Katholische Kirchengemeinde St. Michael in Wermelskirchen Messe mit viel Abstand und ohne Gesang

Wermelskirchen/Grunewald · Die katholische Kirchengemeinde St. Michael und Apollinaris hat am Wochenende nach einer langen Pause wieder zu zwei Heiligen Messen eingeladen. Gut 60 Christen nutzten diese Möglichkeit für einen gemeinsamen Gottesdienst.

 Die katholischen Christen feierten mit Kaplan Christian Figura am Sonntagmorgen nach langer Pause wieder Heilige Messe in der Kirche St. Michael an der Kölner Straße. Trotz vieler Veränderungen war die Stimmung doch festlich.

Die katholischen Christen feierten mit Kaplan Christian Figura am Sonntagmorgen nach langer Pause wieder Heilige Messe in der Kirche St. Michael an der Kölner Straße. Trotz vieler Veränderungen war die Stimmung doch festlich.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

An diesem Sonntagmorgen ist alles anders in der katholischen Kirche St. Michael: Nach wochenlanger Pause treffen sich die Christen wieder zu einer Heiligen Messe. Doch wie schon am Abend zuvor in der Kirche St. Apollinaris Grunewald gelten in der Corona-Krise strenge Abstands- und Hygienevorschriften. Am Eingang steht Desinfektionsmittel, überall gilt ein Abstand von zwei Metern. Die Sitzplätze sind mit Bändern markiert. Nur die äußeren Plätze jeder zweiten Bank dürfen besetzt werden. Familien und Paare dürfen zusammen sitzen. Der ehrenamtliche Ordnerdienst regelt den Ablauf. Die freiwilligen Helfer instruieren die Gläubigen, erklären ihnen den Ablauf, beantworten Fragen. Am Anfang muss sich jeder mit seinem Namen in eine Liste eintragen. Maskenpflicht besteht nicht, wohl aber eine Empfehlung für den Ein- und Ausgang.

Der große Ansturm bleibt aus, niemand muss nach Hause geschickt werden, weil es keinen freien Platz mehr gibt. Die Resonanz ist erstaunlich gut: In St. Michael werden 44 der 56 Plätze besetzt, zehn zusätzliche Stuhlplätze hatten die Ehrenamtlichen zur Sicherheit in der Kirche verteilt. In Apollinaris sind es 17 Gläubige, hier hätten 38 Plätze belegt werden können, in St. Laurentius Burscheid sind es 40 Gläubige (bei 52 möglichen Plätzen).

In St. Michael kommen vermehrt Einzelpersonen, einige Paare, wenige Familien. Die Altersstruktur ist bunt gemischt, die ganz alten Gemeindemitglieder fehlen. Der Gesang entfällt, die Gebetbücher sind verschwunden, es bleibt die instrumentale Begleitung durch die Orgel. Dazu gibt es einen Handzettel mit den Texten fürs Gloria, fürs Apostolische Glaubensbekenntnis und zum Sanctus. Das Weihwasserbecken bleibt leer, der Friedensgruß geschieht ohne Berührung, die Körbchen für die Kollekte stehen am Ausgang und werden nicht durch die Reihen gegeben. Man spürt trotzdem, dass die Menschen es genießen und dankbar sind, wieder in Gemeinschaft feiern zu können.

 Bereits am Samstagabend trafen sich die Gläubigen in der Kirche St. Apollinaris in Grunewald zur gemeinsamen Messfeier.

Bereits am Samstagabend trafen sich die Gläubigen in der Kirche St. Apollinaris in Grunewald zur gemeinsamen Messfeier.

Foto: Sandra Baldewig

Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Nicola Brinkmann, verweist auf die neue Kommunionausgabe, die nicht wie gewohnt vorne vorm Altar erfolgt, sondern Kaplan Christian Figura geht an den Reihen entlang und teilt die Hostien mit gebührendem Abstand und ausgestrecktem Arm aus. Im Gottesdienst betont er, dass es ein besonderes Gefühl sei, wieder Messe feiern zu können. „Als wir die letzte Messe vor Corona gefeiert haben, war noch Fastenzeit, jetzt feiern wir die Auferstehung nach“, sagt er. Die Osterkerze sei dafür sichtbares Zeichen. Unterstützt wird Figura von einer Messdienerin (mit Handschuhen) und einem Lektor. Vor der Kommunionausgabe desinfiziert Figura seine Hände intensiv. Während der Ausgabe spielt der Organist „Das Grab ist leer“ – ein festlicher Augenblick. Als sich Figura am Schluss der 40-minütigen Feier bei allen Helfern bedankt, gibt es Applaus. „Als wir das erste Gebet gemeinsam gebetet haben, war ich total berührt“, sagt Nicola Brinkmann. In Gesprächen habe sie erfahren, dass die Menschen ganz bewusst in die Kirche kämen. „Für diese Menschen ist das ein inneres Bedürfnis“, sagt sie. Auch Figura hat die besondere Stimmung gespürt. „Bei den Menschen ist die Sehnsucht geblieben“, sagt er. So auch bei Familie Jarosch aus Remscheid, die eigentlich die Messen in St. Bonaventura besucht. Dort gibt es noch kein Angebot, also fuhr die Familie nach Wermelskirchen. Und war sehr angetan. „Wir haben es vermisst, Messe zu feiern“, sagt Hyacintha Jarosch, die auch werktags schon mal die Messe in Wermelskirchen mitfeiert. Ihre Söhne Florian und Patrick fühlen eine einladende Stimmung, „total sympathisch und unkompliziert“, sagt Patrick Jarosch. Und sein Bruder Florian ergänzt: „Die Heilige Messe ist das Wichtigste im christlichen Leben, da gab es bei uns schon eine große Sehnsucht.“ Vater Christoph kündigt an, auch nächste Woche Heilige Messe in St. Michael zu feiern. Und so trägt sich die Familie in die Liste für die nächste Messe am Sonntag, 10. Mai, 10 Uhr, ein. So wie fast 25 andere Gläubige auch. Diese Liste liegt auch zu den Werktagsgottesdiensten aus – oder wenn die Kirche zum stillen Gebet geöffnet ist.

Pfarrer Michael Knab findet, dass es nach dem langen Stillstand gut gelaufen ist. Viele hätten ihn in den vergangenen Tagen auf die Möglichkeit angesprochen, wieder Heilige Messe feiern zu können. „Dabei standen wir enorm unter Zeitdruck. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer an allen Kirchorten hätten wir das nicht geschafft, da bin ich sehr dankbar“, sagt er. 

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