Ansteckungsgefahr mindern So lüften die Wermelskirchener auf der Arbeit

Wermelskirchener · Fenster auf, um Corona zu trotzen. Während manche in der Kälte mit Winterjacke im Büro sitzen, haben andere geschickte Lösungen gefunden – so wie die Landbäckerei Bauer. Auch im Rathaus steht Lüften auf der Tagesordnung.

 Thomas Marner am offenen Fenster in seinem Büro. Für das Foto wurde ausreichend Abstand gehalten, deshalb trägt er keinen Mundschutz.

Thomas Marner am offenen Fenster in seinem Büro. Für das Foto wurde ausreichend Abstand gehalten, deshalb trägt er keinen Mundschutz.

Foto: Annika Lamm

Draußen ist es kalt und nass, aber trotzdem sollten die Fenster in Büroräumen oder Läden von Zeit zu Zeit aufgemacht werden, um durchzulüften – auch im ungemütlichen Herbst. Das ist wichtig, um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus in geschlossenen Räumen zu minimieren. Viele Unternehmen und Geschäfte in Wermelskirchen haben das regelmäßige Lüften längst etabliert.

Verpflichtende Regeln dazu gibt es zwar nicht. „Mir sind keine Richtlinien über das richtige Lüften am Arbeitsplatz bekannt“, sagt Thomas Marner, Krisenstabsleiter der Stadt. Wenn man schon den Luxus habe, dass sich alle Fenster im Gebäude öffnen lassen, sollte man das auch nutzen, sagt er und erklärt weiter: „Je mehr Frischluft hereinkommt, desto mehr Altluft verlässt den Raum auch wieder – mitsamt der Aerosole.“ Aerosole, das sind die vielen winzigen Partikel, die man beim Atmen ausstößt und über die das Virus übertragen werden kann.

Deshalb steht auch der Technische Beigeordnete regelmäßig von seinem Schreibtisch im Rathaus auf, um einen der Fenstergriffe in seinem Büros nach rechts zu drehen und für frische Luft zu sorgen. „Darüber, dass vor allem Lüften hilft, um die Ansteckungsgefahr mit dem Virus zu verringern, sind sich die Fachleute schließlich einig.“ Frieren müsse im Rathaus aber niemand: „Unsere Heizung ist zwar sanierungsbedürftig, aber sie funktioniert noch“, schmunzelt Marner.

Ähnlich konsequent mit dem Luftaustausch ist man auch bei Tillmanns Hairstyling in der Innenstadt. „Wir lüften so oft es geht, alle 20 bis 30 Minuten“, sagt Mitarbeiterin Ilenia Tillmanns. „In der Regel dann, wenn gerade kein Kunde mit nassen Haaren im Laden sitzt.“ Wie von vielen Experten empfohlen, wird dann stoßgelüftet. „Wir haben eine Tür hinten im Laden, die machen wir gleichzeitig mit der Eingangstür auf“, sagt Tillmanns. Für fünf Minuten ziehe es dann kalt durch den Laden. Vereinzelt hätten sich Kunden auch schon beschwert, erzählt sie. Die meisten jedoch hätten Verständnis. „Wir werden das so auch den Winter über beibehalten, anders geht es ja nicht“, sagt die Frisörin.

Anders ist die Lage in den Zweier-Büros der Textilfirma Steintex, wo kein direkter Kundenkontakt stattfindet. Dort kann jeder selbst entscheiden, wann und wie lange er lüftet. „Wir versuchen schon darauf zu achten, die Fenster oft aufzumachen“, sagt Geschäftsführerin Ayse Tomris. Glücklicherweise sei jedes Büro mit einer großen Fensterfront ausgestattet. Sie habe gemerkt, dass es dabei auch immer auf das Gefühl der persönlichen Sicherheit ankomme. Eine ihrer Kollegin sei Risikopatientin, sie sitze direkt vor der Fensterfront am meist geöffneten Fenster. Auch die Bürotür stehe fast immer offen. „Sie trägt jetzt oft eine Winterjacke. Geheizt wird bei uns natürlich, nur hilft es dann nicht viel“, lacht Tomris. Im Sommer sei es deutlich einfacher gewesen, frische Luft ins Büro zu bekommen.

In der größten Luxussituation befindet sich im Gesamtvergleich wohl die Landbäckerei Bauer: „Wir können über der gesamten Fensterfront im Eingangsbereich und auch im Bereich des Innenhofs Fenster aufklappen“, sagt Inhaber Christian Bauer. Oberlichtlüftung nenne sich dieses System. Dann ziehe die kalte Luft über die Köpfe der Mitarbeiter und Kunden hinweg, von unten steige über die Fußbodenheizung warme Luft nach oben. Vom stetigen Querlüften ist kaum etwas zu merken. Kundenbeschwerden gebe es kaum. „Wir haben Glück, dass wir im modernen Neubau angesiedelt sind“, sagt Bauer.

Eine geschickte Lösung, die in anderen Gebäuden nur durch bauliche Veränderungen möglich wäre.

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