Einzelhandel in Wermelskirchen Moderne Marktschreier nutzen Social Media
Wermelskirchen · Wie Gewerbetreibende mit sozialen Netzwerken im Internet umgehen, zeigte der WiW-Stammtisch: Die einen sind rege, andere gar nicht präsent. Experte Ziegler appellierte zur Aktivität sowie zur Trennung von Privatem und Persönlichem.
„Wer nicht gefunden wird, ist gar nicht da.“ Was für den einen ein ernüchterndes Statement ist, ist anderen in rasant fortschreitender Zeit der Digitalisierung längst bekannt. In diesem Spektrum zwischen „keiner Präsenz“ und reger Nutzung bewegt sich das Social-Media-Verhalten von Handel und Dienstleistern in Wermelskirchen, wie ein Stammtisch-Abend des Netzwerks Dienstleistung vom Marketingverein „Wir in Wermelskirchen“ (WiW) im Konferenzraum des Bistros der Kattwinkelschen Fabrik zeigte.
Dort ging es dem Referenten Christoph Ziegler, der ausgewiesener Experte ist und bereits in 2014 schon ein Mal in Wermelskirchen zu Gast war, um das Finden und Gefunden werden in sozialen Medien, unter denen Facebook oder Instagram die „Platzhirschen“ sind, aber zu denen auch Pinterest oder Internet-Partnerbörsen gehören.
„Social Media ermöglicht gegenseitige Kommunikation, ist Marktplatz für Informationen, Produkte und Mitarbeiter“, stellte Christoph Ziegler die Bedeutung für Gewerbetreibende heraus. Den Vergleich mit einem Marktplatz zog der Referent wie einen „roten Faden“ durch seinen Vortrag: „Ein Marktschreier macht auf sich aufmerksam, indem er von seiner Arbeit erzählt, den Vorzügen seiner Waren und seinen Angeboten – er brüllt nicht seinen Monatsumsatz hinaus.“ Damit zeigte Ziegler die entscheidende Grenze bei den Posts in sozialen Medien auf: „Privat bleibt privat, also welche Religion ich habe oder wen ich wähle. Persönliches darf ins Netz: Dass ich gerne essen gehe, dass ich Katzenvideos mag.“
Ulla Buhlmann von der „Bergischen Apotheke“ kennt Ziegler von seinem ersten Besuch in Wermelskirchen, kam auch zum WiW-Stammtisch, bei dem sich die ursprüngliche Anmeldezahl am Abend auf knapp 30 Anwesende verdoppelte: „Ich habe auf Facebook eine Zeit lang Fotos von gerade blühenden, heimischen Blumen veröffentlicht. Darauf gab es eine erstaunlich hohe Resonanz – irgendwann sind mir aber die Pflanzen ausgegangen.“ Zieglers Tipp dazu: „Die Serie einfach noch mal von vorne beginnen.“ Die Arbeit sei schließlich schon gemacht, und in schnelllebiger Zeit gerate so etwas eben schnell in Vergessenheit. Der Experte appellierte: „Machen sie Serien, denken sie in Fortsetzungen.“
Die Wermelskirchener Heilpraktikerin Ulla Hybel-Wagner zählte genauso zu den Stammtischgästen und sieht als „Einzelkämpferin“ die Gefahr, sich zu übernehmen: „Das ist ja nun viel Arbeit, die gemacht sein will.“ Sie sei ein „gebranntes Kind“, weil ihre Homepage gehackt wurde und ist überzeugt: „Eigentlich brauche ich das nicht – Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert.“
Vermögensberater oder „Finanzcoach“ Marcel Joschko ist Sprecher des WiW-Netzwerks Dienstleistung und nutzt die sozialen Medien im Internet sowohl beruflich als auch privat: „Natürlich gibt es auf beruflicher Ebene immer eine Datenschutzerklärung vom Kunden.“ Der Selbstständige schätzt Direktheit und Schnelligkeit von Social Media, weiß jedoch, dass es manchmal hektisch werden kann, vor allem wenn sich Kunden via „WhatsApp“ außerhalb der üblichen Arbeitszeiten melden: „Noch kriege ich das hin. Es gibt bestimmt einen Punkt, an dem ich dafür Backoffice-Unterstützung brauche, um die Menge bewältigen zu können.“ Joschko stellt manchmal bei seinen Kunden einen gar leichtfertigen Umgang mit digitaler Technik fest: „Die Kunden schätzen meine Erreichbarkeit. Sensible Finanz-Unterlagen sollten jedoch nicht über Messenger-Systeme versendet werden.“
Darauf richtete ebenso Christoph Ziegler den Fokus, denn Datensammlung und -auswertung ist das Kapital gerade von kostenlosen Social Media-Diensten: „Alles, was ins Netz gegeben wird, wird in irgendeiner Form getrackt.“
Obwohl er seinen „Krämerladen“ in der Wermelskirchener Innenstadt noch gar nicht geöffnet hat (die Neueröffnung ist für Anfang Mai geplant), „trommelt“ Jochen Schmees schon länger in sozialen Netzwerken. Unter anderem mit Hilfe von Umfragen, an welchen Produkten potentielle Kunden seines „Unverpackt-Einkaufen“-Konzeptes interessiert sind, lenkte er die Aufmerksamkeit erfolgreich auf sich. „Ich nehme mit, dass bei der Nutzung von Social Media das ‚Storytelling‘ wichtig ist. Das war mir in dieser Konsequenz nicht so klar“, sagte Schmees nach dem Ziegler-Vortrag.
Für die Stadtsparkasse war Sarah Schaefer aus der Marketing-Abteilung dabei: „Wir denken über einen Instagram-Auftritt nach. Damit wollen wir die jüngere Zielgruppe ansprechen, die eher nicht mehr in eine Filiale kommt.“