Grüner Direktkandidat für den Rheinisch-Bergischen Kreis „Es wird auf jeden Fall spannend“
Wermelskirchen · Maik Außendorf von den Grünen kandidiert bereits zum dritten Mal bei einer Bundestagswahl für das Direktmandat. Der 50-Jährige zeigt sich optimistisch: Er hofft auf ein „Kopf-an-Kopf“-Rennen mit den Kandidaten von CDU und FDP. Für welche Themen er sich einsetzen würde.
Maik Außendorf legt sofort die Flyer auf den Tisch. Das Wahlprogramm der Grünen, ein Faltblatt über ihn und seine Themen, ein runder Sticker mit Sonnenblume. Wahlkampf machen – darin hat der 50-Jährige Routine. Es ist schließlich das dritte Mal, dass der Bergisch Gladbacher sich bei der Bundestagswahl für das Direktmandat aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis bewirbt, und das hintereinander. 2013 konnte Außendorf etwa sieben Prozent der Erststimmen für sich gewinnen. 2017 auch. Dass er bei beiden Wahlen keine realistische Chance gegen den Bewerber der Christdemokraten hatte, das sei ihm bewusst gewesen, sagt Außendorf, es sei vielmehr darum gegangen, „das prominente Gesicht im Wahlkampf“ zu sein, die Prozesse vor und nach der Stimmabgabe erst einmal kennenzulernen.
Geht es nach ihm, soll in diesem Jahr jedoch alles anders werden. Er erwarte ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“ mit CDU-Kandidat Hermann-Josef Tebroke und FDP-Chef Christian Lindner. Gute Ergebnisse bei der Europawahl und den Kommunalwahlen, wachsende Mitgliederzahlen, das Thema Klimaschutz überall in den Nachrichten: Die Zeiten, sagt Außendorf, hätten sich geändert seit seinen vergangenen Kandidaturen. Er sitzt jetzt am Konferenztisch der Redaktion, angereist mit dem Elektroauto, das während des Gesprächs an der Telegrafenstraße Strom tankt, und zeigt sich optimistisch: „Es wird auf jeden Fall spannend.“
Den Wohnungsmarkt in Berlin hat Außendorf jedenfalls schon im Blick. Das hat aber nicht so sehr mit seiner Bewerbung für das Direktmandat zu tun, sondern vielmehr mit seinem Platz auf der Landesliste. Nach Platz 36 bei seiner ersten und Platz 24 bei seiner zweiten, steht Außendorf bei seiner dritten Kandidatur jetzt auf Platz 18. Sollten sich die starken Umfragewerte seiner Partei am 26. September auch im Wahlergebnis widerspiegeln, würde das für ihn, aufgewachsen in Münster und 2003 in den Rheinisch-Bergischen Kreis gezogen, bedeuten: den Einzug in den Deutschen Bundestag. Dabei hatte es für die Mitgliedschaft bei den Grünen erst einmal zwei Anläufe gebraucht.

Die Direktkandidaten 2021 im Rheinisch-Bergischen Kreis
Als Außendorf sich das erste Mal dazu entschied, Mitglied zu werden, war er erst 13 oder 14 Jahre alt. Der NATO-Doppelbeschluss, die Angst vor dem Waldsterben, der saure Regen: All das habe ihn politisiert. „Als ich dann bei der ersten Versammlung der Grünen war, waren die anderen Leute aber alle so im Alter meiner Lehrer und auch vom Typ her so“, sagt Außendorf. Er sei dann nach etwa eineinhalb Jahren wieder ausgetreten, wollte sich erst einmal außerhalb von Parteien engagieren – als Schülervertreter etwa oder im Landesvorstand des Vereins Junge Presse NRW. Außendorf studierte Mathematik und Informatik in Münster, war für ein Jahr bei Siemens in Bogota angestellt, arbeitete als IT-Berater bei einer Firma in Deutschland, gründete mit drei Partnern 2004 eine IT-Consultant-Firma und wurde Vater von Zwillingen. „Dann kam die Finanzkrise, und Klimaschutz war plötzlich kein Thema mehr“, sagt Außendorf. Das habe ihn verärgert, er habe sich darum 2008 dazu entschieden, wieder einzutreten. Die Grünen vertrat er seit 2009 als sachkundiger Bürger, seit 2014 als Mitglied des Stadtrats von Bergisch Gladbach. Mittlerweile ist er Fraktionsvorsitzender.
Wie stellt sich Außendorf als Bewerber für das Direktmandat nun einen möglichen Einsatz für den Kreis in Berlin vor? „Die Erwartungshaltung, das ein Kandidat für den Bundestag wirklich direkt etwas für den Wahlkreis erreichen kann, das funktioniert normalerweise nicht. Ich möchte mich aber natürlich dafür einsetzen, die Politik im ganzen Land so zu gestalten, dass sie auch positive Auswirkungen hier vor Ort hat“, sagt er. Nach seinen Vorstellungen bedeutet das: Breitbandausbau, Digitalisierung der Schulen, bessere Bezahlung und Ausbildung des Kita-Personals, Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe.
Und darüber hinaus: Mehr Möglichkeiten für die Kommunen, Fahrradstraßen auszubauen und Tempo-30-Zonen in Ortschaften einzurichten, unterstützt auch durch Mittel des Bundes. Investitionen in die Ladestruktur für Elektroautos und die Instandhaltung der bereits bestehenden Fahrbahnen statt in den Bau von neuen Straßen. Eine Stärkung des ÖPNV, zum Beispiel durch Kleinbusse, die eine halbe Stunde vor Abfahrt gebucht werden können. Eine Solarpflicht für Neubauten, ein Ausbau von Windkraftanlagen, mehr E-Bikes, die ausgeliehen werden können. Alles, um eines umzusetzen: Klimaschutz. „Wir Grünen befinden uns immer auf einer Gratwanderung. Wir müssen zum einen aufpassen, dass wir die Klimaziele erreichen, und da ist es sogar fraglich, ob das, was wir vorschlagen, schon reicht. Wenn wir allerdings zu viel fordern, besteht die Gefahr, dass die Mehrheiten dünner werden und wir unsere Vorschläge in der Koalition nicht mehr so verhandelt bekommen.“ Teil einer Koalition sein, das wollen die Grünen nach dieser Wahl.
Und Außendorf? Er will dabei sein.