Alfred Karnowka beendet musikalische Laufbahn Melodien auf alten Instrumenten klingen aus

Wermelskirchen · Das kleine Ensemble „Psalterion“ beendet sein musikalisches Wirken – ebenso wie Dirigent Alfred Karnowka. Er legt Gitarre und Fidel aus gesundheitlichen Gründen zur Seite.

 „Mich fasziniert die Musik auf alten Instrumenten, weil sie so kreativ ist“: Alfred Karnowka hatalten instrumenten einen Klang gegeben. Jetzt beenden er und „Psalterion“ ihr musikalischen Wirken.   Foto: theresa Demski

„Mich fasziniert die Musik auf alten Instrumenten, weil sie so kreativ ist“: Alfred Karnowka hatalten instrumenten einen Klang gegeben. Jetzt beenden er und „Psalterion“ ihr musikalischen Wirken. Foto: theresa Demski

Foto: Theresa Demski

Ein Trommelschlag, zu dem sich der heitere Klang der Fidel gesellt, dann steuert eine Blockflöte ihre Töne bei, dann eine Laute: Wer „Psalterion“ bei der Arbeit beobachtet, der entdeckt, wie Musik entsteht. Der trifft auf echte Leidenschaft für Melodien, die in Wermelskirchen lange Zeit stumm waren. Der sieht in den Augen der Musiker dieses leise Glänzen, wenn sich der Klang der alten Instrumente zur Musik vereint. Mittelalterliche Melodien, Folkmusik und auch Stücke, die an bekannte Pophits erinnern, werden lebendig: Das musikalische Spektrum ist breit – mal will das Publikum tanzen, dann wischt es sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.

Als Alfred Karnowa vor dem großen „Jugend musiziert“-Wettbewerb 2008 mit dem Vorstand der Musikschule ins Gespräch kam, da unterbreitete er seine heimliche Vision von einem neuen Ensemble: Musikschüler sollten die Möglichkeit bekommen, auf alten Instrumenten zu spielen und für das musikalische Leben in der Stadt einen bisher eher unbekannten Klang beizusteuern. Karnowka hatte sich in seiner musikalischen Ausbildung auf die alte Musik fokussiert, brachte also entsprechendes Wissen und die Erfahrung mit. Lange Zeit habe es für diese Musik keinen Raum und kein Interesse gegeben, erinnert er sich. Aber Karnowka bekam die Zustimmung und 5000 Euro für die Anschaffung entsprechender Instrumente. „Da war Einfallsreichtum gefragt, um uns mit ordentlichen Instrumenten ausstatten zu können“, erinnert sich der ehemalige Leiter der Musikschule.

Aber er fand nicht nur Gambe, Fidel, Laute, Cister und Trommel, sondern auch Jugendliche, die sich für Musik auf alten Instrumenten begeistern ließen. „Damals erfüllte sich ein Traum“, sagt Karnowka. Das Ensemble war so erfolgreich, dass es sich für den Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ qualifizierte. Als die Jugendlichen nach der Schule in alle Welt davonzogen, fanden sich schließlich erwachsene Hobbymusiker, die ihren Horizont erweitern wollten. Seit 2015 sorgt „Psalterion“ für Melodien auf alten Instrumenten – feiert umjubelte Konzerte mit Solisten und dem Chor von Kirchenmusiker Marcus Richter und tritt auch in Köln oder Bonn auf – bis jetzt.

In diesem Monat verklingt die Musik der alten Instrumente – und mit ihr auch die musikalische Note von Alfred Karnowka. Jahrzehnte voller Unterrichts- und Probenstunden, voller Konzerte und Auftritte haben eine Arthrose im Daumen des Musikers begünstigt. „Inzwischen sind Proben mit großen Schmerzen verbunden“, sagt Karnowka, der deswegen auch im vergangenen Jahr seine Mitwirkung im Sinfonieorchester aufgab. Nun legt er Gitarre, Fidel und Kontrabass fürs erste zur Seite – jedenfalls in der Öffentlichkeit. „Musik wird immer eine Rolle in meinem Leben spielen“, sagt er. Er werde wohl mehr Musik hören, bei Gelegenheit auch einfach mal ein Instrument zur Hand nehmen. Aber es sei nun auch Zeit, um sich die Ruhe zu gönnen, die er schon damals nach dem Ende seiner hauptberuflichen Laufbahn erwartet hatte. Er werde im nächsten Jahr 70.

„Es ist gut, mehr Zeit zum Lesen zu haben oder für die Natur und den Garten“, sagt er. Und Karnowka will weiter Musik arrangieren – zum Beispiel, wenn 2023 wieder eine „Classic meets Pop“-Ausgabe auf dem Programm steht. Denn die Kreativität sprudelt auch jetzt. „Deswegen bin ich auch so fasziniert von der alten Musik: Wir arbeiten sehr kreativ“, sagt Karnowka. Statt von Notenblättern abzulesen, entsteht Musik beim Spielen. „Meistens ist nur eine Melodie überliefert“, sagt der Musiker. Im Ensemble brachten die Mitspieler Ideen ein, Karnowka schrieb sie auf Papier. Bevor die besondere Musik in der Stadt verklingt, wollte das Ensemble eigentlich noch einmal auftreten. Doch das Konzert – das letzte für „Psalterion“ und Alfred Karnowka – wurde abgesagt.

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