Wehmütige Stimmung auf dem Kirmesplatz in Wermelskirchen Letzter Kirmestag auf dem Loches-Platz

Wermelskirchen · Große Unsicherheit und viel Wehmut herrschte gestern bei den Ausstellern auf dem unteren Loches-Platz. Es war der letzte Kirmestag in bewährter Form - nächstes Jahr rollen auf dem Platz bereits die Bagger für den Neubau.

 Langsam senkt sich die Sonne über dem unteren Loches-Platz. Die letzte Kirmes fand dort statt.

Langsam senkt sich die Sonne über dem unteren Loches-Platz. Die letzte Kirmes fand dort statt.

Foto: Udo Teifel

Wer Evelyn Darmann gestern nach der Zukunft in Wermelskirchen fragt, der erntet einen traurigen Blick. „Keiner weiß, wie es für uns weitergeht“, sagt sie dann. Fest steht: Familie Darmann und ihr stattlicher Imbisswagen werden nicht auf den unteren Loches-Platz zurückkehren können. Denn hier entsteht in den nächsten Jahren ein Neubau mit Wohnraum und Ladenzeile. „Natürlich sind wir traurig“, sagt Evelyn Darmann. Und dann beginnt sie zu erzählen - von jenem Montag in Wermelskirchen vor 48 Jahren, als sie hochschwanger plötzlich Wehen bekam. Noch am gleichen Tag kam Tochter Stefanie zur Welt - in Wermelskirchen, während die Familie in dem großen Wagen weiter Würstchen briet und Köstlichkeiten verkaufte. „Wir sind schon hier gewesen, als die Kirmes noch unten am Gymnasium stattfand“, sagt sie. Und deswegen hat sie die Hoffnung auf eine gute Lösung auch noch nicht verloren. „Wir wollen wiederkommen“, sagt sie, „und wir hoffen, dass der Rat eine ordentliche Lösung findet.“ Schließlich würden viele Stammkunden bereits auf sie warten.

Ähnlich geht es Rolf Fuhrmann, der seit 1963 auf dem unteren Loches-Platz sein Kettenkarussell aufbaut. „Vorher kamen meine Eltern mit der Schiffsschaukel“, sagt er. Inzwischen ist die nächste Generation im Einsatz. Wie es weitergeht? Schulterzucken. „Da müssen Sie im Rathaus nachfragen“, sagt er. Und dann will er doch noch etwas loswerden. „Uns schadet die Mattinee-Meile am Montag“, sagt er. Früher seien viele Familien zum Wochenanfang zur Kirmes gekommen. Inzwischen würden sie abgeschreckt von viel Alkohol und dem Betrieb am Bermuda-Dreieck. Ob er noch Hoffnung auf eine Zukunft auf der Kirmes habe? „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt er lächelnd, „wir würden gerne wiederkommen.“

Das gilt auch für den Musik-Express, der seit Jahrzehnten seinen Platz ganz hinten auf dem Platz bezieht. „Im Grunde sind wir hier einbetoniert“, sagt Gertrud Kreft-Wendler. Nun sei alles in der Schwebe. Es habe erste Ideen und Gespräche gegeben, aber noch keine Perspektive für die nächsten Jahre. „Wir sind am Zittern“, sagt die Schaustellerin. Während die Familie um den guten Platz auf der Kirmes zittere, würden sich viele Kunden auch Sorgen machen, dass der Musik-Express künftig keinen guten Platz mehr auf der Kirmes findet wird. „Wir werden nach der Veranstaltung in diesem Jahr das Gespräch mit der Verwaltung suchen“, sagt Gertrud Kreft-Wendler, „und dann hoffen wir, dass es eine gute Lösung gibt.

Auf die hofft auch Carina Maack (31), die gestern Nachmittag mit Tochter Alyssa Aufstellung an der Kasse bezogen hat. „Ich bin schon ein bisschen wehmütig“, sagt sie. Sie sei selbst schon als Kindern mit ihren Eltern zur Kirmes gekommen. Erst der Loches-Platz und dann weiter zum Schwanen: Das sei eine lieb gewonnene Tradition, die sie inzwischen auch mit ihrer eigenen Tochter pflegt. „Ich freue mich auch auf das neue Gebäude am Loches-Platz“, sagt sie, „aber es ist wichtig, dass eine Lösung für die Kirmes gefunden wird.“ Darauf vertraut auch Katja Selbach, die gestern mit ihren Kindern auf dem unteren Loches-Platz unterwegs ist: „Die Kirmes gehört doch einfach dazu, sie darf ihren Charakter nicht verlieren“, sagt sie, „und deswegen bin ich sicher, dass sich eine gute Lösung findet.“ Dabei solle die Verwaltung darauf achten, dass auch weiterhin viele Angebote für Kinder und Familien ihren Platz auf der Kirmes finden. „Das war immer sehr schön hier auf dem Loches-Platz“, sagt sie.

Währenddessen setzen Natalie Hecker und Jasmin Kolvenbach gerade ihre Kinder ins Kinderkarussell: „Es wäre schon interessant zu wissen, wie das hier nächstes Jahr alles aussieht“, sagt Natalie Hecker, „hoffentlich bleiben die Wege kurz und die vertrauten Aussteller kommen wieder.“

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