracht – erhältlich ist das Buch ab 22. November. „Aber da steckt auch viel Wermelskirchener drin“, sagt er schnell. Und genau diese Entdeckung hat auch Volker Ernst, Vorsitzender des Geschichtsvereins, gemacht. Seine Mutter habe das Buch bereits gelesen und verschlungen, erzählt Ernst. „Sie war begeistert, auch als Wermelskirchnerin.“
Es sei dieser besondere Ton der Mundart, der es möglich mache, ganz deutlich zu sein und gleichzeitig wohlwollend zu klingen, sagt der Geschichtsvereins-Vorsitzende. Für Ernst Köser ist es vor allem Lebensgeschichte: Die Texte hat er in den vergangenen Jahrzehnten seines Lebens geschrieben und gesammelt – zu Festen, zu anderen Anlässen und im Kreise der Mundartfreunde. Einige wenige Texte haben Nachbarn und Freunde beigetragen.
Gelegentlich nimmt sich Ernst Köser Klassiker der Literatur vor und gibt ihnen einen neuen Klang. „Wä leef im Düstern, bei Sturm und Jewitter, dat woren de Rauen, dr Friedel un och dr Pitter, se drooren etwa Schwarzbruet up eerem Arm, sun Stück up en Dutzend, et woer noch warm“, schreibt er und denkt dabei an die Dhünnschen Bäcker aus vergangenen Zeiten. Oder so: „Dr November is Drööv, de Blaader am fleejen, uch dückes am räänen, mr bliewt besser legen.“ Und schon auf der nächsten Seite beginnt er mit einer kleinen literarischen Reise durch Wermelskirchens Innenstadt. „Mancher wird sicher sagen: Feinsinnig ist dieser Mensch ja nicht“, sagt Ernst Köser und schmunzelt wieder.
Aber wer sich wirklich Zeit nimmt, der entdeckt hinter den heiteren Worten die Liebe zur Sprache und zur Heimat. Die sprang auch Volker Ernst gleich ins Auge, als er zum ersten Mal die Text des Hülseners in den Händen hielt. Sprachwissenschaftler Björn Köhnlein hatte sie bei seiner Recherche zur bergischen Mundart ganz unverhofft zusammengebracht. Da lagen in Kösers Schublade bereits seine gesammelten Mundart-Werke – sogar gebunden.
Volker Ernst fing Feuer und gemeinsam starteten sie das Buchprojekt. „Eine besonders schöne Zusammenarbeit“, befinden beide. Das hat auch damit zu tun, dass es nicht bei den Texten blieb. Wer das Buch durchblättert, der entdeckt regelmäßig QR-Codes neben den Texten. „Sie führen zu Mediendateien“, erklärt der BGV-Vorsitzende. Mal liest Ernst Köser seine Texte vor. Mal trifft der Leser unverhofft auf ein Video, das ihn mitnimmt in die Wermelskirchener Innenstadt – begleitet von Kösers heiteren Kommentaren. Auf Platt versteht sich.
Und gelegentlich liegen hinter diesen QR-Codes auch Fotos. „So sieht Mundart aus, so hört sie sich an, das lässt sich damit machen“, sagt Volker Ernst. Genau davon wolle das Buch erzählen.
Wenn das Buch in der vorletzten Novemberwoche auf den Markt kommt, dann wollen Ernst Köser und der Geschichtsverein dieses Ereignis mit einer Lesung begleiten – damit die Menschen eintauchen können in den Klang der Heimat.