Pflegeberufe in Wermelskirchen „Meine Arbeit ergibt für mich Sinn“

Wermelskirchen · Nicole Wiener und Anastasia Reger sind neue examinierte Pflegekräfte. Sie sorgen für eine Entspannung der Personallage bei der Diakonie. Ihren Beruf machen sie aus Überzeugung.

 Zwei neue Altenpflegerinnen bei der Diakonie: Nicole Wiener (36/l.)) und Anastasia Reger (23).

Zwei neue Altenpflegerinnen bei der Diakonie: Nicole Wiener (36/l.)) und Anastasia Reger (23).

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Als Anastasia Reger nach ihrem Fachabitur nach Perspektiven suchte, da landete sie bei der Medizin. „Das hatte mich immer schon interessiert“, sagt die 23-Jährige. Sie wollte der Anatomie und der Physiologie des Menschen auf die Spur kommen und Ärztin werden. Aber dann schreckte sie das lange Studium ab. „Ich wollte auch auf eigenen Beinen stehen und Geld verdienen“, sagt sie. Damals traf sie die Entscheidung für die Krankenpflege, weil sie mit Menschen arbeiten und den medizinischen Aspekt nicht ganz aufgeben wollte. Es habe viele Freunde und Verwandte gegeben, die ihr diesen Entschluss wieder ausreden wollten. Der Verdienst sei schlecht, die Belastung hoch, hieß es. Aber Anastasia Reger ließ sich ihren Entschluss nicht ausreden – sie machte die Ausbildung am Krankenhaus und absolvierte ihr Praktikum bei der Diakoniestation. „Bereut habe ich das keine Sekunde“, sagt die 23-Jährige, „ich bin angekommen.“

Seit 1. Oktober arbeitet sie als examinierte Pflegekraft bei der Diakoniestation. Sie kam in einer Zeit, als Peter Siebel bereits einen Hilferuf gesendet hatte: Die Personallage sei so schlecht, dass man pflegebedürftige Menschen auf der Suche nach Hilfe abweisen müsse. Offensiv hatte die Diakoniestation damals um Personal beworben. Mit Anastasia Reger starteten am 1. Oktober drei andere Fachkräfte ihren Dienst – und sorgten für Entspannung. Inzwischen können neue Patienten aufgenommen werden. Auch die Versorgung am Wochenende sei wieder gesichert, sagt Siebel.

Bei ihrem Dienstantritt traf Anastasia Reger auf Nicole Wiener (36). Sie hatte gerade ihr Examen als Altenpflegerin bestanden, kannte die Diakoniestation aber schon. Denn 2001 hatte Nicole Wiener ihren Job als Arzthelferin aufgegeben, um in der Pflege zu arbeiten – als nicht-examinierte Mitarbeiterin. Im ambulanten Pflegedienst gab es aber Grenzen, weil ihr die Ausbildung fehlte. Sie durfte spezielle Spritzen nicht setzen, besondere Verbände oder einen Katheder nicht legen. Als Pflegedienstleiterin Karin Puschmann ihr nahe legte, aufzusatteln und Altenpflegerin zu werden, griff Nicole Wiener zu – vor allem, nachdem die Agentur für Arbeit ihr im Zuge des „Wegebau“-Programms zugesichert hatte, während der Ausbildung den Differenzbetrag zu ihrem bisherigen Gehalt zu übernehmen.

Wer Anastasia Reger und Nicole Wiener nach dem scheinbar schlechten Image der Pflegeberufe fragt, der bekommt ein Schulterzucken. „Das hat auch mit Klischees zu tun“, sagt Anastasia Reger. Viele Menschen würden glauben, in der ambulanten Pflege gehe es vor allem darum, zu waschen. „Aber das ist doch viel mehr“, sagt Anastasia Reger. Wundversorgung und Unterstützung im Alltag, Hilfe beim Anziehen oder der Gabe der Medikamente: Jeder Mensch brauche etwas anderes. „Und ich habe auch ein bisschen Zeit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt Anastasia Reger. „mehr als im Krankenhaus.“ Vielleicht nicht immer so viel, wie sie sich wünsche, aber doch genug, um am Leben der Menschen teilzuhaben. „Das ist das Schönste an unserer Arbeit“, sagt Nicole Wiener, „man wird manchmal ein bisschen zum Teil der Familie, freut sich über gute Entwicklungen und begleitet Menschen, wenn es schwierig wird.“

Das schlechte Image des Berufs sei nicht berechtigt. Inzwischen lerne man in der Ausbildung, wie man rückenschonend arbeite. Das Gehalt sei in Ordnung, besser als bei vielen Handwerkern – zumindest wenn man, wie bei der Diakoniestation, nach Tarif bezahlt werde. Manchmal seien Verantwortung und Stress belastend, sagen beide. „Aber unsere Perspektiven sind gut“, sagt Anastasia Reger. Es gebe unzählige Möglichkeiten der Weiterbildung, und Pflegekräfte seien in vielen Bereichen einsetzbar – von der Tagespflege bis zum Betreuungsdienst. „Es ist einfach schön, eine Arbeit zu machen, die für mich Sinn ergibt“, sagt Nicole Wiener, „dafür hat es sich auch gelohnt, noch mal die Schulbank zu drücken.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort