13-Jährige aus Wermelskirchen Marie Heizenreder ertanzt sich Gold beim World Cup

Wermelskirchen · Eine 13-Jährige aus Wermelskirchen hat beim Hip Hop die Nase vorn. So deutlich, dass sie vom Dance World Cup in Spanien mit der Goldmedaille um den Hals heimkehrte.

 Überglücklich: Marie Heizenreder nach ihrem Triumph beim Dance World Cup in San Sebastian.

Überglücklich: Marie Heizenreder nach ihrem Triumph beim Dance World Cup in San Sebastian.

Foto: Xenia Pil / Ballettschule Modern Movement

Ein Jahr lang hatte die dreizehnjährige Marie Heizenreder auf diesen Titel hintrainiert. Und nun, wo sie ihn als Goldmedaille um den Hals hängen hat, kann es die talentierte Schülerin der Ballettschule Modern Movement (MoMo) in Wermelskirchenkaum glauben: „Es fühlt sich immer noch wie ein positiver Schock an“, sagt die junge Gymnasiastin, die beim Dance World Cup im spanischen San Sebastian knapp 40 Konkurrentinnen aus der ganzen Welt hinter sich ließ. Mit einer sensationellen Punktzahl von 95,6 aus 100 Prozent gelang ihr mit einem Solo aus der Kategorie Hip Hop das Kunststück, das sie schon für möglich hielt, aber angesichts der starken Mitstreiterinnen keinesfalls für gesichert.

Dabei hatte Choreograf Ates Kaykilar, der das Solo mit dem Titel „No Body“ gemeinsam mit ihr erarbeitet hatte, alles daran gesetzt, sie nicht dem direkten Vergleich auszusetzen: „Er hatte es mir vor meinem Auftritt regelrecht verboten, mir die Stücke der Konkurrentinnen anzusehen“, erzählt Marie, die als Fünfjährige mit dem Tanzen begann und in erster Linie eine Schülerin von Ballettschulinhaberin Nicole Helder und der langjährigen MoMo-Trainerin Xenia Pil ist.

Dass dieses Mal Kaykilar aus Wuppertal mit ihr eine Wettkampf-Choreografie einstudiert hatte, lag an dem frischen Wind, den Helder nach der Corona-Pause durch die Säle wehen ließ. „Mein Chefin und ich waren der Meinung, dass es nach dieser langen Durststrecke, in der es ausschließlich Online-Unterricht gab, einen jungen Herrn braucht, um unseren Mädels noch mal einen besonderen Motivationsschub zu geben“, erklärt Pil und freut sich, jetzt speziell Kaykilar mit an Bord zu haben: „Er macht seine Arbeit wirklich toll und hat auch Maries Talent sofort erkannt.“ Wie groß Maries Talent war, habe sich indes nicht erst bei dieser Weltmeisterschaft gezeigt: „Das konnte man schon sehr eindrucksvoll im Sommer 2019 sehen, als Marie mit unserem deutlich älteren Schüler Ole Wilkens als Duo in Portugal bei der letzten WM vor der Corona-Krise antrat.“ Damals habe es noch nicht für die Goldmedaille gereicht, „doch Marie setzte sich das Ziel, beim nächsten Mal unbedingt an der Spitze zu stehen“. Diese Glanzleistung hat sie nun vollbracht – und das, obwohl sie nach eigenen Angaben in der Corona-Krise eher lustlos am Online-Training teilgenommen hatte: „Unterricht per Zoom war nicht so mein Ding“, sagt sie und ergänzt, dass sie es dennoch in den langen Monaten des Distanzunterrichts zu keinem Zeitpunkt erwogen habe, dem Tanzen den Rücken zuzukehren. „Ich kann mir ein Leben ohne Tanzen einfach nicht vorstellen“, erklärt sie.

Sie spricht damit etwas aus, was oft von erfolgreichen Tänzern zu hören ist – obgleich laut Trainerin Pil „Tänzerinnen und Tänzer hierzulande weiter mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen haben“. So gebe es auf Bundesebene immer noch keinerlei Fördertöpfe, die sich für die Teilnahme an internationalen Meisterschaften anzapfen lassen: „Die hohen Startgelder und Reisekosten sowie das einheitliche Outfit in den Nationalfarben ihres Landes müssen Tänzerinnen und Tänzer aus Deutschland immer noch aus eigener Tasche zahlen.“

Manchmal habe man Glück und profitiere von kommunalen Förderprogrammen. So sei das etwa 2019 gewesen, als der Verein „Radieschen“, der in Wermelskirchen talentierte Kinder und Jugendliche unterstützt, auch MoMo-Schülerinnen finanziell geholfen habe. „Dadurch konnten auch diejenigen WM-Qualifikantinnen, denen das Geld für die Teilnahme am damaligen Wettkampf in Portugal fehlte, erfreulicherweise anreisen.“

Pil ist dankbar für solche Programme, würde es sich aber wie ihre Chefin wünschen, „dass Tänzerinnen und Tänzer nicht auf private oder kommunale Initiativen angewiesen sind, um Deutschland international repräsentieren zu können“. Denn hier gehe es auch um die Anerkennung außerordentlicher Leistungen: „Mädchen wie Marie, die beim MoMo der Wettkampfgruppe angehören, trainieren mehrmals die Woche, was bei einem Schulsystem mit Nachmittagsunterricht spätestens ab der Mittelstufe nur schwer durchzuhalten ist.“ Da wäre es wirklich schön, „wenn sie nicht auch noch dafür bezahlen müssten, ihr Können auf internationaler Bühne präsentieren zu dürfen“.

Ehrgeizige Talente wie Marie würden solche Umstände dennoch niemals von ihren Zielen abbringen: „Sie wird auch im nächsten Jahr wieder alles geben, um bei der WM dabei zu sein.“

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