„The Heimspiel“ von „Skin of tears“ am 21. Dezember Mit Szene-Größen auf Augenhöhe

Wermelskirchen · Das Wermelskirchener Trio „Skin of tears“ war zuletzt bei Europas größten Punk-Rock-Festivals vertreten. Am 21. Dezember steht „The Heimspiel“ an. Wunschziele sind Japan, Brasilien oder Kanada und ein neues Album.

 Sind immer gut drauf: Die Musiker   (v.l.): Andreas Buschorn, Christian Schwandt und Toto Löhnert.

Sind immer gut drauf: Die Musiker   (v.l.): Andreas Buschorn, Christian Schwandt und Toto Löhnert.

Foto: RP/Stephan Singer

Von Stephan Singer
Die Wermelskirchener Band „Skin of Tears“ steuert auf ihr 30-jähriges Bestehen zu. In der Szene sind sie inzwischen bekannt, das nächste Album ist geplant.

Wird noch auf Isomatten geschlafen? Die Zeiten von nicht gerade rückenfreundlichen Übernachtungen auf Isomatten auf dem harten Fußboden sind längst vorbei. „Dafür sind wir inzwischen dann doch zu alt. Und wir spielen auch nicht mehr auf Biegen und Brechen an jeder Milchkanne“, sagen die drei Musiker  mit einem Lachen. Steht aufgrund der Entfernung des Auftrittsorts zur Heimat eine Übernachtung an, wird sich eine Bleibe gesucht. Das sind keine Nobelhotels, können Ferienwohnungen oder auch private Unterkünfte sein: „Aber einen vernünftigen Schlafplatz wollen wir alle haben und das klären wir im Vorfeld eines Auftritts ab“, sagt Sänger und Gitarrist Torsten „Toto“ Löhnert. Nach dem anstehenden „Heimspiel“ – das Trio nennt das inzwischen zum Kult gewordene Konzert kurz vor Weihnachten im Bahndamm tatsächlich so – können sich die Musiker allerdings auf die heimische Matratze betten.

 Die Band „Skin of Tears“ in ihren Anfangsjahren 2006 ein Jahr vor der Schaffenspause.

Die Band „Skin of Tears“ in ihren Anfangsjahren 2006 ein Jahr vor der Schaffenspause.

Foto: Dörner, Hans (hdo)

Wie lief’s nach dem letzten Album? Viel unterwegs waren die „Skin of tears“-Männer nach der Veröffentlichung ihres jüngsten Albums „Fake my day“ im Frühjahr 2016. „Wir spielen im Moment 20 bis 30 Gigs pro Jahr“, stellen Löhnert und seine Mitstreiter Andreas Buschorn (Schlagzeug) sowie Christian Schwandt (Bass) fest: „Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass wir keine Tournee-Band sind.“ Schließlich sei das Trio nicht wochenlang am Stück unterwegs, sondern in der Regel am Wochenende – das Musiker-Dasein will mit Privat- und Berufsleben in Einklang gebracht sein.

Was machen die Musiker  beruflich? Buschorn und Löhnert sind Väter, alle drei Musiker bestreiten ihren Lebensunterhalt mit einem „richtigen“ Beruf als Sozialpädagoge (Löhnert, 48 Jahre), Tonmeister (Buschorn, 45) oder Anwendungstechniker (Schwandt, 47). Die Musiker lächeln: „Den mega-alternativen Lebensweg haben wir nicht, wir haben alle einen Job im Angestelltenverhältnis.“ Und genau das kann dann und wann zum berühmt-berüchtigten Künstler-„Blues“ führen: Auftritte und Applaus würden die Band beflügeln und motivieren, aber: „Montags auf der Arbeit klatscht niemand.“


Die Stilrichtungen   1991 gegründet und nach einer Schaffenspause zwischen 2007 und 2015 bezeichnet das Trio den Stil nach wie vor als Skate-Punk – eine melodische Punk- und Hardrock-Mixtur aus schnellen, Midtempo- und Ska-Einflüssen. „Unsere Musik ist keine Schublade, sondern ein Schrank“, beschreibt Christian Schwandt. Diese nicht einseitige Mischung ist seit den 1990er-Jahren, die unter anderem deutsche Bands wie „H-Blockx“ oder „Guano Apes“ in den Mainstream spülten, für „Skin of tears“ der Schlüssel zum Erfolg, der die Formation in Sachen selbstgeschriebener Musik zu Wermelskirchens Exportschlager Nummer Eins gemacht hat. „Wir haben fast alle Festivals gespielt, die man in der Punk-Szene spielen muss“, stellt Toto Löhnert fest. Dazu zählten zuletzt das „Ruhrpott-Rodeo“, das „Manchester Punk-Festival“, das belgische „Groezrock“ oder das „Punk Rock Holiday“ im slowenischen Tolmin.

Finanzierung Zum Bestreiten des Lebensunterhalts seien die Job nötig, stellen die drei Musiker fest: „Aber immerhin können wir unsere Musik und alles, was dazu gehört, mit den Einnahmen aus der Musik finanzieren.“ Das erfordert auch Kompromisse: Zwei Auftrittsanfragen für Festivals im 2020 musste „Skin of tears“ schon absagen – berufliche oder private Verpflichtungen ließen keine andere Möglichkeit. Allerdings, so blickt Toto Löhnert aus: „Wir haben jetzt schon zehn Auftritte im kommenden Jahr gesichert.“ Darunter sind drei mit der bekannten, nach Lucky Lukes Hund benannten Hamburger Ska-Punk-Band „Rantanplan“. „Jedes Konzert bringt uns weiter. Support-Auftritte für größere Bands führen meist direkt nach der Show zu Angeboten – wir kriegen das meistens hin“, beschreiben Buschorn, Schwandt und Löhnert: „Dazu kommen lange gewachsene Verbindungen und Beharrlichkeit beim Nachhaken.“ Und Bands auf Augenhöhe würden sich gegenseitig unterstützen.

Das nächste Album Fünf Jahre haben sich die drei Musiker für ein Nachfolge-Album von „Fake my day“ gegeben: Damit können Fans darauf hoffen, dass das im Jahr des 30-jährigen Bestehens der Band in 2021 veröffentlicht wird. „Wir hören noch lange nicht auf. Wir haben Spaß an unserer Musik – auch wenn es manchmal anstrengend ist, das Musiker-Dasein mit den Anforderungen des Berufs- und Privatlebens in Einklang zu bringen“, sind die „Skin of tears“-Akteure überzeugt: „Wir sind als Band länger zusammen, als jede unserer Beziehungen gehalten hat. Dafür werden wir geschätzt, das zeichnet uns aus. Wir sind Freunde, keine Geschäftspartner.“ Es gäbe noch „tausende Auftritte“ zu spielen – Wunschziele wären Japan, Brasilien oder Kanada und dafür seien die Möglichkeiten durchaus da.

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