Gutachten liegt jetzt der Stadt Wermelskirchen vor Mehr Wasser für das Wahrzeichen der Stadt

Wermelskirchen · Die jüngst erst errichtete Außenterrasse schadet dem Weihnachtsbaum nicht. Aber der Riesenmammutbaum braucht bis zu 500 Liter Wasser in der Woche.

 Unter der Terrasse plant Tiefbauamtsleiter Harald Drescher  Bewässerungssäcke für den Weihnachtsbaum.

Unter der Terrasse plant Tiefbauamtsleiter Harald Drescher  Bewässerungssäcke für den Weihnachtsbaum.

Foto: Kathrin Kellermann

Viel wurde diskutiert, ob die Außenterrasse des Restaurants „ToscAnna“ dem Weihnachtsbaum in Wermelskirchen schadet. Und jetzt die endgültige, gute Nachricht: Das Naturdenkmal nimmt keinen Schaden daran, dass Restaurant-Gäste die Außengastronomie nutzen und dort Leckereien genießen. Schon Baum-Gutachter Dr. Markus Streckenbach aus Bochum hatte in seinem Gutachten bestätigt, dass der Mammutbaum in guter Verfassung und ein „vitaler Baum“ sei. Allerdings stellte sich im Rahmen der Prüfungen auch heraus, dass die Wellingtonie, die knapp 30 Meter hoch ist und seit über 150 Jahren an ihrem Platz zwischen der Oberen Remscheider Straße und Carl-Leverkus-Straße steht, mehr Wasser benötigt, als sie ohnehin in den vergangenen zwei Jahren zusätzlich bekommen hat. „Seit zwei Jahren wird der Baum regelmäßig bewässert“, sagt Harald Drescher, Leiter des Tiefbauamts beim Ortstermin am Freitag. Damals hatte der heiße Sommer dem Baum sehr zugesetzt. „Deshalb wurde extra ein Schlauch vom städtischen Brunnen zum Weihnachtsbaum gelegt, damit wir ihn regelmäßig bewässern können.“ Den „Pflegejob“ am Wahrzeichen teilen sich der Stadtmarketing-Verein „Wir in Wermelskirchen“, der Verkehrs- und Verschönerungsverein, der Betriebshof und auch das „ToscAnna“-Team sorgt für Wasser am Baum.

 Ein neues Bewässerungskonzept für den Baum ist bereits in der Planung.

Ein neues Bewässerungskonzept für den Baum ist bereits in der Planung.

Foto: Kathrin Kellermann

Auch die Außenterrasse, die die „ToscAnna“-Inhaberin in Absprache mit der Stadt am Baum errichten ließ, wurde extra so konzipiert, dass das Regenwasser unter den Baum abfließen kann. „Die Gutachter haben ausgerechnet, dass der Mammutbaum zwischen 300 und 500 Liter Wasser in der Woche braucht“, berichtet Harald Drescher, der tags zuvor einen Abschlusstermin mit dem Naturschutzbeirat am größten Naturweihnachtsbaum Deutschlands hatte. Dabei sei angeregt worden, ein Bewässerungskonzept zu erstellen, weil die Gesundheit des Baums von ausreichend Wasser abhängt.

 Vom städtischen Brunnen aus wird der Riesenmammutbaum seit zwei Jahren mit Wasser versorgt.

Vom städtischen Brunnen aus wird der Riesenmammutbaum seit zwei Jahren mit Wasser versorgt.

Foto: Kathrin Kellermann

„Wir werden künftig auch mit Bewässerungssäcken arbeiten“, verrät Drescher. „Bei jungen Bäumen werden die an den Stamm gehängt, um dort Wasser abzugeben. Es gibt neuerdings aber auch Bewässerungssäcke, die gefüllt und dann flach auf den Boden gelegt werden. Die wollen wir unter die Terrasse legen, damit die Wellingtonie auch an den Stellen Wasser bekommt, an denen es sonst eher trocken ist.“ Einmal in der Woche werden die Bewässerungssäcke dann befüllt, die das Wasser langsam an den Boden abgeben. Außerdem bekommt das Wahrzeichen der Stadt – ähnlich wie die Einwohner – nach den Sommerferien auch eine Impfung. „Beim Gutachten wurde ein natürlicher Pilz festgestellt, der im Baum ist. Das ist an sich nicht schlimm“, versichert der Leiter des Tiefbauamts, „aber die Impfung schützt den Baum, der als Weihnachtsbaum für die Wermelskirchener ja noch lange erhalten werden soll.“ Die Kosten für den Einsatz am Mammutbaum, der in der Liste der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft auch unter dem Namen „Sequoiadendron giganteum“ als Rekordbaum gelistet ist, teilen sich die Stadt und der Rheinisch-Bergische Kreis.

 Nach den Ferien wird der Weihnachtsbaum „geimpft“.

Nach den Ferien wird der Weihnachtsbaum „geimpft“.

Foto: Kathrin Kellermann

Der kanadische Riese, der 1870 von Fabrikant Rudolph Schumacher als Setzling in seinem Garten angepflanzt wurde, gehört übrigens zu einer Unterfamilie der Zypressengewächse. Sein größter Verwandter, der General Sherman Tree, steht im Sequoia-Nationalpark, ist knapp 84 Meter hoch und hat einen Grundumfang von 31 Metern. Galten die Mammutbäume bisher als extrem widerstandsfähig, sind sie durch die Dürreperioden der vergangenen Jahre doch angreifbar geworden. In amerikanischen Nationalparks, wo viele dieser grünen Riesen seit Jahrhunderten wachsen, sind einige durch Trockenheit und Borkenkäferbefall zerstört worden. 

Dass der Wermelskirchener Riesenmammutbaum übrigens „nur“ knapp 30 Meter groß ist und damit winzig im Vergleich zu seiner Verwandtschaft, liegt an der engen Bebauung. Die Mauern, die um den Baum herum gebaut wurden, lassen ihm nicht ausreichend genug Platz, um sich auszubreiten. Deshalb wächst das Wahrzeichen der Stadt, das aber ansonsten regelmäßig umhegt wird, einfach ein wenig langsamer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort