Dirk Wartmann (WKNUWG) appellierte als betroffener Vater Politische Mehrheit für Streetworker-Stelle

Wermelskirchen · CDU, WNKUWG und Büfo setzten mit ihrem Antrag nach langer Diskussion durch. Präventive Jugendarbeit in dieser Form sei unverzichtbar.  Die SPD sieht keinen dringenden Handlungsbedarf, sie wünscht Zahlen und Belege.

 Schmiererei an den Wänden der Dhünntalschule in Dabringhausen.

Schmiererei an den Wänden der Dhünntalschule in Dabringhausen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Mein Kind war drogenabhängig. Das fangen Sie nicht wieder ein. Wir wären froh gewesen, wenn jemand die Jugendlichen angesprochen hätte.“ Dieses Bekenntnis war aufrüttelnd und erschütternd zugleich: Dirk Wartmann (WNKUWG) appellierte eindringlich an die Politiker im Haupt- und Finanzausschuss, grünes Licht für die Streetworker-Stelle zu geben. Am Ende stimmte die Mehrheit aus CDU, WNKUWG und Büfo, die Antragsteller, dafür.

Wartmann wollte aus der Sicht eines betroffenen Vaters deutlich machen, dass nicht nur Kinder aus einem schwierigen Milieu Drogen- und Alkoholprobleme haben. „Das sind Wermelskirchener aus allen Schichten, die zur Schule gehen oder einen Ausbildungsplatz haben. Auch Kinder aus guten Elternhäusern mit gefestigten Strukturen sind gefährdet.“ Greifen sie zu Drogen, löse das eine Kettenreaktion aus, möglicherweise eine Abwärtsspirale. Die Kosten für einen Streetworker, der für Jugendliche ein Ansprechpartner auf Augenhöhe sei, wäre daher gut investiertes Geld. Und am Ende kostengünstiger als ein Betreuungsplatz in der stationären Jugendpflege.

Vorausgegangen war in der Sitzung am Montag eine Diskussion über die Frage, ob eine Kleinstadt wie Wermelskirchen überhaupt einen einen Streetworker braucht. Jemanden, der auf Jugendliche einwirken kann, nicht Gras zu rauchen, Komasaufen auszuprobieren, nicht zur aufputschenden Droge zu greifen. Darüber gingen die Meinungen weit auseinander. Auf der einen Seite mahnten die Antragsteller von CDU, WNKUWG und Bürgerforum (Büfo), die Einrichtung der Stelle sei eine unverzichtbare stadtweite Präventionsmaßnahme. Nicht nur in Dabringhausen gebe es Probleme. Es sei die einzige Möglichkeit, die „originäre Aufgabe von mobiler Jugendarbeit zu gewährleisten“, heißt es im Antrag. Die Stelle soll jährlich rund 60.000 Euro kosten. Die Grünen plädierten für eine halbe Stelle.

Auf der anderen Seite sehen SPD und FDP keine dringende Notwendigkeit. Die SPD vermisst eine ausreichende Begründung. „Es wurde nicht konkret aufgezeigt, welche Jugendlichen, in welchem Umfang, wo in Wermelskirchen einen Betreuungsbedarf haben“, kritisierte SPD-Fraktionsvorsitzender Jochen Bilstein. Er nannte den Vorstoß daher einen „Show-Antrag“.

Auch Bürgermeister Rainer Bleek, der bei diesem Tagungsordnungspunkt den Vorsitz an Stefan Leßenich (CDU) abgegeben hatte, zweifelte einen dringenden Handlungsbedarf an. „Ich habe den Sozialdezernenten gebeten, objektive Belege für desintegrierte Jugendliche vorzulegen.“ Bisher liege nichts vor. Nach Aussage der Polizei, die dort immer wieder vor Ort ist, sei klar, dass die Jugendlichen, die in Dabringhausen Randale machen, aus normalen Elternhäusern kommen. Das Problem sei, dass sie bei ihren Treffs unter Gleichaltrigen sehr laut werden und nach dem Gelage Müll hinterließen, was Anwohner ärgere. Es sei eine polizeiliche und ordnungsbehördliche Aufgabe, dort einzugreifen. Bleek: „Die Jugendlichen wollen keinen sozialpädagogischen Aufpasser.“ Wichtiger sei es, Raum für Jugendliche zu schaffen – nicht zuletzt auch durch den geplanten Jugendfreizeitpark.

Der CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Klicki reagierte mit scharfer Kritik auf die SPD: Ein Beschluss des Jugendhilfeausschusses, die Streetworkerstelle im neuen Haushalt zu berücksichtigen, sei nicht umgesetzt worden. „Hier geht es auch um die Frage, wie man Beschlüssen der Fachausschüsse umgeht.“

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